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Pflegemaßnahmen in den Wäldern des Alb-Donau-Kreises sind für seltene Waldschmetterlinge notwendig

Veröffentlicht am: 29. Oktober 2020

Der Blauschwarze Eisvogel. Er ist in Deutschland vom Aussterben bedroht und steht im Zentrum der Schutzbemühungen.

Der Blauschwarze Eisvogel. Er ist in Deutschland vom Aussterben bedroht und steht im Zentrum der Schutzbemühungen. Foto: Heiko Hinneberg

Die Wälder werden dichter, die Schmetterlinge weniger – so lauten zwei der Kernaussagen des Workshops „Anforderungen an ein Lichtwaldkonzept“, der am 27. Oktober von der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg in der Blaubeurer Stadthalle veranstaltet wurde. Doch das Fazit der Veranstaltung war in Bezug auf den Schutz der heimischen Waldschmetterlinge alles andere als negativ.

Professor Thomas Gottschalk wies auf die außergewöhnliche Schmetterlingsvielfalt hin, die im Alb-Donau-Kreis noch vorhanden sei und unbedingt erhalten werden müsse. Viele Schmetterlingsarten, die lichte Waldlebensräume bewohnen, sind akut gefährdet, wie auch Heiko Hinneberg, Projekt-Mitarbeiter an der Hochschule für Forstwirtschaft, am Beispiel des Blauschwarzen Eisvogels aufzeigte. Diese Tagfalterart kommt deutschlandweit nur noch auf der Schwäbischen Alb vor. Das größte Vorkommen befindet sich bei Merklingen, doch auch hier sind die Falterzahlen im kritischen Bereich und es wären dringend Schutzmaßnahmen nötig, um die seltene Art zu erhalten. Dr. Jan Duvenhorst, Fachdienstleiter für Forst und Naturschutz am Landratsamt erläuterte in seinem Vortrag welche rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Konzeption von Schutzmaßnahmen beachtet werden müssen. „Wald muss Wald bleiben“, so seine Aussage. Es besteht jedoch von Seiten der Forstbehörde ein großes Interesse, lichte Lebensräume für Schmetterlinge und weitere seltene Arten bereitzustellen, sofern die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen passen. Praxisbeispiele, wie die Artenvielfalt durch Waldbewirtschaftung gezielt gefördert werden kann, gaben Dr. Mattias Rupp von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg und Geoökologe Dr. Matthias Dolek. „Man muss groß denken“, so Rupp, denn auf großer Fläche kann sich eine mittelwaldartige Bewirtschaftung, die dem Artenschutz besonders zu Gute kommt, auch wirtschaftlich lohnen.

Rund die Hälfte der Workshop-Teilnehmer war online zugeschaltet. Aufgrund der Corona-Pandemie hatten sich die Veranstalter für dieses außergewöhnliche Veranstaltungsformat entschieden, das von den Teilnehmern jedoch größtenteils positiv aufgenommen wurde. Einzig für das Nachmittagsprogramm war keine online-Teilnahme möglich. Die beiden Revierförster Ferdinand Menholz und Matthias Bechler zeigten, dass in ihren Revieren in den vergangenen Jahren bereits erste Maßnahmen zum Schutz von Waldschmetterlingen umgesetzt worden sind. Damit sich Radfahrer und Wanderer über die Schmetterlingsvielfalt im Wald und notwendige Schutzmaßnahmen informieren können, hat die Hochschule für Forstwirtschaft Infotafeln erstellt, die an vier Stellen im Kreis zu sehen sind: Im Tiefental unterhalb der Sontheimer Höhle, im oberen Eistal, am Schelklinger „Jägerwegle“ und im Weiten Tal bei Allmendingen. Man könne von den Tafeln noch einiges lernen, meinte auch Jörg Seibold, Bürgermeister der Stadt Blaubeuren, der die neue Infotafel im Tiefental zusammen mit Professor Gottschalk und Revierleiter Menholz enthüllte und die gute Zusammenarbeit von Stadt und Hochschule lobte. Die Tafeln enthalten Informationen zum Blauschwarzen Eisvogel und weiteren lokalen Besonderheiten der Schmetterlingsfauna. Spaziergänger, die selbst einen der seltenen Falter entdecken, können Ihre Beobachtung an eisvogel@dont-want-spam.hs-rottenburg.de melden und so einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftlichen Datenerhebung leisten.