Neue Konzepte für den Pfälzer Wald
Veröffentlicht am: 08. Januar 2024
Studierende des Master Forstwirtschaft auf Exkursion im Forstamt Bad Dürkheim (Landesforsten Rheinland-Pfalz)
Foto: Ein Wimmelbild als Infotafel am Waldparkplatz Dreieichen im Forstamt Bad Dürkheim (Bild: Chr. Schurr)
Der Pfälzer Wald ist ein großes Waldgebiet, in dem sehr unterschiedliche Nutzungsansprüche und -erwartungen aufeinandertreffen. Eine Hauptaufgabe der Verantwortlichen für die Waldbewirtschaftung ist es, dafür Lösungsansätze zu finden, die möglichst viele Menschen mitnehmen. Ein interessantes Ziel also für den Kurs Wald- und Umweltpolitik im Master - Studiengang Forstwirtschaft.
Frank Stipp, Leiter des Forstamts Bad Dürkheim von Landesforsten Rheinland-Pfalz, führte die Rottenburger Exkursionsgruppe in die Strukturen des Forstamtes ein und zeigte an eindrücklichen Beispielen, wie die unterschiedlichen Anforderungen hier angepackt werden. Unterstützt wurde er dabei von Jürgen Thielen von der Zentralstelle der Forstwirtschaft in Neustadt, der dort für das Aufgabengebiet NATURA 2000 verantwortlich ist, sowie von Revierleiter Markus Leuteneker und "Försterin for Future" Friederike-Marie Franke.
Das Forstamt Bad Dürkheim erstreckt sich von der trockenen, waldarmen Rheinebene hinauf in den waldreichen, von schwierigen Gebirgslagen geprägten Pfälzerwald. Während der Zugehörigkeit der Pfalz zu Bayern war es das einzige Forstamt außerhalb des Alpenraumes, für das bei der Waldarbeit Hochgebirgszuschläge bezahlt wurden. Nicht nur durch den Kurort Bad Dürkheim, sondern v.a. durch die nahegelegenen Städte Mannheim und Ludwigshafen besteht ein enormer Erholungsdruck auf die Wälder und deren touristische Infrastruktur. Ein bedeutender Teil der Waldflächen der öffentlichen Waldeigentümer liegt in Natura 2000 - Gebieten.
Gleich mehrere Besonderheiten gibt es beim Waldeigentum: Der rd. 4.900 ha große Limburg-Dürkheimer Wald steht im gemeinschaftlichen Eigentum der Stadt Bad Dürkheim und des Landes Rheinland-Pfalz. In vier Forstzweckverbänden haben sich jeweils mehrere Gemeinden zur gemeinschaftlichen Bewirtschaftung ihrer Kommunalwälder zusammengeschlossen. Für Forstamt, Revierleiter und Gemeinden stellt diese Zusammenarbeit eine erhebliche Erleichterung bei der Betriebsplanung und ‑führung dar. Schließlich gibt es hier ein waldbesitzendes Gymnasium - das Gymnasium in Grünstadt zeichnet für den rd. 150 ha großen Waldbesitz der Leininger Schulwaldstiftung verantwortlich. Eine weitere Besonderheit des Forstamtes ist der Ruheforst Pfalz.
An den Exkursionsstationen im Gelände ging es zuerst um die touristischen Infrastrukturen: die Masterstudierenden im Wintersemester 21/22 hatten im Kurs Praxisprojekt Waldpolitik Konzepte zur Weiterentwicklung von Waldparkplätzen zu "Willkommensportalen" erarbeitet, deren erste Umsetzungsschritte ihre Nachfolger nun am Parkplatz Dreieichen besichtigen konnten. Hier wurden Möglichkeiten und Erfahrungen der Besucherlenkung und -information vorgestellt und diskutiert.
Waldumbau zum klimaresilienten Wald ist bei einem Anteil der Kiefer von 60% ein Dauerthema im Forstamt. Zusammen mit trockenen Standorten und Dürrejahren, langen Anfahrtswegen und wenig intensiver Feinerschließung ist zudem die Waldbrandgefahr sehr hoch. Um dieser Gefahr entgegenzuwirken, wird im Forstamt viel getan: vom präventiven Umbau zu weniger brandgefährdeten Mischbeständen über die Anlage von Feuerlöschteichen und das Vorhalten mobiler Löschwassercontainer im Wald, Beschaffung geeigneter Fahrzeuge und Ausrüstung der Feuerwehren und Revierleiter bis hin zu gemeinsamen Übungen. Wasser und Wald haben jedoch mehr miteinander zu tun als Waldbrandprävention und ‑bekämpfung. Der Beitrag des Waldes zur Sicherung des Wasserhaushaltes der Landschaft und speziell zum Hochwasserschutz der unmittelbar an den Waldrand anschließenden Siedlungen war Gegenstand eines weiteren Exkursionspunktes.
Aus Artenschutzgründen gibt es allerdings auch größere Flächen, auf denen die Kiefer im Reinbestand erhalten bleiben soll. Im Vogelschutzgebiet werden Kieferbestände speziell als Lebensraum für den Ziegenmelker beplant und entwickelt. Welche Maßnahmen dafür in Frage kommen und wie das umgesetzt wird, wurde ebenfalls an einem Beispiel gezeigt.
Eine besonders rege Diskussion gab es an einem illegalen Mountainbike-Trail. Die mitgeteilten Erfahrungen des Forstamtes spiegelten wider, wie schwierig, ja manchmal aussichtslos es ist, diese Nutzung "unter Kontrolle" zu bekommen und damit Schäden vom Ökosystem Wald und Gefahren für andere Waldbesucher abzuhalten. Immerhin wurden verschiedenen Möglichkeiten in den Bereichen Personal, Kooperation mit Bikern oder gesetzliche Regulierung diskutiert, um diese Problematik einzufangen.
Vielen Dank an das Team des Forstamtes Bad Dürkheim für den beeindruckenden Exkursionstag an einem der waldpolitischen Hotspots in Rheinland-Pfalz.