Kengo Kuma und Peter Cheret zeigen auf Einladung der HFR Sternstunden der Holzbauarchitektur
Veröffentlicht am: 22. Mai 2023
Holzbau für eine zweite Moderne
Japan und der japanische Holzbau üben seit der Öffnung des Landes im 19. Jahrhundert ungebrochen eine tiefgreifende Faszination auf die Kunst- und Bauschaffenden in Europa aus. Nicht allein dieser Umstand, sondern zudem die Frage, ob es Gemeinsamkeiten gibt im Umgang mit dem Holzbau als möglicherweise die klimaschonende Architektur des 21. Jahrhunderts, stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung, die am 11. Mai 2023 im Naturtheater Reutlingen stattgefunden hat - frei nach dem Motto: Umsonst und draußen!
Der Hochschule Rottenburg war es als Veranstalter gelungen, prominente, dabei ausgewiesene Fachleute dafür zu gewinnen, ihre Sicht auf die Herausforderungen und Lösungen unter besonderer Berücksichtigung des Holzbaus zu präsentieren. 170 Interessierte waren nach Reutlingen gekommen, um bei nasskaltem Wetter tapfer den abwechslungsreichen Ausführungen zu folgen. Der einzige wirkliche Vorteil für die etwa 250 digital zugeschalteten TeilnehmerInnen war der, der Veranstaltung im Warmen folgen zu können. Ursprünglich war geplant, die Veranstaltung im vergangenen Jahr unter coronakonformen Bedingungen durchzuführen, weshalb nur das Naturtheater in Reutlingen in Frage kam.
Den Auftakt machte der Architekt Kengo Kuma, emeritierter Professor der Universität Tokio, der als Grenzgänger zwischen den Kulturen anhand seines umfangreichen Werks die Ansätze und Wege demonstrierte, welche seiner Meinung nach nicht zuletzt jungen Architektinnen und Architekten die Möglichkeiten aufzeigen, bei Bauaufgaben in Holzbauweise das Notwendige mit dem Poetischen zu verbinden. Ungeachtet seiner zahlreichen Museumsbauten und seiner spektakulären Bauten wie dem Nationalstadion in Tokio bekannte er, dass ihm seine kleinen Vorhaben doch die liebsten sind. Für diese seien insbesondere die Verknüpfung von Gestaltung und handwerklicher Kompetenz von Bedeutung, um die selbst aus der Ferne wahrnehmbare Qualität von Konstruktionen und Bauwerk insgesamt erreichen zu können.
Ihm antwortete mit einem weiten Blick auf die Entwicklung des Holzbaus in Mitteleuropa Peter Cheret, Architekt und emeritierter Professor der Universität Stuttgart. Auch er zeigte anhand nicht nur eigener Werke auf, dass die Verknüpfung von Herausforderungen mit der Entsprechung von Erforderlichem vereinbar ist, wenn es darum geht, im Holzbau Bewährtes mit Innovativem für ein zukunftstaugliches Bauschaffen zu verknüpfen. Und Kengo Kuma gleich verwies Cheret auf einen kleinen, ephemeren Pavillon, den er als einen seiner wichtigsten Vorhaben bezeichnete.
In einem zweiten Block berichtete der Architekt Mitsutaka Tsuji von der Gifu Academy of Forst Science and Culture in der japanischen Präfektur Gifu von den Bauvorhaben, die u.a. unter Mitwirkung von Studierenden u.a. auf dem Campus in Mino umgesetzt wurden. Danach präsentierte der Stuttgarter Architekt Prof. Stefan Birk anhand von konkreten Bauvorhaben und Forschungsvorhaben die seinerseits praktizierten Prinzipien für ein nachhaltiges Bauen mit Holz.
Im Sinne des grundsätzlich notwendigen interdisziplinären Diskurses folgten die Beiträge der Ingenieure Katsuhiko Kohara aus Mino sowie Prof. Thorsten Helbig aus Stuttgart. Beide verdeutlichten anschaulich die Notwendigkeit systematischer Forschung, um mit den technischen und wissenschaftlichen Mitteln der Gegenwart einerseits und den traditionellen Kompetenzen andererseits jene richtungsweisenden Bauten zu realisieren, die zuvor von den Architektenkollegen gezeigt worden waren.
Kontakt:
Fiona Schwesig: schwesig@ hs-rottenburg.de
Christoph End: end@ hs-rottenburg.de
Prof. Dr. Sebastian Hein: hein@ hs-rottenburg.de
Prof. Ludger Dederich: dederich@ hs-rottenburg.de