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ANW Hochschulgruppe Rottenburg in Thüringen

Veröffentlicht am: 14. Mai 2018

Am Freitag, den 20. April, ging es für die Teilnehmer der Exkursion zeitig um 5 Uhr von der Hochschule Richtung Süd-Thüringen.

Bernd Hoffmann, einer der zwei eigens bei der Kommune angestellten Förster, begrüßte uns in Hildburghausen. Nach kleiner Einführungsrunde ging es direkt in den angrenzenden Wald, zunächst wurde uns allerdings ein nahe gelegener Privatwald als Anschauungsobjekt vorgeführt. Im Gegensatz zu den dort vorkommenden, dichten Fichtenbeständen begrüßten uns im nahe liegenden Kommunalwald lichte, dennoch fichtendominierte Bestände, die eine beginnende vertikale Struktur zu erkennen ließen. Auffallend war die üppig hervorgehende Naturverjüngung an den lichteren Stellen, nicht nur Fichten, sondern auch einige Tannen, Lärchen und Douglasien strebten ihren bereits älteren Artgenossen nach. Herr Hoffmann erklärte uns ausführlich sein Vorgehen beim Umbau der Wälder und füllte die Erklärungen mit konkreten Zahlen.

Zur Mittagspause ging es an eine kleine Schutzhütte, dort versorgte uns ein Forstwirt der Stadt mit Bratwürsten im Brötchen und Getränken.

Anschließend besichtigten wir die Tannensaatflächen, für welche der Stadtwald Hildburghausen bekannt ist. Bernd Hoffmann erklärte uns das Verfahren für die entsprechende Bodenvorbereitung mittels eines Zwei-Scheiben-Räumgeräts mit Pferd. Sein Ziel ist es, mit den schachbrettartig angelegten Saatlinien mit einer großen Wahrscheinlichkeit den perfekten Standort mit der dafür am geeignetsten Tanne zu treffen. Um die Vorzüge der Saat gegenüber der Pflanzung darzustellen, durfte jeder von uns einen Sämling per Hand herausziehen. Bei der einjährigen Variante fiel es uns bereits schwer, bei der zweijährigen Tanne konnte wir diese ohne Messer nicht mehr mit den Wurzeln vom Boden lösen. Gerade die Entwicklung der Pfahlwurzel war beeindruckend, auf der Abbildung 1 ist der Vergleich eines zweijährigen Tannenexemplars mit einer mehrjährigen Fichte aus Naturverjüngung auf dem selben Standort zu sehen. Neben dem eher klassischen Saatverfahren wird in Hildburghausen auch der Eichelhäher als Helfer für das Säen der zuvor von der Bevölkerung gesammelten Eichen genutzt. Nicht nur der Waldbau sondern auch die Jagd spielt im Kommunalwald eine große Rolle.

Den Abend verbrachten wir nach Besuch in der Pizzeria gemütlich in der Jugendherberge in Königsberg (Bayern).

Am nächsten Morgen erwartete uns nach kurzer Fahrt auf dem Innenhof des historischen Forstamtgebäudes in Bad Colberg-Heldburg Forstamtsleiter Lars Wollschläger und Revierleiter Jens Freiberger. Nach Einführung in die Besonderheiten des Forstamtes ging es in das Revier Ummerstadt. Der Besuch der ehemaligen innerdeutschen Grenze, zu großen Teilen an der Reviergrenze verlaufend, durfte natürlich nicht fehlen. Nicht nur über 20 km Erschließung zum ehemaligen Grenzstreifen mussten nach der Wende gebaut werden, auch die sogenannte K6 Zone wird weiterhin mittels Beweidung durch eine Schafherde frei gehalten um die angesiedelten Offenlandarten in ihrer Verbreitung zu halten und zu stärken. Die inzwischen in der Jungbestandspflegephase befindlichen, aus Sukzession entstandene, angrenzende Bestände wurden mehrmalig auf Kampfmittel durchsucht und gesäubert. Anschließend ging es zu Fuß durch den Wald. Jens Freiberger strebt die Strukturierung der Bestände an, hierfür setzt er als ersten Schritt auf den langsamen Abbau des in den reinen Nadelholzbeständen entstandenen Rohhumus. Mit vorsichtiger Auflichtung soll der Abbau in Gang gesetzt werden und die Grundlage für Waldbäume anstatt Brombeere und Co zu schaffen. Nach der „waldbaulichen Bodenbehandlung“ kann beispielsweise mit der Tannensaat begonnen werden. Das Revier Ummerstadt beinhaltet auch einige Kyrillflächen, die mittels spezieller Aufarbeitungsweise und z.B. Pflanzung von Berg-Ahorn inzwischen eine Vielfalt an Baumarten, wie Birke, Lärche, Kiefer, Fichte, Aspe, Douglasie und Eiche, beherbergt.

Das Mittagessen gab es am waldpädagogischen Stützpunkt. Mit selbst gebrautem Bier aus der Region und fränkischen Bratwürsten wurden wir hervorragend bewirtet.

Nicht nur nachmittags, dort aber besonders eindrucksvoll, bekamen wir den Beitrag der Jagd in Bezug auf den Waldbau vorgestellt - die im Revier Ummerstadt ehemals existierenden Weisergatter wurden zwar inzwischen vollständig abgebaut, aber ein selbiges im benachbarten Privatwald (Abbildung 2) zeigte den Einfluss des Wildes mehr als deutlich.

Den vollständigen Bericht mit zusätzlich Themen (ausführliche Beschreibung der Jagd- und Waldbaukonzepte etc.) und genauen Daten finden Sie als Aushang in der Hochschule oder kann auf Wunsch bei mir angefordert werden.

Einen herzlichen Dank an alle Beteiligten.

Jana Heinevetter