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Sarma… was?

Veröffentlicht am: 19. Dezember 2022

Waldbewirtschaftung in stadtnahen Wäldern bietet viele überraschende Herausforderungen für Förster*innen. Das erfuhren die Studierenden des Master-Studiengangs Forstwirtschaft bei einer Exkursion in den Lennebergwald vor den Toren der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz.

Studierende stehen bei sonnigen Wetter im Wald. Forstamtsleiter Wolfgang Vogt, Revierleiter Stefan Dorschel und Ranger Fabian Emde erläutern den Master-Studierenden der HFR den Lebensraumtyp der Sarmatischen Steppenkiefernwälder und die Maßnahmen zu dessen Wiederherstellung.

Foto: Forstamtsleiter Wolfgang Vogt, Revierleiter Stefan Dorschel und Ranger Fabian Emde erläutern den Master-Studierenden der HFR den Lebensraumtyp der Sarmatischen Steppenkiefernwälder und die Maßnahmen zu dessen Wiederherstellung.

Diese Herausforderungen zeigten uns Wolfgang Vogt, der Chef des Forstamtes Rheinhessen, Stefan Dorschel, der das Lennebergrevier leitet, und Jürgen Thielen, in der Zentralstelle der Landesforsten in Neustadt an der Weinstraße für den Waldnaturschutz verantwortlich.

Eine kleine Auswahl, wie man hier mit Herausforderungen wie Umweltbildung und Verkehrssicherung, illegalen Mountain Bike Trails und Grillplätzen, Dogwalking und Wanderreiten, Feierabenderholung und Informationsbedürfnis - umgeht:

Der seit 2021 eingesetzte Lenneberg-Ranger, Fabian Emde, berichtete von seinen Erfahrungen mit Waldbesuchern. Wichtig ist die Präsenz im Wald, die Leute ernst zu nehmen, ein offenes Ohr zu haben, aber auch, ihnen die Regeln der Waldnutzung verständlich nahe zu bringen.

Jens Carstensen, früherer Ortsvorsteher des Mainzer Stadtteils Gonsenheim, erläuterte seine Beobachtungen intensivster Waldnutzung. Gemeinsam mit den Forstleuten holte er wichtige Nutzergruppen des Waldes an einen Tisch, um Verständnis füreinander zu schaffen und konfliktmindernde Maßnahmen zu entwickeln. Die im Lennebergrevier tätige Praktikantin, in ihrer Freizeit Reiterin, bestätigte, wie wichtig es ist, miteinander zu sprechen, Maßnahmen zu begründen, ernst genommen zu werden.

Die Klimaschäden zeigen sich hier am trockenen nördlichen Ende des Oberrheingrabens massiv. Eine Joggingstrecke zum Schutz der Waldbesucher zu sperren, ist an sich schon ein dickes Brett, egal wo. Noch dicker wird das zu bohrende Brett, wenn es sich um die am stärksten genutzte Laufstrecke im Randbereich einer Landeshauptstadt handelt, die durch einen standortgerechten älteren Buchenbestand führt, wo für viele Waldbesuchende die schweren Kronenschäden und Gefahren durch abbrechende Starkäste auf den ersten Blick gar nicht erkennbar sind. Dann muss eine Sperrung sogar vor der Ministerin begründet werden. Zugleich wird aber auch ein großes Forschungsprojekt zur Untersuchung der Schadensursachen und -entwicklung auf den Weg gebracht. Bemerkenswert ist, dass die Sperrung von der Bevölkerung weitgehend akzeptiert wird.

Und schließlich: Was ist Sarma…? Im Lennebergwald gibt es eines der wenigen Vorkommen der Sarmatischen Steppen-Kiefernwälder in Deutschland. Ein FFH-Lebensraumtyp, gekennzeichnet durch trockene, lichte Kiefernwälder auf kalkreichem Dünensubstrat. Im Lennebergwald sterben diese Kiefern ab, die wertvolle Bodenflora wird durch Landreitgras verdrängt. Als Ursache wird die Klimakrise vermutet. Zusammen mit den Forstleuten erläuterte Biotopbetreuer Hans-Jürgen Dechent die mühevollen Maßnahmen, um dieses wertvolle Ökosystem wiederherzustellen.

Vielen Dank an alle Gastgeber für diesen eindrücklichen Tag zur urbanen Forstwirtschaft.