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Deutsch-Japanischer Workshop zum Wildtiermanagement

Veröffentlicht am: 29. September 2022

Die Telnehmer stehen um den Referenten.

Im Rahmen des vom BMEL finanzierten Forschungsprojektes „3-Pfeile“ (2020-2023) trafen am 21.09.2022 im Besucherzentrum des Nationalparks Nordschwarzwald Vertreter aus Japan (Prof. Dr. Y. Teraoka/ Universität Kagoshima, Y. Niitsu/ Forstakademie Gifu) und Baden-Württemberg (Prof. Dr. T. Beimgraben/ HFR, Hr. F. Burghardt/ NLP) zu einem Workshop zusammen, um über den Stand des Wildtiermanagements und der praktischen sowie akademischen Ausbildung des Jagdpersonals in den Ländern zu diskutieren.

Sowohl in Deutschland als auch in Japan richten die hohen Wildpopulationen enorme Schäden in der Land- und Forstwirtschaft an. Jagd- und Managementkonzepte sind daher notwendig, um den ökonomischen Schaden zu verringern aber auch um einen Beitrag zum Naturschutz zu leisten. Während Deutschland eine wachsende Zahl an Jägern verzeichnet, zeigt sich in Japan ein anderes Bild. Die Anzahl der aktiven Jäger ist auf einem historischen Tiefstand, da Durchschnittsalter der aktiven Jägerschaft liegt bei über sechzig Jahren, was den anhaltenden Trend weiter verschärft.

Neben einem grundsätzlichen Austausch über Tendenzen, Statistiken und Herausforderungen wurden aber auch ganz konkrete Beispiele zur Schadensbegrenzung (z.B. Arten der Jagd) und zur Verwertung vorgestellt. Auch gerade bei der Verwertung konnten zahlreiche Gemeinsamkeiten der beiden Länder identifiziert werden u.a. dass es hier noch Potential für die Verwendung z.B. der Pelze und Felle gibt, die zur regionalen Wertschöpfung beitragen könnten.

Im Anschluss an die Vorträge und Diskussion folgte die Demonstration einer Nachsuche durch einen Schweißhund und dessen Führer. Für die Japaner war es eine einmalige Gelegenheit diesen relevanten Teil des Wildtiermanagements im Nationalpark zu erleben. Eine Einbindung von Hunden auf diesem professionellen Niveau ist in Japan bislang nicht gegeben.

Eine weitere wichtige Erkenntnis für die Teilnehmer war die Wichtigkeit der akademischen Ausbildung und Lehre an den forstwissenschaftlichen Fakultäten in Deutschland. Im Zuge der Modernisierung Japans und dem Import auch von Wissenschaft und Wissen war um 1900 die Forstwissenschaft und mit ihr auch die Jagdlehre aus Deutschland an japanischen Universitäten eingeführt worden. Während sich heute forstwissenschaftliche Fakultäten landesweit an den Hochschulen in Japan finden lassen, gibt es seit einigen Jahrzehnten schon keinen Lehrstuhl mehr für die Jagdlehre. Vielleicht ermöglicht diese Art des Austauschs auch hier eine Wiederbelebung dieses für die Forstwissenschaft wichtigen Forschungszweiges.

Zurück an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg konnten die 13 Besucher aus Japan einen Blick in die hochschuleigene Wildkammer werfen. Zwei der Teilnehmer wurde darüber hinaus durch Prof. Beimgraben spontan die Möglichkeit geboten, an einer Anschussübung teilzunehmen, die Teil der jagdlichen Ausbildung der Forst-Studierenden ist.

„Für uns ist es erstaunlich zu sehen, dass Jagd und Wildtiermanagement nicht zur Grundausbildung des forstfachlichen Personals gehört und die japanischen Studierenden erstmals damit in Berührung kommen“ so Prof. Beimgraben, der bereits in den Jahren zuvor JapanerInnen zum Thema Jagd in Rottenburg betreut hatte. Gemeinsame Publikationen mit japanischen Kollegen sind unlängst erschienen, weitere sind in Planung.

Kontakt: Prof. Dr. Thorsten Beimgraben (beimgraben@dont-want-spam.hs-rottenburg.de)

Projektkoordinator „3-Pfeile“ Dipl. Regionalwiss. Christoph End (end@dont-want-spam.hs-rottenburg.de)

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