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Wochenexkursion „Erneuerbare Energien“ nach Norddeutschland und Dänemark

Veröffentlicht am: 20. Juni 2017

Dezentrale Energieversorgungskonzepte, welche auf erneuerbaren Energien basieren, sind stark von regionalen Gegebenheiten abhängig. Deshalb hat sich die Struktur der Strom- und Wärmeerzeugung in Norddeutschland und Dänemark anders entwickelt, als es in Süddeutschland der Fall ist. Eine Exkursion in diese Region bietet somit die Möglichkeit, das theoretische Wissen aus Vorlesungen mit praktischen Anschauungsobjekten zu innovativen Konzepten zu verknüpfen. Bereits im Wintersemester 2016/17 wurde die Exkursion im Rahmen eines Wahlpflichtfaches von Studierenden aus dem 3. Semester EE gemeinsam mit Prof. Dr. Brodbeck geplant und organisiert. Ziel der Exkursion war es, einen möglichst vielseitigen Eindruck von der Praxis in dem komplexen Themenfeld der Energieerzeugung sowie den logistischen Prozessen dahinter zu erhalten.

Am Sonntag, den 28.05.2017 fuhren 15 Studierende in Begleitung von Prof. Dr. Brodbeck und Nina Martin (Studiengangskoordinatorin) mit zwei Kleinbussen in Richtung Nordrhein-Westfalen. Der erste Programmpunkt am Montagvormittag war eine Besichtigung des Braunkohletagebaus Hambach, welcher von der RWE betrieben wird. Braunkohle zählt zwar nicht zu den erneuerbaren Energien, dennoch wird die Energieversorgung in Deutschland noch für einige Jahre unter anderem auf Braunkohle basieren, sodass sich auch mal ein Blick über den Tellerrand hinaus lohnt. Nach einer theoretischen Einführung zum Thema Braunkohleabbau ging es in einem geländegängigen Bus auf das weitläufige Gelände des Tagebaus. An verschiedenen Stationen wurden die Ausmaße der Gerätschaften, des Areals sowie die Auswirkungen auf die Umwelt eindrucksvoll deutlich. Um die Folgen des Braunkohleabbaus dennoch möglichst gering zu halten, werden unter anderem zahlreiche Maßnahmen zum Emissionsschutz und zur Rekultivierung durchgeführt.

Nachmittags besuchten wir die Firma Egger Sägewerk und Holzwerkstoffe in Brilon. Bei der Werksführung erklärte uns die Mitarbeiterin die einzelnen Prozessschritte von der Rundholzanlieferung bis hin zur fertigen Holzwerkstoffplatte. Besonders interessant war dabei die Geschichte des Standortes, welcher sich durch unterschiedliche Einflüsse immer weiter entwickelte und heute eine vorbildliche Kaskadennutzung von Holz veranschaulicht. Auf dem Werksgelände befinden sich ein Sägewerk, die anfallenden Sägeresthölzer werden in der Holzwerkstoff-Produktion zu Platten verarbeitet und ein werkseigenes Biomasse-Heizkraftwerk erzeugt Strom und Prozesswärme. In einer anschließenden Diskussionsrunde mit dem Leiter des Holzeinkaufs konnten letzte offene Fragen geklärt werden.

Von Brilon aus ging es am Dienstagmorgen nach Hamburg. Dort stand nachmittags eine Besichtigung des Containerhafens zum Thema „Logistik“ auf dem Programm. Wir fuhren durch die bekannte Speicherstadt zum Hafen, wobei uns Einblicke gewährt wurden, welche man im Normalfall nicht zu sehen bekommt. Im Hamburger Frachthafen, welche einer Gesamtfläche von ca. 7.200 Hektar umfasst, werden jährlich 137,8 Mio. Tonnen Güter umgeschlagen. Durch die einzigartigen Einblicke auf dem Hafengelände sowie die umfangreichen Informationen des Hafenführers konnten wir einen guten Eindruck davon gewinnen, wie die Abläufe funktionieren. Besonders eindrucksvoll war dabei das moderne Container-Terminal Altenwerder (CTA), wo der Containertransport zum größten Teil mit „Automated Guided Vehicles“ (selbstfahrende Fahrzeuge) durchgeführt wird. Auch eine kurze Pause im internationalen Seemannsclub „Duckdalben“ war Teil der Hafenbesichtigung. Am Abend stieß noch Prof. Dr. Brunotte zu der Gruppe dazu, um uns für den Rest der Exkursion zu begleiten.

Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg nach Gråsten (Gravenstein) in Dänemark. Das dortigen Fernwärmenetz wurde von der Firma Arcon-Sunmark projektiert, ein Mitarbeiter der Firma stellte uns die gesamte Anlage vor. Die benötigte Wärme wird mittels verschiedener Technologien, welche je nach Bedarf unterschiedlich kombiniert werden, erzeugt. Zum Einsatz kommen eine Freiflächen-Solarthermieanlage, ein Strohverbrennungskessel sowie eine Wärmepumpe. Das Verwaltungsgebäude ist außerdem mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Nach einer kurzen theoretischen Einführung wurden die Anlagen besichtigt, abschließend wurden offene Fragen zu dem Konzept diskutiert und geklärt. Nachmittags fuhren wir weiter nach Kopenhagen.

Einer der eindrucksvollsten Programmpunkte der Woche war am Donnerstag die Besteigung eines Windrades im Bürgerwindpark Lynetten in Hafen von Kopenhagen. Der Guide, welcher uns unter anderem die Entstehung des Windparks erläuterte, ist selbst Mitglied im „Dänischen Windrad-Verband“ und kümmert sich als gelernter Elektriker um mehrere Windkrafträder in dem Windpark. Nach der theoretischen Einführung ging es in luftige Höhen. Die Gruppe verteilte sich auf zwei Windräder, welche extra für die Besteigung angehalten wurden. Nach einem spektakulären Aufstieg wurde uns ein atemberaubender Ausblick auf ganz Kopenhagen geboten.

Am Freitagmorgen fuhren wir nach Vojens. Dort befindet sich die mit 75.000 m² weltweit zweitgrößte Solarthermieanlage. Eine Besonderheit der Anlage ist außerdem der riesige Erdbecken-Wärmespeicher mit einem Volumen von 205.000 m³, in welchem Wärme auch saisonal (vom Sommer bis in den Winter hinein) gespeichert werden kann. Ein Mitarbeiter der Firma Arcon-Sunmark führte uns über das weitläufige Gelände und erklärte uns die Funktionsweise des Konzepts. Die 5.439 Kollektoren der thermischen Solaranlage liefern 49 MW Spitzenleistung und decken fast 50% des gesamten Wärmebedarfs der Stadt Vojens ab. Die darüber hinaus benötigte Wärme wird von drei Gasmotoren, einem Elektrodenkessel, einer Absorptionswärmepumpe sowie einem Gaskessel erzeugt. Nach diesem interessanten Einblick machten wir uns auf den Weg nach Flensburg. In Flensburg bekamen wir am Samstagmorgen eine Führung in einem Kraftwerk der Stadtwerke Flensburg. Zuerst erläuterte uns der engagierte Mitarbeiter die Entstehungsgeschichte der Stadtwerke. Ein zentraler Aspekt hierbei ist die seit langer Zeit bestehende Fernwärmeversorgung in der Stadt sowie die sehr hohe Abdeckungsdichte der Fernwärme. Danach wurden wir über das gesamte Gelände und durch die Anlagen geführt um insbesondere die Kraftwerkstechnik der hochmodernen Gas- und Dampfturbinenanlage (GuD-Anlage) aus der Nähe zu betrachten. Mit Ende der Führung ging auch der letzte Programmpunkt der Exkursion zu Ende.

So machten wir uns nach sechs abwechslungsreichen, interessanten und informativen Tagen auf den Weg zurück in Richtung Süden. Mit zahlreichen neuen Eindrücken kamen am späten Samstagabend alle wieder gut in Rottenburg an.