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Große Beteiligung beim Lichtwaldworkshop

Veröffentlicht am: 21. Februar 2022

Zahlreiche Maßnahmen für Lichtwaldarten wurden bisher erfolgreich umgesetzt

Blauschwarzer Eisvogel

Am vergangenen Donnerstag fand ein Workshop zum Schutz von Lichtwaldarten in Blaubeuren statt. Dieser wurde im Rahmen des HFR Projektes „Nachhaltige Waldwirtschaft zur Förderung von Lichtwaldarten unter besonderer Berücksichtigung des Blauschwarzen Eisvogels Limenitis reducta“ durchgeführt. Die Zahl von über 70 Teilnehmern aus Wissenschaft, Forst- und Naturschutzverwaltung, Naturschutzverbänden, Gemeindeverwaltung und Planungsbüros verdeutlichte die Bedeutung und das Interesse am Artenschutz im Wald. Durch das Fehlen von Megaherbivoren, die Aufgabe historischer Waldnutzungsformen und der Kahlschlagwirtschaft sowie eine erhöhte atmosphärische Stickstoffdeposition sind besonders diejenigen Arten bedroht, die während mindestens eines Entwicklungsstadiums lichte Lebensraumbedingungen benötigen. Zu diesen sogenannten Lichtwaldarten gehören beispielsweise der Blauschwarze Eisvogel und der Eschenscheckenfalter, deren Populationen dramatisch eingebrochen sind. Ohne gezielte Schutzmaßnahmen könnten diese Arten bald ganz aus Deutschland verschwinden.

Während des Workshops wurden zum einen aktuelle Forschungsergebnisse, notwendige Naturschutz- und Pflegemaßnahmen zum Schutz von Lichtwaldarten als auch Finanzierungsmöglichkeiten von Maßnahmen präsentiert, so Prof. Gottschalk, der Initiator des Projektes.

Heiko Hinneberg, der unterstützt durch die Masterabsolventin Susanne Hensel ausgiebige Forschungsarbeiten zu den Habitatanforderungen und Gefährdungsursachen des deutschlandweit vom Aussterben bedrohten Blauschwarzen Eisvogels auf der Schwäbischen Alb durchgeführt hat, stellte seine Ergebnisse erstmals einer breiten Öffentlichkeit vor. Mithilfe von Zeitrafferkameras hat er beispielsweise Mortalitätsursachen des Schmetterlings analysiert und über Fang-Wiederfang-Untersuchungen ermittelt, welche Distanzen die Art überwinden kann. Diese Wissensgrundlage ist entscheidend, um zukünftige Schutzmaßnahmen zu planen. Prof. Artur Petkau von der HFR zeigte Möglichkeiten auf, wie über ein rotierendes Kahlhiebssystem Schmetterlingsschutz wirtschaftlich umgesetzt werden kann. Die Schaffung lichter Waldlebensräume kommt neben den Tagfaltern auch der Pflanzenwelt zugute, wie Jana Niedermayer, ehemalige Absolventin der HFR, anhand der Vegetationsveränderungen im vor rund 10 Jahren reaktivierten Hutewald bei Deggingen (Kreis Göppingen) zeigte. Die maschinellen Auflichtungen führten zu einer Zunahme der Pflanzenarten um 20%. Bei den Tagfaltern und der Vogelwelt haben sich in Deggingen bisher allerdings kaum gefährdete Lichtwaldarten eingestellt, so Prof. Gottschalk, der 2021 Erfassungen dieser beiden Tiergruppen durchgeführt hat.

Der Schutz von Lichtwaldarten ist im Waldnaturschutz ein wichtiges Thema und stößt auf immer größeres Interesse. Dies hat dazu geführt, dass in den vergangenen Jahren an mehreren Orten auf der Schwäbischen Alb Artenschutzmaßnahmen für Lichtwaldarten durchgeführt wurden. So stellten Mitarbeiter*innen des Biosphärengebietes Schwäbische Alb, der FVA, eines Planungsbüros und des RP Tübingen erfolgreich umgesetzte Maßnahmen zum Schutz des Schwarzen Apollofalters, des Bergkronwicken-Widderchens oder des Elegans-Widderchens vor. Trotz lokaler Schutzerfolge und einiger Positivbeispiele waren sich die Teilnehmer des Workshops einig, dass noch viel passieren muss, um die stark gefährdeten Lichtwaldarten zu retten. Die bislang nur punktuell durchgeführten Maßnahmen müssen dringend ausgeweitet werden, um die Populationen der Arten zu stärken und langfristig überlebensfähig zu machen. Hierbei sind neben Kleinkahlhieben die Auflichtung der Bestände an Weg- und Waldrändern und die Etablierung von Mittel- und Hutewäldern an ausgewählten Standorten in verschiedenen Landkreisen der Schwäbischen Alb zu nennen.