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Wälder als Ressource für die Gesundheit aus waldprofessioneller Perspektive

Veröffentlicht am: 29. September 2025

Häufig werden die gesundheitlichen Effekte von Wäldern aus der Perspektive der Gesundheitswissenschaften betrachtet. Erforscht werden psychische, physiologische oder soziale Wirkungen von Waldaufenthalten auf Menschen. Der Erholungsraum „Wald“ wird häufig nur als „Restkategorie“ in den Untersuchungen berücksichtigt. Dies nahmen Forschende der HFR zum Anlass, Überlegungen zur stärkeren Einbindung waldbaulicher Perspektiven in die gesundheitsbezogene Forschung zu formulieren.

Erholungssuchende liegen auf einer Liegematte im Wald

Veränderungen im Lebensstil der Menschen, der demographische Wandel, aber auch gestiegene Anforderungen in Familie und Beruf haben in den vergangenen Jahrzehnten dazu geführt, dass körperliche, aber auch psychische Belastungen in ihrer Anzahl zunehmen. Gerade in dicht besiedelten Regionen bietet der Wald hohes Potenzial für wohnortnahe Gesundheitsprävention. Wälder fordern Menschen auf, körperlich aktiv zu sein. Sie üben aber auch wichtige soziale und integrative Funktion aus. Nicht zuletzt haben Wälder entspannende Wirkung.

Mittlerweile existieren zahlreiche Studien, die Aspekten der gesundheitlichen Wirkung von Wäldern nachgehen. Nicht immer sind die gemessenen Effekte jedoch belastbar. Viele der vorhandenen Studien unterscheiden zudem nicht, ob Erholungsaufenthalte im Misch- oder Nadelwald, in naturnahen Wäldern oder Wäldern stattfinden, die von Sturm oder Dürre betroffen sind. Dabei ist anzunehmen, dass die Qualität des Waldes wesentlich für dessen Erholungswirkung ist. 

In einem Artikel, der kürzlich in der Schweizer Zeitschrift für Forstwesen erschien, gehen Forschende der HFR nun dieser Annahme nach. Ausgehend von der Feststellung, dass es Untersuchungen zur Gesundheitswirkung von Wald bereits Ende des 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa gab und erste Berichte zu Waldsanatorien oder Waldschulen für die Jahrhundertwende dokumentiert sind, zeigt die Publikation den aktuellen Stand der Forschung zu den gesundheitlichen Effekten von Wäldern auf. Dabei wird deutlich, dass nur selten Waldstrukturen in den Studien berücksichtigt werden. 

Dies nehmen die Forschenden zum Anlass, waldbauliche Überlegungen für die Gestaltung von Wäldern in Hinblick auf ihre gesundheitliche Wirkung zu formulieren. Insgesamt fordern sie eine stärker interdisziplinär aufgestellte Forschung, die die Forstwissenschaften und waldprofessionelle Sichtweisen stärker in die Forschung zur Gesundheitswirkung von Wäldern einbindet.

Diese Gedanken konnten die Forschenden der HFR sehr aktuell im September in einem Fachgespräch mit Prof. Yoshitaka Kumagai (Akita International University) und Prof. Katsuhiko Takata (Akita Prefectural University) vertiefen, die die HFR im Rahmen einer Forschungsreise gemeinsam mit der HNE Eberswalde besuchten. Die Forschung zu Waldbaden oder Shinrin-Yoku wurde in den vergangenen Jahren in Japan stark vorangetrieben, häufig jedoch auch unter einem gesundheitswissenschaftlichen Schwerpunkt. 

Veröffentlichung: Bachinger, M., End, C. & Hein, S. (2025). Gesundheit im Wald: Einbezug von Erkenntnissen aus der Forstwirtschaft, Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen, 176:5, 262-269. https://doi.org/10.3188/szf.2025.0262 

Ansprechpersonen: Prof. Dr. Monika Bachinger, bachinger@dont-want-spam.hs-rottenburg.de, Prof. Dr. Sebastian Hein, hein@dont-want-spam.hs-rottenburg.de

Bildquellen: Hannes Rau, Monika Bachinger, Sebastian Hein.