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Nachruf - Prof. Rainer Wagelaar (geb. 20.06.1958 † 04.06.2023)

Veröffentlicht am: 05. Juni 2023

Portrait von Rainer Wagelaar

In tiefer Trauer nimmt die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) Abschied von Professor Rainer Wagelaar.

Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei seiner Frau Marion, seinen Kindern, den Enkeln und seiner ganzen Familie.

 

Rainer Wagelaar ist in Dormagen geboren und hat seine Kindheit und Schulzeit in Nordrhein-Westfalen verbracht. Es schloss sich ein Studium der Forstwissenschaften an der Universität Freiburg sowie das Referendariat für den höheren Forstdienst in der Staatlichen Forstverwaltung in Baden-Württemberg an. Nach beruflichen Stationen an den Staatlichen Forstämtern in Radolfzell und in Konstanz folgte er 1988 dem Ruf auf die Professur für Mess- und Planungslehre an der damaligen Fachhochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg. Mit fast 35 Dienstjahren war er inzwischen unser dienstältester Kollege und hat in dieser Zeit engagiert zur erfolgreichen Entwicklung der Hochschule beigetragen. Bis vor wenigen Tagen tat er das insbesondere als Leiter des Bachelor-Studiengangs für Forstwirtschaft, den er in den vergangenen Jahren federführend zu einer zukunftsorientierten Ausbildung weiterentwickelt hat, die weit über die Grenzen des Landes hinaus einen ausgezeichneten Ruf genießt.

Nur wenige Tage vor seinem 65. Geburtstag und nur wenige Wochen vor seiner Pensionierung ist er seiner kurzen, schweren Krankheit erlegen.

Rainer Wagelaar war kein Freund lauter Worte. Er überzeugte vielmehr durch ruhige und sachliche Analysen, eindeutige Aussagen und pragmatische Lösungsansätze. Klare Regeln waren ihm wichtig, weil er darin die zentrale Grundlage einer kollegialen Zusammenarbeit und für eine zielorientierte Ausbildung in hoher Qualität sah. Nur wer die Regeln kennt, kann Verantwortung übernehmen. Daran lag ihm viel.

Seine stets klare Positionierung ließ ihn – anders als viele andere Rheinländer - mitunter streng und ernst erscheinen, doch stand dieser Eindruck im Gegensatz zu der wohlwollenden Verbundenheit, die er Studierenden, Absolventinnen und Absolventen, der Hochschule und den Kolleginnen und Kollegen entgegenbrachte. Er half wo er konnte, ohne davon Aufhebens zu machen. Auf ihn, seine Unterstützung und auf seine Kollegialität war immer Verlass.

Er agierte und argumentierte stets sachorientiert und überlegt, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. War er von einem Ziel überzeugt, konnte er sehr beharrlich sein und wusste seinen Argumenten Gehör zu verschaffen. Mitunter war er im Dienste der Sache und seiner Überzeugungen durchaus streitbar und unbequem – für andere und für sich selbst.

Rainer Wagelaar war einer der letzten Professoren der HFR, die eigentlich nur für ein paar Jahre an die Fachhochschule berufen worden waren. Nach der Rückkehr in den Forstdienst winkte solchen Kollegen in der Regel die Leitung eines Staatlichen Forstamtes – damals der Traumberuf der meisten Forststudierenden. Mehrere sog. „Forstreformen“ verhinderten jedoch seine Rückkehr in die Landesforstverwaltung. Es war typisch für ihn, dass er damit nicht haderte, sondern diese Entwicklung als Herausforderung annahm. So erkannte er früh die zunehmende Bedeutung der Geographischen Informationssysteme (GIS) auch für die moderne Forstwirtschaft, hat sich zunächst weitgehend autodidaktisch darauf spezialisiert, und immer wieder Absolventinnen und Absolventen ermutigt, sich auf diese Fachdisziplin zu konzentrieren. Von diesen, seinen früheren Studierenden, hat er dann vieles gelernt und angenommen, bevor er nebenberuflich auch selbst noch einen GIS-Master-Abschluss an der Universität Salzburg erworben hat.

Rainer Wagelaar war ein ebenso begeisterter wie erfolgreicher Jäger. Gerne hätte er, wenige Jahre nach seiner Berufung an die HFR, auf die Professur für Wildökologie und Jagdwirtschaft gewechselt. Obwohl ihm auch das verwehrt geblieben ist, hat er sich in der Hochschule und mehrere Jahre als Vorsitzender des Ökologischen Jagdvereins Baden-Württemberg (ÖJV) sowie als Vertreter des Landesnaturschutzverbandes (LJV BW) für die Weiterentwicklung der Jagd eingesetzt sowie die jagdliche Ausbildung unserer Studierenden bis zuletzt mitgeprägt. Er wird der HFR nicht nur in den Fachbereichen seiner Professur fehlen, sondern auch als kluger Berater und Unterstützer unserer Regiejagd und der jagdlichen Ausbildung.

Und auch sein zweites großes Hobby stand zugleich für seine buchstäbliche Unermüdlichkeit, seine Lust an persönlichen Herausforderungen und für seine Naturliebe: Es zog ihn bis zuletzt regelmäßig mit dem Kanu auf möglichst wilde Bergbäche und Flüsse. Sein Geschick und seine körperliche Fitness waren beeindruckend.

Es war deshalb nicht überraschend, dass und mit welcher Kraft und Energie Rainer Wagelaar den Kampf gegen seine Krankheit angenommen hat. Und es war typisch für ihn, dass er dafür weder bemitleidet werden wollte, noch bewundert. Er hat von sich aus nicht viel darüber gesprochen, hat aber keine Antwort verwehrt, wenn man ihn fragte. Rainer Wagelaar hielt es auch nicht für einen Anlass oder Grund, ihm besonders dafür dankbar zu sein, dass er die letzten ihm verbliebenen Wochen noch dazu nutzte, seinen beruflichen Nachlass zu regeln und seinem bereits berufenen Nachfolger einen guten Start zu ermöglichen. Das war für ihn selbstverständlicher Ausdruck der ihm wichtigen Kollegialität.

So war er. So werden wir ihn in Erinnerung behalten.

Die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR), die Kolleginnen und Kollegen, die Mitarbeitenden, Studierenden sowie die Absolventinnen und Absolventen der vergangenen fast drei Jahrzehnte, die Forstwirtschaft im Land und die Jagdkultur verdanken Rainer Wagelaar viel.

Wir verlieren einen herausragenden Kollegen, Freund und Weggefährten, dem wir ein ehrendes Andenken bewahren werden.

 

gez.                                                                                       

Prof. Dr. Dr. h.c. Bastian Kaiser                                           

- Rektor -       

 

gez.

Simone Herrmann

- Vorsitzende des Personalrats -