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Ganz nah dran – auf dem Fahrrad Flüsse kennenlernen

Veröffentlicht am: 26. Juni 2018

Vom 15. bis 17. Juni waren Prof. Dr. Rainer Luick und Dipl.-Biochemiker Johannes Reiss vom „Büro am Fluss e.V.“ in Wendlungen mit einer Studierendengruppe der Hochschule Rottenburg unterwegs, um Fließgewässer in Baden-Württemberg und ihre Entwicklung kennenzulernen. Mit dem Fahrrad ging es vom Start in Herrenberg entlang der Würm bis zu deren Mündung bei Pforzheim in die Enz. Am zweiten Tag wurde die Enz, der wichtigste Nebenfluss des Neckars, bis Bietigheim-Bissingen erkundet, am dritten Tag stand der Neckar im Abschnitt bis Stuttgart auf dem Programm.

Ziele des Kurses war, die Entwicklung und Veränderung von Fließgewässern in ihrer landschaftlichen Umgebung im Kontext eines Gewässerkontinuums zu veranschaulichen. Neben dem Kennenlernen von gewässerspezifisch natürlichen Elementen und Prozessen lag ein Schwerpunkt auch bei den zahlreichen anthropogen bedingten Veränderungen, Störungen und Problemen. (Fließ)Gewässer werden gerne die Lebensadern unserer Landschaften genannt, denn sie vernetzen Ökosysteme und Landschaften in vielfältiger Art und Weise. Zwar hat sich in den vergangenen Jahrzehnten die chemische Wasserqualität deutlich verbessert,; massive Probleme bestehen aber nach wie vor zur ökologischen und strukturellen Qualität. In Baden-Württemberg gibt es rund 35.000 km Fließgewässer, doch über 90% davon sind in einem ungenügenden und sehr schlechten Zustand. Das krasseste Negativbeispiel ist sicher der Neckar in seinem Abschnitt von Mannheim bis Plochingen. Die 27 Staustufen führen dazu, dass der Neckar im Grunde nur noch eine Kette von künstlichen Seen ist.

Die 18 Studierenden aus den Studiengängen Ressourcenmanagement Wasser, Nachhaltiges Regionalmanagement und Forstwirtschaft hatten sich in Kleingruppen mit thematischen Inputs gut auf den Kurs vorbereitet. An interessanten Standorten und Objekten wurden u.a. folgende Themen vorgestellt und diskutiert:

  • Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie an den besuchten Gewässern.
  • Die Situation der Natura-2000 Gebiete entlang der Gewässer und Aspekte zu wasserwirtschaftlichen und naturschutzfachlichen Zielen und wie diese erreicht werden können.
  • Die Enz in einem kulturgeschichtlichen Kontext als wichtige Transporttrasse zwischen Neckar, Rhein und dem Nordschwarzwald
  • Der Ausbau des Neckars zur Großwasserstraße und die daraus resultierenden Konsequenzen. 

Höhepunkt war sicher die Kanufahrt auf dem Neckar und die Exkursion im Renaturierungsgebiet „Zugwiesen“ bei Ludwigsburg mit dem Neckarguide Uli Osterhild. Für manche abenteuerlich war die Schleusung durch die Staustufe Poppenweiler. Die „Zugwiesen“ mit rund 17 Hektar Größe sind das einzige größere Renaturierungsprojekt am schiffbahren Neckar, das bislang realisiert wurde, von 1998 bis 2013 dauerten Planung und Umsetzung. Zu den Attraktionen des Gebietes gehört ein 1,3 Kilometer langes Umgehungsgewässer (Fischtreppe), das jetzt wieder den Fischen erlaubt, die Staustufe zu überwinden.