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SERM 2018 in Lissabon

Veröffentlicht am: 08. Juni 2018

Als Repräsentanten unserer IFSA-Hochschulgruppe waren Anika Weisbrod und Janne Tervo auf dem diesjährigen SERM der IFSA, International Forestry Students’ Association.

Das SERM (Southern European Regional Meeting) fand vom 20. bis 28. April rund um Lissabon statt. Es wurde von der IFSA-Gruppe der Universität von Lissabon organisiert. Die land- und forstwirtschaftliche Fakultät, Instituto Superior de Agronomia, war ehemals ein Jagdschloss des portugiesischen Königshauses und ist von einer 100ha großen Grünanlage umgeben. Das Areal befindet sich am Rande der Stadt.

Unser Flug war sehr früh am Morgen, wodurch wir bis zum Treffpunkt die Zeit nutzten, um durch die Stadt zu flanieren. Lissabon an sich ist eine schöne, kunterbunte Stadt mit einer langen Geschichte. Es liegt an einem Fluss mit Mündung zum Atlantik. Kommt man von dort an, wird man auf dem Weg zum Stadtinneren auf einem großen Platz von der imposanten Architektur empfangen. Die Stadt der sieben Hügel ist eine Reise wert.

Das offizielle Programm begann am Samstag. Zunächst wurden wir von Seiten der Universität, des Ministeriums für Forstwirtschaft, IFSA International und eines Gründungsmitglieds der IFSA in Portugal begrüßt.

Wir erfuhren, dass nahezu 90% der Wälder Portugals privat Eigentum sind und diese wiederum meist unter 5ha groß sind. Dies erschwert den forstpolitischen Einfluss maßgeblich. Im Anschluss wurde uns ein Teil der Grünanlage vorgestellt. Der Nachmittag wurde bei strahlendem Sonnenschein mit einer Schnitzeljagd in Kleingruppen zum besseren Kennenlernen der Stadt und der Gruppenmitglieder verbracht.

Am dritten Tag stand der Besuch eines staatlich bewirtschafteten Steinkieferwaldes auf dem Programm. Interessanter Weise werden diese in monokulturellen Alterklassenparzellen à 36ha Größe von der Naturverjüngung bis zum Kahlschlag behandelt. Bis vor wenigen Jahren war die Steinkiefer Hauptbaumart in Portugal, die mittlerweile von Eukalyptus abgelöst wurde. Als dritte Wirtschaftsbaumart gilt die Korkeiche. Egal, um welche Art es sich handelt, werden diese vorwiegend monokulturell in Alterklassenstrukturen behandelt. Davon konnten wir uns vor allem während den Busfahrten links und rechts der Straßen überzeugen. Nicht nur deswegen muss die portugiesische Forstwirtschaft mittlerweile alljährlich mit hohen Verlusten durch Waldbrände rechnen. Ein abgebranntes Waldgebiet gleicht einem stehenden Baumfriedhof, wovon wir uns selbst überzeugen konnten. Im serQ, das ein Bindeglied zwischen Forschung und Wirtschaft bildet, zeigte uns eine Lehrkraft der Fakultät einige innovative Produkte und Ideen vor allem von Konstruktionsholz, an denen im Innovation Center derzeit getüftelt werden. Der Tag wurde durch den traditionellen International Evening abgerundet.

Der Montag stand ganz im Zeichen von körperlicher Aktivität im Waldseilgarten Pedra Amarela und einem IFSA Workshop, in dem wir uns über Verbesserungen in der IFSA Gedanken machten.

Nachdem wir am Dienstag den westlichsten Teil Kontinentaleuropas aufsuchten, konnten wir uns in Sintra bei einem Spaziergang durch den Ort etwas erholen. Von dort aus gingen wir hinauf zur romantischen Schlossanlage von Sintra. Diese wurde seinerzeit von Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha errichtet. Der Park wurde mit vielen exotischen Pflanzen ausgeschmückt und ähnelte an diesem Tag durch tief hängenden Wolken sehr einem Regenwald.

Am folgenden Tag wanderten wir in einem weiteren ehemaligen königlichen Jagdrevier, das mittlerweile als Wildtiergehege gepflegt wird. Die Studierenden der Fakultät nutzen es häufig zur Wildtierbeobachtung. Eingangs wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass zu der Zeit Bachen führend waren. Durch tägliche Besuchergruppen haben einige Tiere ihre Scheu vor dem Menschen verloren, wodurch wir von einer friedlichen Schwarzwildrotte mit Frischlingen überrascht wurden. Unser Ausflug ging weiter zum Kloster von Mafra, einer riesigen Anlage als Opfer für einen männlichen Thronfolger. Dort galten strenge Hierarchien und Regeln, die durch architektonische Raffinessen unterstützt oder ausgehebelt wurden. Der damalige leichtgläubige König führte sein Land durch den Bau fast bis zum Staatsbankrott. Im wunderschön angelegten Park des Klosters wurde ein weiterer Workshop abgehalten.

Der letzte strikt geplante Wochentag führte uns zunächst zur Weinzeche in Gambia. Hauptsächlich werden dort Korkeichenwälder bewirtschaftet; man könnte es auch Eichenhain nennen. Der Seniorchef stellte uns die multifunktional genutzte Waldfläche vor. Des Weiteren erklärte er uns die Korkernte und zeigte sie uns im Anschluss vor Ort. Danach hatten wir noch die Zeit uns den Kiefernwald und die Weinreben anzuschauen. Die Mittagszeit genossen wir auf dem Landgut bei herrlichstem Sonnenschein. Das Organisationskomitee führte uns zu einem weiteren Hofgut, das nun mehr zu einer Baumschule umfunktioniert wurde. Anfänglich wurden hier Bäume und Sträucher für Gartenanlagen gezüchtet. Dies wird auch heute noch fortgeführt, jedoch werden mittlerweile im großen Stil die drei Wirtschaftsbaumarten herangezogen und im Umkreis der portugiesischen Hauptstadt verkauft. Der Abend wurde gemeinsam in einem Kulturzentrum der Fachschaft bei köstlichem Essen und der traditionellen IFSA-Auktion verbracht.

Früh am nächsten Morgen traten Anika und ich schweren Herzens unsere Heimreise an. Der Aufenthalt in Portugal war sehr eindrucksvoll und lehrreich. Der fachliche Austausch mit Forststudierenden aus unterschiedlichen Ländern erweiterte unseren Blick. Wir freuen uns schon jetzt im kommenden Januar das Germany Meeting in Rottenburg veranstalten zu dürfen und die Hochschule präsentieren zu können.