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Der Borkenkäfer muss zukünftig als Helfer des Waldumbaus berücksichtigt werden

Veröffentlicht am: 18. August 2021

Werkstattberichte aus dem Forstbezirk Neustadt (Sachsen) und dem Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft (Nordrhein-Westfalen) im Master-Studiengang Forstwirtschaft

Zwei Hände halten zwei Flyer aufgefächert in der Hand

Im Seminar „Forstliche Betriebsführung“ hatten wir am 24.06. Gäste aus dem fernen Osten und dem fernen Westen der Republik zu Gast.

FDir Uwe Borrmeister, Leiter des Forstbezirks Neustadt in der Sächsischen Schweiz, war virtuell nach Rottenburg gereist. Er berichtete über die dramatische Waldschutzsituation, die sich in den letzten drei Jahren im Freistaat Sachsen entwickelt hat, über den gewaltigen Aufwand, den Sachsenforst betreibt, um die Borkenkäferschäden mit einem Großaufgebot an Personal, Technik und Elektronik unter Kontrolle zu bringen, befallenes Holz aus dem Wald zu schaffen und noch angemessen zu verwerten, und schließlich über die Anstrengungen der sächsischen Förster zur klimaangepassten Wiederaufforstung der Wälder beidseits der Elbe.

Genauso spannend waren Borrmeisters Ausführungen zur Entwicklung touristischer Angebote, z.B. des Forststeigs Elbsandstein, zum Bofen (Freiübernachten) oder zum Kommunikationskonzept des Forstbezirks, um die Öffentlichkeit aktuell über gesperrte Wegen und Waldflächen zu informieren.

Aus dem Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft waren dessen Leiter, FDir Stephan Schütte, und der Fachbereichsleiter für den Staatswald, OFR Christian Langfeldt, zugeschaltet. Forstwirtschaft mitten im Ballungsraum, ein hoher Anteil Kleinprivatwald, eine kaum zu überschätzende Bedeutung der Schutz- und Erholungsleistungen des Waldes, zudem eine kritische Bevölkerung, die jede forstliche Maßnahme hinterfragt –  das sind schon in normalen Zeiten große Herausforderungen für die Waldverantwortlichen. In den vergangenen Jahren kamen dazu noch der flächendeckende Totalausfall der Fichte, bundesweit bekannt gewordene Rechtsstreitigkeiten über die Zulässigkeit von Maßnahmen auf Befallsflächen und die Umstellung der Unterstützung der Waldbesitzer auf eine direkte Förderung über die Zusammenschlüsse. Bemerkenswert war hier die klare Formulierung von Zielen für die Mitarbeiter in diesen Transformationsprozessen.

Beide Werkstattberichte gaben exzellente Einblicke in die aktuellen Fragestellungen, Probleme und Entwicklungen der beiden Forstbezirke und boten gute Ansätze für die Diskussion mit den Studierenden. Das ist auch das Ziel des Seminars; begleitend zur Masterarbeit sollen Einblicke aus erster Hand in die praktischen Führungsaufgaben von Forstbetrieben gegeben werden. Und schließlich wurden auch die – guten – Karrieremöglichkeiten für Absolventen angesprochen.