Zurück zur Übersicht

Die 30-Tages-Challenge: Postwachstumsökonomie – ist das umsetzbar?

Veröffentlicht am: 30. Juli 2018

Was ist Postwachstumsökonomie? Wie lässt sie sich in unserem Alltag leben? Mit diesen Fragen zum Theorie-Praxis-Transfer haben sich 40 Challenge-Teilnehmer*innen im Laufe des letzten Sommersemesters intensiv auseinandergesetzt. Im Rahmen eines HUMUS-Lehrprojekts von Prof. Michael Rumberg gewann eine studentische Idee Gestalt, die Postwachstumsökonomische Theorie mit einer 30-Tage-Challenge in der Alltagspraxis zu testen und sich dabei auf ganz besondere Weise mit dem Postwachstumsökonomischen Konstrukt auseinanderzusetzen. Finanziell gefördert wurde das HUMUS-Projekt durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.

Es sollte innerhalb einer 30-Tages-Challenge herausgefunden werden, ob die Ansätze des bekannten deutschen Postwachstumsökonomen Niko Paech im persönlichen Alltag umsetzbar sind. Dazu sollten viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen an der HFR gefunden werden, die sich der Herausforderung, nach Niko Paechs Ansätzen zu leben, stellen wollten.

Eine Projektgruppe, bestehend aus drei Studentinnen aus den Studiengängen Ressourcenmanagement Wasser und Nachhaltiges Regionalmanagement, begleitet von Prof. Michael Rumberg und Frau Gabriele Hägele, hat diese Challenge vorbereitet. Es wurde ein „Challenge-Tagebuch“ erstellt, im dem alle Teilnehmer*innen der Challenge ihre persönlichen Ziele – zum Beispiel regionale Produkte zu kaufen, weniger zu konsumieren und beim Einkauf auf Plastikverpackungen zu verzichten oder mehr Strecken mit dem Rad statt mit dem Auto zurückzulegen - festhalten konnten. Diese Tagebücher werden derzeit im Rahmen der Bachelorarbeit von Stefanie Märkle detailliert ausgewertet.

Zur Einführungsveranstaltung Anfang Mai kamen 70 Interessierte, die weitere Informationen zur Postwachstumstheorie und Erläuterungen zur 30-Tages-Challenge erfahren wollten. In diesem Rahmen konnten Fragen zu dem Ansatz und Vorhaben geklärt werden. Letztendlich haben über 40 Personen an der Challenge teilgenommen. Sehr erfreulich war, dass die Teilnehmergruppe sowohl aus Studierenden, wie auch aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der HFR bestand.

Während der Challenge, die für viele Teilnehmer*innen als „Selbstcheck“ des eigenen Lebensstils genutzt wurde, konnte man sich auf der Austauschplattform ILIAS Anregungen und Tipps zur nachhaltigen Lebensweise holen. Dort wurden z.B. viele Regional- und Bio-Läden in Rottenburg und Umgebung bekanntgemacht. Zum weiteren Austausch fand zur Halbzeit der Challenge ein Treffen statt, bei dem sich ein kleiner Kreis in lockerer Runde angeregt über die Thematik der Nachhaltigkeit unterhalten hat.

Die Challenge endete Mitte Juni mit einer Abschluss- und Evaluationsveranstaltung, rechtzeitig vor der beginnenden Lern-und Prüfungsphase, sodass die Studierenden sich ohne zusätzliche Anstrengungen mit einem nachhaltigen Lebensstil wieder den ein oder andern in Plastik verpackten Snack kaufen durften. Bei der Abschlussveranstaltung zeigte sich, dass die meisten Teilnehmer*innen gerne nachhaltiger leben und bewusster konsumieren wollen, die äußeren Umstände wie z.B. das oft in Plastik verpackte Warenangebot oder ein eng getakteter Tagesplan die guten Absichten häufig in ihrer Umsetzung erschweren.

Einig sind sich aber alle, dass „wer glaubt, exponentielles Wachstum könnte in einer endlichen Welt unendlich weitergehen, ist entweder ein Wahnsinniger oder Wirtschaftswissenschafter“ (Boulding, 1973). In diesem Sinne wollen alle Teilnehmer*innen der Challenge auch in Zukunft ihre Lebensweise umweltverträglicher gestalten und die Augen für neue Ideen in Wirtschaft und Gesellschaft offen halten.

Abschließend ist zu sagen, dass die Challenge ein Erfolg war, weil sie die Möglichkeit geboten hat, sich intensiv mit seinem eigenen Lebensstil und seinem ökologischen Fußabdruck auseinanderzusetzen. Zudem konnte sehr gut erfahren werden, dass die individuellen guten Absichten sehr stark von den gegebenen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen begrenzt werden und es an vielen Stellen Änderungen bräuchte, um die beabsichtigten und nötigen Änderungen auch im Alltagsleben leichter umzusetzen.