Die kleinen Strolche – Erkundungen in der Strauchschicht des Waldes
Veröffentlicht am: 09. März 2022
Vortrag von Jörg Brucklacher am Montag, 21. März 2022 um 18:00 Uhr s.t. in der Aula der HFR
Gespräch über Sträucher:
Unbedeutendes Unterholz und gemeines Gesträuch? Von wegen!
Wir wenden den Blick ab vom herrschenden Kronendach auf die Strauchschicht des Waldes und der Waldränder, wo die nicht so groß gewachsenen Gehölze ihr Reich haben.
Hier fristen Sie nicht etwa ein unbedeutendes Dasein, sondern erfüllen wichtige ökologische Aufgaben als Brut- und Lebensraum, Nahrungsquelle und Biotopvernetzung.
Wie nahezu alle Gehölze wurden auch sie vom Menschen seit Urzeiten für ganz bestimmte, heute meist vergessene Zwecke verwendet.
An diesem Abend betrachten wir also Kornelkirsche, Roten Hartriegel, Pfaffenhütchen, Weißdorn, Schwarzdorn und Faulbaum in biologischer, nutzungshistorischer und kulturgeschichtlicher Sicht.
Warum schon Ovid die Kornelle rühmte und was der Spießbürger damit anfängt, was das Harte am Hartriegel ausmacht und wie man ein Blatt schweben lässt, wie der Pfaffe zum Hütchen kommt und wie damit die Läuse darunter bekämpft werden können, wie der Weißdorn den Zauberer Merlin verzauberte und welcher spezielle Zweig die Weihnachtdeko der Royals von England jährlich schmückt, von welcher Schuld Gott den Schwarzdorn freisprach und wie die Schlehe helfen kann, wenn einem die Spucke wegbleibt, all das (und mehr) wollen wir ergründen und erfahren.
Und kann man davon ausgehen, dass alle anderen Sträucher fleißiger sind als der Faulbaum?
Natürlich nicht - der Faulbaum überrascht uns außerdem mit einem sonnengelben Frühlingsboten, einer reizenden in Pirouetten fressenden Motte und mit explosiver Vergangenheit.
Als insektenbestäubte Arten bieten die Straucharten wichtige Insektennahrung und Lebensraum für Insekten und Heckenbrüter. Die Laubstreu ist sehr bodenpfleglich und trägt zur Humusverbesserung bei. Somit sind diese Straucharten in unseren Wäldern, im Offenland und in Siedlungen ökologisch sehr wertvoll und tragen zur Artenvielfalt und letztlich zur Biodiversität bei.
Als Wärme liebende und Trockenheit ertragende Straucharten sind sie im Klimawandel von zunehmender Bedeutung und Bestandteil nachhaltiger Landschaftsnutzung und -gestaltung.
Bei dem Vortrag gelten die 3G-Regel und das Hygienekonzept der HFR, daher bitten wir um Vorlage eines Genesenen- oder Impfnachweises oder eines aktuellen Tests. Wegen der auf 92 Personen begrenzten Hörsaalkapazität bitten wir um schriftliche Anmeldung unter ruge@ hs-rottenburg.de
Wer keine Antwort erhält, ist dabei. Ab der 93. Anmeldung erhält die Person einen schriftlichen Hinweis.
Der Vortrag wird auch gestreamt. Der Link dazu wird an dieser Stelle rechtzeitig veröffentlicht, so dass Sie dem Vortrag auch ohne persönliche Anwesenheit folgen können.
Zum Vortragenden:
Jörg Brucklacher, Jahrgang 1966, studierte von 1990-1993 Forstwirtschaft an der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und leitet seit 1998 mit den üblichen reformbedingten Flächenveränderungen das Revier Limpurger Berge im Kreis Schwäbisch Hall.
Inzwischen nicht nur als Baumbewirtschafter, sondern auch zunehmend als Baumfreund, beschäftigt er sich seit Jahren mit der Nutzungs- und Kulturgeschichte unserer heimischen Baumarten und hält regelmäßig Vorträge zum Thema.