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Regiejagdtreffen in Rottenburg

Veröffentlicht am: 11. März 2024

Hochsitz im Wald

Am 7. März 2024 trafen sich an der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg erstmalig die Organisatoren und Koordinatoren der kommunalen und jagdgenossenschaftlichen Regiejagdbetriebe Baden-Württembergs zu einem Vernetzungstreffen. In Baden-Württemberg gibt es nach aktuellen Recherchen der HFR mehr als 60 Jagdgenossenschaften und kommunale Jagdbetriebe, die ihre Jagdfläche nicht wie sonst üblich verpachten, sondern in Eigenregie/Eigenbewirtschaftung bejagen. Regiejagd/Eigenbewirtschaftung der Jagd bedeutet, dass die Eigentümer dieser Flächen die Verantwortung und den Handlungsspielraum über die Jagd selbst in der Hand behalten und nicht über viele Jahre in andere Hände abgeben.

Bei diesem Treffen an der HFR stand der Austausch und das Kennenlernen im Vordergrund. Knapp 40 Vertreter verschiedener Jagdbetriebe hörten zunächst 3 Impulsvorträge, um dann selbst in Arbeitsgruppen aktiv zu werden.

Matthias Muth von der Jagdgenossenschaft Valley I berichtete über die smarten und einfachen Lösungen der Eigenbewirtschaftung im oberbayerischen Landkreis Miesbach, in dem derzeit bereits 1/3 der Jagdbögen nicht mehr verpachtet, sondern in Eigenregie der Flächeneigentümer bewirtschaftet werden. Während in Baden-Württemberg der Organisations- und Kontrollaufwand abschreckend wirken, sind die Lösungen in Oberbayern teilweise sehr einfach aber dennoch zielführend. Ziele der bäuerlichen Waldbesitzer dort sind sich selbst verjüngende Waldflächen, auf denen Zaunbau und Pflanzung zur Waldverjüngung nicht notwendig sind.

Dr. Franz Straubinger von der Forstverwaltung Graf Hatzfeld-Wildenburg stellte seine Konzepte zur Auswahl und Führung von Jagdpächtern und Jagderlaubnisscheininhabern in einem großen Privatwaldbetrieb dar.  Ziel eines Jagdbetriebes ist es nicht eine hohe Fluktuation bei Jagenden zu haben, sondern durch die richtige Vorauswahl und die klare Vermittlung der jagdlich-betrieblichen Zielvorgaben bereits vor der Ausgabe der Jagdausübungsberechtigung die richtigen Personen für die Jagd im eigenen Forstbetrieb auszuwählen. Dafür ist es auch wichtig, den Jagenden ein Umfeld zu bieten, in dem sie Wertschätzung erfahren und in ihren Fähigkeiten gefördert werden.

Andreas Broß und David Wiedemer von den Technischen Betrieben Offenburg (TBO) berichteten ausführlich über die Einrichtung und Organisation des Offenburger Regiejagdbetriebes, der mit 1.000 ha startete und inzwischen auf 3.000 ha angewachsen ist. Die Wildvermarktung der TBO ist inzwischen so weit gewachsen, dass ein neuer Wildverarbeitungs- und -verkaufsbetrieb gebaut werden soll. Besondere Aufmerksamkeit in der Diskussion nahm das Verhältnis des Regiejagdbetriebes mit den umliegenden Pachtjagden ein, von denen mittlerweile Wild angekauft wird, um es über den Wildbetrieb der TBO zu vermarkten.

In den anschließenden Arbeitsgruppen wurde über die Umstellung auf Regiejagdbetrieb, Organisation und Führung der mithelfenden Jäger, Wildvermarktung und Erstellung eines Handbuches zur Organisation des Regiejagdbetriebes diskutiert. Dies ist auch u.a. das Ziel des Forschungsprojektes an der HFR: bis Ende 2024 soll ein Handbuch erstellt werden, das Interessierten am Thema jagdlicher Eigenbewirtschaftung in gemeinschaftlichen und kommunalen Regiejagdbetrieben als Leitfaden und Ratgeber dienen kann.

Wunsch der Teilnehmenden war es, dieses Vernetzungstreffen von Regiejagden in Baden-Württemberg regelmäßig zu wiederholen. Ein Wunsch, dem wir als Ort des Austausches an der Hochschule gerne nachkommen. So dann – bis zum nächsten Regiejagdtreffen in Rottenburg! Wer beim nächsten Treffen gerne dabei sein möchte, melde sich bitte unter beimgraben@dont-want-spam.hs-rottenburg.de

Regiejagdprojekt an der HFR
Organisation und Durchführung: Luisa Kurzenhäuser
Inhaltliche und fachliche Leitung: Thorsten Beimgraben