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Bitzer, Bergfreunde und TAVANI

Veröffentlicht am: 13. Mai 2022

Eindrücke aus der Nachhaltigkeitssafari des Pioniergartens am 09.05.2022

Studierende stehen in einem Besprechungsraum und hören dem Referenten zu

Am Montag, 09. Mai 2022, fand die zweite Nachhaltigkeitssafari des Pioniergartens statt. Studierende wie auch Mitarbeitende der beiden Verbundhochschulen Rottenburg und Reutlingen hatten wieder die Möglichkeit, hinter die Kulissen regionaler Unternehmen zu schauen und zu erfahren, wie das Thema Nachhaltigkeit dort verstanden und umgesetzt wird.

Diesmal ging es nach Rottenburg-Ergenzingen zur Firma Bitzer Kühlmaschinentechnik und dem Logistikzentrum des Outdoor-Online-Händlers "Bergfreunde". Gründerin Tanja Germann aus Rottenburg kam dazu und berichtete von ihrem kürzlich gegründeten Haustier-Marktplatz TAVANI.

Bei Bitzer, einem international führenden Unternehmen im Bereich Kühlmaschinentechnik, empfing Werksleiter Kai Schuppler die Gruppe zusammen mit Hansjörg Olbrich, dem Verantwortlichen für Umwelt, Sicherheit und Brandschutz. 1934 gegründet, blickt das Unternehmen auf eine lange Geschichte zurück. Es erlebte also viele Jahrzehnte, in denen „Nachhaltigkeit“ - wie heutige Zeitgenossen oft meinen - vermeintlich noch kein Thema war. Doch führte das konstante Bestreben der jeweiligen Geschäftsführer „zukunftsfähig zu wachsen“ dazu, dass das Unternehmen bereits frühzeitig Strukturen schaffte, wie sie uns heute für eine „nachhaltige Entwicklung“ wünschenswert erscheinen. So betonte Herr Schuppler, dass die Firma „in den Märkten für die Märkte“ produziere. Ein Vorgehen für das bereits in den 60er Jahren der damalige Inhaber, Peter Schauffler, den Grundstein legte. Es bedeutet in der Praxis: In Europa wird für europäische Kunden produziert, in Asien ausschließlich für den asiatischen Markt. Die insgesamt 20 Produktionsstandorte in 72 Ländern bilden in den jeweiligen Märkten separate Lieferketten und schaffen regionale Wertschöpfung. Dadurch können die einzelnen Produkte an die individuellen Bedürfnisse der unterschiedlichen Regionen/ Kunden angepasst werden. Heute verschafft Bitzer dieses weitsichtige Vorgehen in Krisenzeiten eine gewisse Unabhängigkeit. So hatte die Firma beispielsweise in der Corona-Pandemie deutlich weniger mit Lieferengpässen zu kämpfen.
Auch im Umweltbereich bemühte sich Bitzer bereits früh um Optimierungen in Ihrer Branche. Schon seit 1997 ist das Unternehmen EMAS zertifiziert. Bei einer Werksführung konnten u. a. das eigens konzipierte Blockheizkraftwerk besichtigt werden. Mit diesem und der eigenen PV-Anlage auf dem Dach besteht bereits jetzt ein Selbstversorgungsgrad am Standort Ergenzingen von rund 65 Prozent. Zudem spielt die Forschung und Entwicklung eine wichtige Rolle, um die Kühltechnik-Produkte immer umweltfreundlicher und emissionsärmer zu produzieren. Bitzers Produkte kommen in so systemrelevanten Bereichen wie dem Lebensmittelhandel oder zur Klimatisierung im Bus-, Bahn-, LKW- und Schiffsverkehr zum Einsatz.

Als nächstes lernte die Gruppe die Gründerin Tanja Germann des Start-Ups TAVANI aus Rottenburg kennen. Das junge Unternehmen hat das Ziel, eine Plattform für ein umweltfreundliches Leben mit Haustieren zu schaffen und fußt auf zwei Säulen. Zum einen soll ein Online-Marktplatz mit eigens festgelegten Nachhaltigkeitskriterien den Zugang zu nachhaltigen Haustierprodukten erleichtern. Zum anderen gibt die App „ZweitePfote“ Privatpersonen die Möglichkeit, gebrauchte Haustierartikel zu kaufen und zu verkaufen.

Zuletzt gewährte der 2006 gegründete Spezialist für Bergsport-Ausrüstung "Bergfreunde" Einblicke in sein Logistikzentrum in Rottenburg-Ergenzingen. Bergfreunde agieren ausschließlich im Online-Geschäft. Das Unternehmen wirbt damit, dass es klimaneutral ist. Die Teilnehmenden waren neugierig zu erfahren, wie dies in diesem bekanntlich eher Emissionen generierenden Wirtschaftszweig möglich ist. Zu den Haupttreibern ihres CO2 - Ausstoßes gehören der Versand und die Retouren, die im Logistikzentrum abgewickelt werden. Frau Kreissner, Assistentin der Logistikleitung, führte die Gruppe über das Gelände und erklärte, welchen Herausforderungen sich das Unternehmen in Logistik-Bereich stellt und wie die Prozesse nachhaltiger gestaltet werden.
Eine wichtige Neuerung dabei ist das aus Skandinavien stammende System „Autostore“. Dabei handelt es sich um ein modular erweiterbares Schienen-Regal-System. Kleine Roboter sortieren die Ware für die Konfektionierung. Die automatisierte Sortierung der über eine Million Artikel faszinierte die Gruppe ungemein. Neben der Zeitersparnis beim Sortieren und Lagermanagement kann durch das System viel Lagerfläche eingespart werden.
Pro Tag gehen zwischen 10.000 und 12.000 Pakete an Zielorte in ganz Europa auf die Reise; in bestimmten Aktionszeiträumen sogar bis zu 15.000. Transportwege können durch die Auswahl der Versanddienstleister teilweise verkürzt werden. Neben einem adäquaten Recycling von Verpackungen werden viele Schritte automatisiert und effizienter ausgerichtet, um Verpackungsmüll zu reduzieren.
Auch die Retouren werden komplett an diesen Standort abgewickelt. Frau Kreissner betonte, dass grundsätzlich keine Artikel zerstört werden, welche von Kund*innen zurückgeschickt werden. Entweder werden die Artikel aufbereitet und zurück in den Lagerbestand gegeben, zu vergünstigten Konditionen an die Mitarbeitenden abgegeben oder gespendet.
Bergfreunde zeigt, dass es im Online-Handel viele Stellschrauben gibt, durch die sich CO2 –Emissionen einsparen lassen. Dennoch gibt es bei ihnen Emissionen, die sich nicht vermeiden oder nur langsam reduzieren lassen. Um Klimaneutralität bereits jetzt zu erreichen, kompensiert das Unternehmen diese Emissionen, indem es über Zertifikate in weltweite Projekte investiert, durch die an anderer Stelle Treibhausgase eingespart werden können.

Die Nachhaltigkeitssafari wurde durch viele Fragen und aufgeschlossenen Gesprächsrunden belebt und war für alle Beteiligten sehr kurzweilig. Am Ende waren alle Teilnehmenden sehr beeindruckt von den neuen Erkenntnissen und konnten einige interessante Eindrücke mit nach Hause nehmen.

Ein großer Dank geht an Herr Schuppler, Herr Olbrich, Frau Germann und Frau Kreissner, die die Teilnehmenden sehr offen empfangen und alle Fragen engagiert beantwortet haben. Alle Beteiligten freuen sich auf eine fortlaufende Kooperation zwischen dem Gründungsnetzwerk Pioniergarten und den besuchten Unternehmen.