Japanischer Stararchitekt Kengo Kuma in Zusammenarbeit mit HFR: ein neues „Haus des Waldes“ für Fernost nach Baden-Württembergischem Vorbild
Veröffentlicht am: 05. September 2018
Am Anfang stand die Frage, in wie weit sich das waldpädagogische Konzept des Stuttgarter Haus des Waldes (ForstBW) auf die Verhältnisse und Herausforderungen in Japan übertragen lässt. Ähnliche Angebote gab es dort für Kinder und Lehrende bislang noch nicht.
Foto: Entspannt nach getaner Arbeit: Prof. Shirou M. Wakui (Rektor der GAFSC), Prof. Ludger Dederich (HFR) und Prof. Kengo Kuma (Tokio) (v.l.)
Vor diesem Hintergrund fand am Rande des Deutsch-Japanischen Forstsymposiums in Gifu im Herbst 2017(Projekt KoWald/ Prof. Dr. S. Hein, gefördert durch Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg) erste intensive Fachgespräche zwischen den Experten der Gifu Academy of Forest Science and Culture in Mino (GAFSC) und der Hochschule Rottenburg (HFR) statt. Der Austausch war geprägt von nicht nur theoretischen Ansätzen, sondern gleichermaßen von der praktischen Umsetzung einzelner Elemente zeitgenössischer Waldpädagogik am wohl bestens geeigneten Ort: im Wald von Mino in der Präfektur Gifu. Vereinbart wurde damals zudem, den gemeinsamen Diskurs nicht bei den Erörterungen zur Waldpädagogik enden zu lassen, sondern sich zudem parallel über die Möglichkeiten eines modernen Holzbaus in diesem Zusammenhang auszutauschen. Dazu kam im Februar 2018 eine Gruppe von Experten der GAFSC zur Hochschule für Forstwirtschaft nach Rottenburg, um von dort aus mit den Professoren Otmar Fuchß und Ludger Dederich zahlreiche weitere Beispiele waldpädagogischer Einrichtungen nicht nur in Baden-Württemberg zu besuchen und den jeweiligen spezifischen Besonderheiten nachzuspüren.
Schon vier Wochen später wurde an der GAFSC ein studentischer Entwurfsworkshop zur Entwicklung von Vorschlägen für das erste japanische Haus des Waldes, das auf dem Campus der GAFSC errichtet werden soll, durchgeführt. Die Grundlagen zu dieser Aufgabenstellung sind in ganz wesentlichem Umfang die Beiträge gewesen, die seitens der HFR geleistet wurden. Am Ende dieses Workshops wurde ein studentischer Siegerbeitrag gekürt, der seitdem im Sinne eines japanischen Konzepts modernen Waldpädagogik weiterentwickelt und durchgeplant wurde.
Anlässlich der Vorstellung dieser Arbeit fand am 25. August 2018 an der GAFSC in Mino eine Präsentationsveranstaltung statt. Ausgehend von einer Darstellung der Projektentwicklung durch die japanischen Hochschulprofessoren Hagiwara und Matsui haben die Studierenden Yurie Ogami für den Entwurf und Shin Sakata für die Tragwerksplanung als Vertreter für das Siegerteam das Ergebnis dieser interdisziplinären Kooperation von Architektur und Bauingenieurwesen vorgestellt. Im Anschluss würdigten Kengo Kuma (Tokio) und Ludger Dederich (HFR), zwei holzbauerfahrene Architekten das vorgestellte Ergebnis. Auf diese Weise bekam die Veranstaltung den Charakter eines intensiven binationalen Seminars, in dem sich die Studierenden auch nicht scheuten, angesichts der Hinweise und Anmerkungen der beiden Kritiker ihre Positionen und Ansätze nicht nur zu begründen, sondern auch engagiert zu verteidigen.
Besonders einig waren sich die beiden externen Experten darin, dass das Ergebnis die Qualität üblicher studentischer Arbeiten deutlich übertrifft. Besonders erfreut zeigte sich Prof. Shirou M. Wakui als der Rektor der GASFC ob des Gesamtergebnisses, das er als Beleg für die Qualität der Lehre in Mino, für das Engagement der Studierenden sowie die Kooperation mit der HFR wertete. Nun wird es an dem Projektleiter Prof. Hagiwara sein, in enger Abstimmung mit dem Direktor Tetsuro Takai von der Leitung der Forstverwaltung der Präfektur Gifu für die Umsetzung des überzeugenden Entwurfs zu sorgen. Hier kann nun die Waldpädagogik in Japan einen angemessenen Ort finden!
Darüber hinaus wurden im Anschluss dieser Veranstaltung die Randbedingungen für den ersten gemeinsamen Entwurfsworkshop für Studierende der GASFC und der HFR im kommenden Jahr in Rottenburg vereinbart.