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Rottenburg liegt mitten in Europa

Veröffentlicht am: 21. Oktober 2020

Die Stärke der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) in der angewandten Forschung hat sich bis nach Brüssel herumgesprochen

Die Delegation steht vor dem Hochschulgebäude mit aufgespannten Regenschirmen und Mundschutz

Am Freitag, den 16. Oktober 2020 informierte sich der Vorsitzende des Agrarausschusses des Europäischen Parlaments, Norbert Lins, über die laufenden Forschungsprojekte der HFR, die auch für die europäische Ebene relevant sind. MEP Lins wurde begleitet vom Oberbürgermeister der Hochschulstadt Rottenburg, Stefan Neher, sowie regionalen Repräsentanten der CDU. Begrüßt wurde die Delegation von Rektor Prof. Bastian Kaiser, der den Gästen die erfolgreiche Entwicklung der Hochschule aufzeigte sowie von Prof. Christoph Schurr, der an der Hochschule Forst- und Umweltpolitik und Umweltrecht lehrt.

In Impulsvorträgen gaben sechs Professoren der Hochschule Einblicke in ihre laufenden Forschungsprojekte:

  • Zur Bekämpfung der sich in Europa ausbreitenden Afrikanischen Schweinepest müssen die Schwarzwildbestände stärker reguliert und reduziert werden. Professor Thorsten Beimgraben erläutert eindrücklich die Möglichkeiten des Fangs und neuartiger Jagdtechniken, aber auch die Hindernisse, die sich diesem Vorgehen entgegenstellen.
  • Prof. Jens Poetsch forscht an der Erzeugung von Biogas aus Wasserhyazinthen, einer invasiven Art, die aber massenhaft verfügbar ist. Besonders beleuchtet er dabei neben der Erzeugung erneuerbarer Energie auch die Stoffkreisläufe.
  • Prof. Harald Thorwarth erläutert prägnant die große Bedeutung des heimischen Holzes für die Erzeugung erneuerbarer Energie und Wärme. „Unsere Gesellschaft soll diesen nachwachsenden, CO2 – neutralen und heimischen Energieträger nutzen – natürlich auf der Grundlage einer nachhaltigen Erzeugung. Der Verzicht darauf würde die Energiewende weit zurückwerfen“, so seine Botschaft nach Brüssel.
  • Die Baumartenzusammensetzung mitteleuropäischer Wälder verschiebt sich seit Jahren weg von den Nadel- und hin zu den Laubbäumen. Die Klimakrise forciert den Waldumbau. Laubholz wie das der Buche quillt und schwindet stark unter dem Einfluss von Feuchtigkeit. Prof. Marcus Müller demonstriert, wie diese nachteiligen Eigenschaften durch Behandlung des Buchenholzes überwunden werden können. Damit kann es auch für Zwecke eingesetzt werden, die eine hohe Formstabilität erfordern, z.B. im Baubereich oder bei der Herstellung von Musikinstrumenten.
  • Die ökonomischen Folgen des klimabedingten Baumartenwandels für kommunale Forstbetriebe beschreibt Prof. Michael Rumberg am Beispiel einer Alb-Gemeinde. Er zeigt, welche Möglichkeiten die Gemeinde hat, um die Investitionslücke zu schließen und mit welchen Argumenten kommunale Verantwortungsträger beraten werden können.
  • Prof. Sebastian Hein geht auf die enorme Belastung von Waldböden durch die in großer Zahl zum Schutz junger Bäume ausgebrachten Kunststoff-Wuchshüllen ein. Wenn sie nach Erfüllung ihres Zwecks nicht eingesammelt werden, bleiben Fremdstoffe wie Mikroplastik in den Waldböden zurück. Deshalb befasst er sich, ganz im Sinne des Plastikreduktionsziels der EU, mit der Entwicklung von Wuchshüllen auf Basis biologisch abbaubarer Materialien. Nach Erfüllung ihres Zwecks sollen sie ohne Bedenken im Wald belassen werden können.

„Europäische Themen, wie NATURA 2000, die Waldstrategie oder die politischen Prozesse in der EU, sind inzwischen wichtige Themen in der Ausbildung unserer Studierenden“, freut sich Prof. Schurr.

Der Gast aus Brüssel und seine Begleiter*innen waren spürbar beeindruckt von der HFR und ihren auf die praktische Problemlösung gerichteten Forschungsprojekten.

Die Delegation steht als Gruppe im Technikum und informiert sich über die Forschung an der Hochschule Rottenburg