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In der Nationalparkregion Schwarzwald trifft Wissenschaft auf Tourismuspraxis

Veröffentlicht am: 29. Juli 2021

Duale Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg und Hochschule Rottenburg forschen in der Nationalparkregion / Land Baden-Württemberg unterstützt mit Brückenprogramm Touristik

Blick auf eine von Wald und Bergen geprägte Landschaft: Aussicht vom Verbrannten Felsen im Nordschwarzwald

Für kaum eine andere Branche waren die Auswirkungen der Corona-Pandemie so verheerend wie für die Tourismusbranche. Um die von der Pandemie geplagte Branche zu unterstützen und die Vernetzung zwischen Hochschulen und touristischen Leistungsträgern zu fördern, hat das Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg deshalb das „Brückenprogramm Touristik“ ins Leben gerufen. Von den insgesamt 25 geförderten Projekten werden in Kooperation mit der DHBW Ravensburg und der Hochschule Rottenburg vier Projekte in der Nationalparkregion Schwarzwald umgesetzt.

Mit einem weit in die Zukunft gerichtetem Blick werden im Projekt „Resilienz im Tourismus“ die Folgen der aktuellen Corona-Krise und die Herausforderungen des Klimawandels betrachtet. Unter Projektleitung von Prof. Dr. Conny Mayer-Bonde und in Zusammenarbeit mit Patrick Schreib, dem Geschäftsführer der neugegründeten Nationalparkregion Schwarzwald GmbH, wird erarbeitet, wie zukünftige Krisensituationen innerhalb der Nationalparkregion Schwarzwald besser bewältigt werden können. „Was in Zukunft geschieht, kann nie exakt vorhergesagt werden. Deshalb entwickeln wir im Projekt mittels der Szenariotechnik unterschiedliche Zukunftsbilder. Darauf aufbauend schauen wir gemeinsam mit den Stakeholdern, wie sich die Destination auf unterschiedliche Krisensituationen bestmöglich vorbereiten und gestärkt aus Krisen herausgehen kann“, erklärt Projektmitarbeitern Henrike Zimmer. Mögliche Maßnahmen zur Steigerung der Krisenfestigkeit könnten zum Beispiel der Aufbau eines Krisenmanagements oder die Erschließung neuer Finanzierungsquellen sein.

Im Projekt „Digihike“ beschäftigen sich Forscherinnen der Hochschule Rottenburg unter der Federführung von Prof. Dr. Monika Bachinger mit der Entwicklung eines prozesshaften, standardisierten Vorgehens zur digitalen Erfassung und Pflege von Daten, die für das Qualitätsmanagement beim Wandern entscheidend sind. „Ziel unseres Vorhabens ist es, in Kooperation mit dem Zweckverband ‚Im Tal der Murg‘ und Geschäftsführer Patrick Schreib einerseits die Erlebnisqualität für Wandernde im Murgtal zu steigern; andererseits geht es darum Wissen zum digitalen Wegemanagement zu generieren, das künftig auch in anderen ländlichen Regionen Baden-Württembergs genutzt werden kann“, so Projektmitarbeiterin Tamara Glasbrenner. Damit dies gelingt, werden im Rahmen des Projektes unter anderem Wegweiser digital erfasst, um die Verlässlichkeit der Beschilderung für die Besuchenden zu sichern. Die Digitalisierung der bestehenden Infrastruktur ermöglicht es in einem weiteren Schritt Verantwortlichkeiten für die Pflege und Instandhaltung des Wegenetzes festzulegen und so gleichzeitig auch der Wegesicherungspflicht der Betreibenden nachzukommen. Im weiteren Projektverlauf werden ein Handbuch für das digitale Wegemanagement entstehen und Mitglieder des Zweckverbandes werden im Umgang mit digitalen Werkzeugen geschult.

Auch mit dem Landkreis Freudenstadt unter der touristischen Federführung von Monika Krämer arbeitet die Hochschule Rottenburg (Projektleiterin Prof. Dr. Monika Bachinger) im Bereich der Digitalisierung zusammen. Im Projekt „InstaLand“ geht es um die beispielhafte Identifizierung von Erfolgsfaktoren für den Einsatz von Social Media im ländlichen Tourismus. Für die 24 Unternehmen der Initiative „Landerleben Schwarzwald“ wird hier an einer Social-Media-Strategie gearbeitet. „Wenn Unternehmen den Anschluss im Wettbewerb nicht verlieren möchten, müssen sie sich heutzutage in digitalen Medien wie Instagram und Facebook präsentieren, um potenzielle Gäste zu erreichen.“, erklärt Projektmitarbeiterin Julia Haelke. Für eine erfolgreiche Umsetzung wurden somit Zielgruppen und deren Mediennutzungsverhalten anhand wissenschaftlicher Methoden analysiert und ausgewertet. Bis zu Beginn der pilothaften Umsetzung der Social-Media-Strategie gilt es in den kommenden Monaten spannende Inhalte zu identifizieren, Rahmenbedingungen für die Text- und Bildgestaltung festzulegen und die Mitglieder der Initiative für die Erstellung von Beiträgen in den sozialen Medienkanälen fit zu machen. Die Ableitung allgemeiner Handlungsempfehlungen soll auch anderen Destinationen im ländlichen Raum helfen, wirksam in den sozialen Medien zu kommunizieren und sie dadurch zu stärken.

Wie wichtig es ist, seine Zielgruppen genau zu kennen, weiß man auch in Bad Peterstal-Griesbach. In Kooperation mit der DHBW Ravensburg (Projektleiter Prof. Dr. Alexander Dingeldey) wird hier in Zusammenarbeit mit Tourismusgeschäftsführer Axel Singer von Bad Peterstal-Griesbach ein Customer-Relationship-Management-System (CRM-System) aufgebaut. Die in der Industrie bereits weit verbreiteten Systeme sollen jetzt auch für touristische Destinationen adaptiert und integriert werden. „Wir möchten mit der Software datenschutzgerecht Gästedaten digital erfassen und daraus Kundenprofile entwickeln, sodass wir den Gästen individuell zugeschnittene Informationen und Angebote bereitstellen können. Durch den Einsatz des CRM-Systems kann der Service in der Destination vor allem in digitaler Hinsicht erheblich gesteigert werden“, so Projektmitarbeiterin Janine Luz von der DHBW Ravensburg. Das CRM-System soll nach erfolgreicher Etablierung zukünftig auch in anderen Destinationen zum Einsatz kommen.