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Landnutzung „satoyama“ - 3. Deutsch-Japanisches COIL Seminar bot spannenden Ländervergleich

Veröffentlicht am: 12. Januar 2023

Screenshot mit den Teilnehmern der Zoom-Sitzung

Die Partneruniversitäten der Hochschule für Forstwirtschaft veranstalten seit dem Wintersemester 2021/22 gemeinsam mit Rottenburg für ihre Studierenden einen internationalen Workshop rund um Fragen der Waldbewirtschaftung (COIL: Collaborative Online International Learning). In der Neuauflage des deutsch-japanischen Lehr- und Lernformats COIL stand nun im Wintersemester 22/23 die Landnutzungform „satoyama“ im Zentrum der Workshops und Vorträge von Studierenden und Professoren.

satoyama“ bezeichnet dabei die traditionelle japanische Kulturlandschaft im ländlichen Raum, typischerweise geprägt durch Niederwaldbewirtschaftung zur Holzkohle- und Streugewinnung und verschiedene Formen der Landwirtschaft (Reis- oder Ackerbau, bzw. Weidewirtschaft). Neben Studierenden der Universitäten Shinshuu (Idee und Initiative zu COIL), Kagoshima und Iwate, die anhand Vorträgen Eindrücke in die vielfältigen Formen der regionenspezifischen Kulturlandschaften und deren Herausforderungen vermittelten, trugen auch die Studierenden im Masterstudiengang Forstwirtschaft der HFR sowie die Profs. Christoph Schurr und Sebastian Hein sowie Christoph End mit Impulsvorträgen über die Niederwaldbewirtschaftung in Deutschland (Hein), Strukturprobleme des Kleinprivatwaldes in Deutschland (Master-Studierende), traditionelle und neue Gemeinschaftswälder (Schurr) und die Rezeption der japanischen Waldbewirtschaftung um 1900 aus Sicht deutscher Förster (End) zu einem breiten thematischen Spektrum bei: beste Grundlage für einen internationalen Austausch zu einem Thema, das für die Teilnehmer erstaunlich viele Parallelen in einem Ländervergleich bereithielt.

In Deutschland wie in Japan stehen traditionelle Kulturlandschaften unter dem Druck sich ändernder Umgebungen. Die industrielle Entwicklung, die Abwanderung in die urbanen Zentren und die Unwirtschaftlichkeit landwirtschaftlicher Kleinbetriebe haben in Japan und Deutschland dazu geführt, dass die traditionellen Kulturlandschaften zunehmend wenig genutzt und gepflegt werden und an vielen Stellen bereits verschwunden sind. Zurück bleiben vielerorts unbewirtschaftete (Nieder-)Wälder, aufgegebene Weiden schließen sich und bedrohen die vielfältige Biodiversität, die ein wichtiger Teil der satoyama sind.

Die Studierenden stellten neben den vielfältigen Problemen und Herausforderungen aber auch Lösungsansätze und Erfahrungen aus beiden Ländern vor, mit denen es gelingen kann, durchwachsene Niederwälder wieder in eine Nutzung zu bringen, entweder im traditionellen Sinne, z.B. gezielte Bewirtschaftung zur Herstellung von Holzkohle oder Pilzen oder neue Formen der Nutzung, wie die Überführung in vitale Mischwälder. Auch aus touristischer Sicht kann die Pflege der traditionellen Kulturlandschaften sinnvoll sein, trägt diese doch dazu bei, Besucher in die ländlichen Räume zu locken und Einkommen zu generieren.

„Dass es in der Zwischenzeit gelingt, regelmäßig digitale Lehr- und Austauschformate mit den japanischen Partner zu realisieren zeigt, wie groß das gegenseitige Vertrauen und Wissen um die Fähigkeiten des anderen ist“ resümiert Prof. Dr. Sebastian Hein zufrieden, der seit über 10 Jahren den Austausch mit den Japanern an der Hochschule vorantreibt.

Dass die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg aber für japanischen Studierende nicht nur ein digitaler Lernort ist, sondern auch ein längerer Aufenthalt in Form eines Austauschstudienjahres auf Interesse trifft, zeigt sich nicht zuletzt dadurch, dass sich für dieses Jahr bereits drei Studierende aus Japan für ein Studium am Schadenweilerhof angemeldet haben.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Sebastian Hein (hein@dont-want-spam.hs-rottenburg.de)
Prof. Dr. Christoph Schurr (schurr@dont-want-spam.hs-rottenburg.de)
Christoph End (end@dont-want-spam.hs-rottenburg.de)