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Der Mann mit den Bäumen:

Veröffentlicht am: 22. November 2016

Revierleiter Truffner führt erstmals mit Forststudierenden eine Eichensaat im Stadtwald Rottenburg durch

 „Die Eiche wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle im Stadtwald Rottenburg spielen. Gerade im Klimawandel wird es wichtig sein auch für die kommenden Generationen die Nutzungsmöglichkeiten zu erhalten, die wir selbst von unseren Vorfahren erhalten haben“, so leiteten übereinstimmend die Initiatoren dieses interdisziplinären studentischen Projektes, Prof. Dr. Sebastian Hein und Göran Spangenberg, das neue Studienprojekt vor dem 3. Semester des Studienganges B. Sc. Forstwirtschaft ein.

Dafür muss man jedoch besonderen Einsatz zeigen: Neben der schwierigen natürlichen Verjüngung und der teuren Pflanzung dieser wertvollen Baumart gibt es noch heute die Möglichkeit die Eichensamen (Eicheln) über eine Saat in ausgewählten Waldbeständen auszubringen. Während sie im Spessart Teil der traditionellen Bewirtschaftung von neuen Eichenbeständen ist, ist andernorts inzwischen das Wissen um diese ursprüngliche und sogar ältere Form der Waldbegründung etwas verloren gegangen.

Dabei schätzt man heute die gegenüber der Pflanzung sichtbaren Vorteile wieder von neuem: ungestörte Wurzelentwicklung und stabile Wälder, dichtes Aufwachsen mit guter Astreinigung und damit hoher Qualitätserwartung, und letztendlich reduzierte Kosten für den Forstbetrieb. Allerdings gibt es auch hier einen Haken: der winterliche Ausfall durch Mäuse und Pilze kann alle Bemühungen zunichtemachen.

Vorausgegangen waren diesem Experiment umfangreiche Recherchen und eine Projektfahrt in den nordwestlichen Teil Bayerns, wo sich die Forstexperten von Stadt und Hochschule nochmals über die neuesten Erfahrungen informieren ließen. Im Lehrrevier des Stadtwaldes Rottenburg startete daraufhin in kleinen gezäunten Versuchsflächen der Vergleich von Eichenpflanzung, Eichennaturverjüngung und zwei Saatflächen: Zur Vorbereitung wurden mit einem vor einen kleinen Handpflug gespannten Pferd, und damit besonders bodenschonend, Rillen gezogen, in die die Eicheln eingelegt wurden. Die Studierenden mussten davor die Eicheln aus einer Sprengmast im umliegenden Bestand selbst sammeln, reinigen und lagern: „Das Zusammenspiel vom Pferdeführer, Herr Notheis, und Herrn Truffner auf den schwierigen Bodenverhältnissen war echt beeindruckend, das muss man sagen. Die Wurzeln im Boden verlangen Mensch und Tier alles ab, es war halt auch das erst Mal.“ fassen zwei Studentinnen ihre Eindrucke zusammen.

Zuvor hatte das 3. Semester unter Anleitung von Prof. Fuchß und den beiden Forstwirtschaftsmeistern der Hochschule den Bau eines Reh- und Schwarzwilddichten Zaunes umsetzen müssen: „Den Erfolg dieser Versuchssaat kann man nicht garantieren, nur gut vorbereiten, indem auch die Risiken des Waldschutzes einkalkuliert werden“ so kommentierte Prof. Fuchß, als der für diesen fachlichen Teil Verantwortliche das ungewöhnliche Projekt.

In den kommenden Wintermonaten wird die Saatfläche ruhen und bedarf keiner weiteren Pflege. Ab April-Mail des kommenden Jahres werden jedoch das Keimen und Aufwachsen der Eichen unter genauer Beobachtung stehen: „Wir werden das Auflaufen unserer Saat in den nächsten Semestern sehr genau verfolgen – wir wollen ja wissen, ob unser Projekt erfolgreich war,“ sagte ein Student und richtete zum Abschluss das wohl größte Lob an die Verantwortlichen: „Eine super Lehrveranstaltung, alles vom Anfang bis zum Ende selbst gemacht und ausgerechnet, da spielt das [trübe] Wetter keine Rolle mehr!“

Kontakt:

RL Lorenz Truffner
Forstrevier Rottenburg-Nord

Prof. Dr. Sebastian Hein & Göran Spangenberg
Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg,
T. 07472/ 951 239
E. <link>hein@hs-rottenburg.de 

Bilder Pferdeinsatz: Göran Spangenberg, Studierende Anja Höll, Clemens Friesdorf, Marcel Dichter