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Der virtuelle Wald – Exkursionen 4.0

Veröffentlicht am: 28. Juli 2021

Screenshot der 3D-Plattform

Mit der Pandemie musste auch forstliche Lehre vom Wald-Raum in den Digital-Raum verlagert werden. Dabei ergaben sich zunehmend Chancen, neue didaktische Lehrmethoden zu erproben und auf Tauglichkeit zu überprüfen. Gerade für die waldbaulichen Vorlesungen brauchte es Lösungen, die einen Waldbesuch ersetzen können: Nicht die Studierenden werden wie üblich in den Wald gebracht, sondern umgekehrt, der Wald kommt zu den Studierenden. Auf digitale Weise wird er den Studierenden zugänglich macht: warum nicht auch einmal mit 3D-Brille?

Im Rahmen des vom BMEL finanzierten Projektes „3-Pfeile“ (Leitung: Prof. Dr. Sebastian Hein, Christoph End) wurde daher die Umsetzung eines digitalisierten Waldes begonnen, um diesen für die japanischen Besucher auch über die ferne Distanz in einer 360 Grad Umgebung und teilweise in 3D erlebbar zu machen. Dazu wurden Plenterwaldflächen (Anm. d. R.: als besonders naturnah geltende Wälder, hier mit „jungen und alten Tannen, Fichten und Buchen auf engem Raum nebeneinander wachsend“) in Loßburg bei Freudenstadt im Schwarzwald mittels modernster Fototechnik und Drohneneinsatz vermessen, aufbereitet, mit Lerninhalten ergänzt und auf der Plattform https://www.hs-rottenburg.net/wald360 
verfügbar gemacht. Auf der 3D-Plattform ist eine Waldexploration in Form eines Selbststudiums wie als auch eine angeleitete Vorlesung in Echtzeit möglich. 3D-Brillen ermöglichen eine immersive Erfahrung, sodass der Nutzer direkt in den Wald eintaucht. Fast wie in Realität kann er sich umschauen und einen sehr realistischen Eindruck eines Schwarzwälder Plenterwaldes erhalten.

Dabei erfolgte die Herangehensweise mehrstufig: Zunächst wird die Plattform in der eigenen digitalen Lehre als Exkursionsersatz und –vorbereitung eingesetzt. Aber auch bei der Erstellung wurde schon didaktisches Neuland beschritten: Im studiengangübergreifenden Kooperationsformat erarbeiteten Studierende des Masterstudiengangs Forstwirtschaft Inhaltsbausteine, um den jüngeren Kommilitonen die Besonderheiten der Plenterwaldbewirtschaftung mittels Verwendung dieser neuen Lehrplattform zu vermitteln.

Die Plattform wurde dabei auf in Kürze folgende Mehrsprachigkeit (englisch, japanisch) ausgelegt, die sich auf alle Darstellungsformen erstreckt (Filme, Foto, Tabelle, Grafik, Text, Quizz, usw.). Unterstützt wurden die neuartigen didaktischen und technischen Lösungen durch ein sog. HUMUS-Projekt, mit dem die Hochschule für Forstwirtschaft innovative didaktische Lehre fördert.

Gabriele Hägele, die Referentin für Hochschuldidaktik, zeigte sich vom 3D-Wald begeistert und sieht die Ziele des Projektes, nämlich die Eigenmotivation und Selbststeuerung der Studierenden anzuregen und zu stärken, gut im Fokus. Gleichfalls erfüllt diese neue Art des digitalisierten Lernens eine Reihe von Zielen für eine nachhaltige Entwicklung, den von den UN entworfenen 17 SDGs (Sustainable Development Goals) und trägt somit zur „Transformation unserer Welt“ bei. Zentrale ökologische Aspekte, wie das nachhaltige Bewirtschaften von natürlichen Ressourcen (SDG 15) können jetzt durch den erleichterten Zugang zu Wissen (SDG 4) sogar klimaneutral, bzw. emissionsreduziert (SDG 12) global (SDG 17) vermittelt werden. „Sicher gehört diese wichtige Erfahrung zu den positiven Dingen, die sich aus der Pandemie entwickelt haben“, so ein erstes Resumé von Prof. Sebastian Hein. Es ist bereits geplant, weitere Wälder in diesem Format zu präsentieren – allerdings fügt er hinzu: „Auch wenn neue Technologien den Wald digital erlebbar machen, so ist doch der echte Besuch eines Waldes durch nichts zu ersetzen.“

Dieser neue Zugang wird aktuell nicht nur für die eigenen Studierenden wichtig, sondern insbesondere auch für die zahlreichen internationalen Gäste, die im Rahmen von Summer-Schools etc. regelmäßig die HFR besuchen und denen eine Reise nach Deutschland nicht möglich ist. Im besonderen Fokus standen diesmal vor allem die mehr als 50 Studierenden und Professoren aus Japan, die alljährlich im Herbst zu einer forstlichen Exkursionswoche die Wälder im Südwesten „live“ erleben wollten und nun durch die Pandemie gehindert sind.

Kontakt:

Christoph END (end@dont-want-spam.hs-rottenburg.de)
Gabriele HÄGELE (Haegele@dont-want-spam.hs-rottenburg.de)
Prof. Dr. Sebastian HEIN (hein@dont-want-spam.hs-rottenburg.de)

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