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Urwälder im Herzen Europas

Veröffentlicht am: 12. April 2021

Bedeutung, Situation und Zukunft der Urwälder in Rumänien

Blick auf eine Felsmassiv

Der Report „Urwälder im Herzen Europas“ von Rainer Luick, Albert Reif, Erika Schneider, Manfred Grossmann & Ecaterina Fodor (2021) ist eine umfassende Analyse zur Bedeutung, Situation und Zukunft der Urwälder in Rumänien. Die Autoren betonen ihre große Sympathie mit dem Land und thematisieren zu vielen Aspekten die Wichtigkeit der Urwälder in den rumänischen Karpaten für das europäische Naturerbe. Akribisch werden aber auch die weitgehende Machtlosigkeit und das Desinteresse staatlicher rumänischer Institutionen zum Schutz der Urwälder und alten Wälder dargestellt. Schockierend sind die Recherchen zur tiefgreifenden korrupten und kriminellen Gemengelage im Forst- und Holzsektor, die sich im Zusammenspiel zwischen Politik, Verwaltung und unternehmerischen Akteuren entwickelt hat. Wissend um die großflächigen Kahlhiebe in Schutzgebieten wird in der Studie auch hinterfragt, warum es wenig verständlich ist, dass die Organe der EU seit vielen Jahren kaum Reaktionen zeigen. Die Autoren fordern, dass es ein gesamteuropäisches Anliegen sein muss, die letzten großen Urwälder zu schützen. Dies ist jetzt auch als zentrales Element in der Biodiversitätsstrategie 2030 der EU formuliert. Rumänien wird ein Lackmustest sein, ob dies gelingen wird. Der Report basiert auf Erfahrungen aus dem Forschungsvorhaben “Virgin & Old Growth Forests in Romania - Safeguarding European Biodiversity Heritage“ mit Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), 2017-2019.

 

Virgin Forests at the Heart of Europe: The importance, situation and future of Romania’s virgin forests

The report (virgin forests at the heart of Europe) provides an overview of the distribution and situation of the last remaining large-scale virgin forests in Central Europe, with a particular focus on Romania. Most people usually associate images of destruction of forests with tropical rain forests. But this also takes place right here on our doorsteps. We in Europe share a global responsibility to protect our unique, irreplaceable natural heritage. These Carpathian forests are some of the last remaining wildernesses, and a precious archive of biodiversity, history, of impressive images and beauty. As consumers, processors and sellers of timber and wood-based products we all have responsibility to stop the pressures placed on these forests, and have the duty to protect this natural heritage for future generations. The report draws on experiences from the research project “Virgin & Old Growth Forests in Romania - Safeguarding European Biodiversity Heritage“ witch was funded by Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), 2017-2019.

Der Report kann unter dem Link https://t1p.de/virgin-forests (DOI: 10.6094/BLNN/Mitt/24.02) heruntergeladen werden

Donaudurchbruch am „Eisernen Tor“.

Im Bild der Donaudurchbruch am „Eisernen Tor“. Im illyrischen, wintermilden Südwesten (Banat) sind submediterran-subkontinental geprägte Wälder verbreitet. Charakteristische Gehölze solcher Wälder sind: Orient-Hainbuche (Carpinus orientalis), Flaum-Eiche (Quercus pubescens), Französischer Ahorn (Acer monspessulanum), Baumhasel (Corylus colurna), Manna-Esche (Fraxinus ornus) und Zürgelbaum (Celtis australis). Die Baumhasel wird in Mitteleuropa als Kandidat für den Aufbau „klimastabiler Wälder der Zukunft“ gehandelt. Im Vordergrund Wilder Flieder (Syringa josikaea), eine Strauchart der natürlichen Trockengrenze des Waldes. (Foto: Rainer Luick, 2016)

Blick in einen Urwald

Urwaldeindruck aus dem Nationalpark “Parcul Național Semenic - Cheile Carașului” oder kurz Semenic. Juvenile und terminale Waldentwicklungsphasen mit hoher Vielfalt kann es in Urwäldern als kleinräumige Mosaikkomplexe oder großflächiger (> 1 Hektar) geben. (Foto: Rainer Luick, 2016)

Das Bild zeigt das Boia Mica Tal im Făgăras-Gebirge.

Großflächige Urwälder gibt es in den rumänischen Karpaten vor allem noch im südlichen Karpatenbogen. Das Bild zeigt das Boia Mica Tal im Făgăras-Gebirge; rund 1.000 Hektar (noch) unberührte Wildnis mit Primärwäldern in unterschiedlichen Stadien, die auch Heimat von Luchsen und Bären sind. Boia Mica wurde vor kurzem auf Grundlage der Studien der Hochschule Rottenburg und nach langen Verhandlungen für den Nationalen Katalog der Urwälder und Quasi-Urwälder akzeptiert. (Foto: Rainer Luick, 2019)

Blick auf einen Großkahlschlag

Das Bild zeigt exemplarisch die Praxis der Forstwirtschaft in den nördlichen Karpaten in der Region Maramureş. Hier gibt es zahllose Gebiete mit Großkahlschlägen mit jeweils mehreren hundert Hektar Größe. Alle liegen im Umfeld des Maramureş-Naturparkes (rumänisch Parcul Natural Munții Maramureșului) und sind als Natura 2000 Gebiete nach EU Recht ausgewiesen. Die Karpatenwälder in Maramureş sind oft schwer zugänglich und haben eine geringere öffentliche Wahrnehmung als die Wälder im südlichen Karpatenbogen. Die Intensität der Nutzungen und der Umfang der Kahlhiebe sind hier besonders hoch. Es kann angenommen werden, dass hier Urwälder und sehr naturnahe Wälder existierten, detaillierte und faktisch korrekte Angaben sind jedoch nicht verfügbar. (Foto: Ion Holban, 2020)

Das Bild zeigt Eindrücke von großflächigem Kahlhieben in den zentralen südlichen Karpaten

Das Bild zeigt Eindrücke von großflächigem Kahlhieben in den zentralen südlichen Karpaten (Iezer-Păpușa-Gebirge, Valea Rea und Valea Zârna); Teilgebiet des Munții Făgăraș Natura 2000-Gebietes. Die Abgeschiedenheit vieler Täler, macht es möglich, dass derartige Eingriffe für die Öffentlichkeit im Grunde fast unbemerkt bleiben. Nach dem Vergleich von Satellitenbildern haben diese mehrere hunderte Hektar umfassenden Kahlhiebe im Zeitraum 2009 bis 2012 stattgefunden. Vermutlich waren es mehrere hundert Jahre alte Wälder, zumindest also sehr strukturreiche, urwaldartige Wälder. Dafür sprechen auch die dendrochronologischen Einschätzungen der noch sichtbaren Stümpfe. Es gibt nach unseren Recherchen auch keinerlei Hinweise auf frühere forstliche Nutzungen in dieser schwer zugänglichen Region. Wiederaufforstungen sind nicht festzustellen. (Foto: Ion Holban, 2020).