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Der Weiße Waldportier Brintesia circe - ein Tagfalter, der sich an den Klimawandel angepasst hat

Veröffentlicht am: 23. August 2021

Schmetterling auf Finger sitzend

Der Klimawandel führt nicht nur zu Extremwetterlagen, sondern hat auch viele Tierarten gezwungen ihre Verbreitungsgebiete zu verändern oder ihr Wanderverhalten und ihr Brutgeschäft zeitlich anzupassen. Der Weiße Waldportier, ein großer und durch seine weiß-schwarze Färbung sehr auffällige Tagfalterart, hat sich in den letzten fünf Jahren aufgrund des Klimawandels im Südwesten Deutschlands ausgebreitet und so auch den Spitzberg bei Tübingen als neuen Lebensraum besiedelt. Der jetzt in der Zeitschrift Ecological Entomology veröffentlichte Artikel zeigt erstmals, wie hervorragend die Art in der Lage ist, sich an den Klimawandel anzupassen, so Prof. Dr Thomas Gottschalk, der Projektleiter der Untersuchung. Neben der starken Zunahme mit einer geschätzten Populationsgröße von über 2000 Tieren am Spitzberg sind die Weibchen in der Lage, Trockenzeiten im Juli und August durch eine Sommerpause zu überdauern. Die Weibchen legen einen Teil ihrer Eier in der ersten Flugperiode, die zwischen Juni/Juli stattfindet, ab. Um das Risiko zu reduzieren, dass aufgrund von Trockenheit im Hochsommer aus den Eiern keine Jungraupen schlüpfen, werden ein Teil der Eier erst nach einer Übersommerung in der zweiten Flugperiode im August/September abgelegt.

Der Erstautor, Robert Birch hat im Jahr 2020 seine Bachelorarbeit in der ökologischen Vertiefungsrichtung im Studiengang Nachhaltiges Regionalmanagement zum Weißen Waldportier geschrieben. Hierzu wurden mit Hilfe der Fang-Wiederfang-Methode über 1000 Tiere vom Weißen Waldportier gefangen und markiert. So konnte herausgefunden werden, dass die Männchen nur in der ersten Flugperiode unterwegs sind, sich verpaaren und danach sterben oder abwandern. Die begatteten Weibchen leben dagegen länger und versuchen die besonders heiße Jahreszeit durch eine Ruhepause in kühleren Wäldern zu überstehen, um danach ihre Eier abzulegen und damit die Überlebensrate der Jungtiere zu erhöhen. Eine solche Übersommerung konnte vor den 1990er Jahren nicht beobachtet werden.