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Von Wurmlingen bis zum Jura - Smartphones enttarnen die Routen unserer Schmetterlinge

Veröffentlicht am: 16. Oktober 2025

Bisher ist es weitgehend unbekannt, wie weit Tagfalter fliegen können. Für wenige Arten gibt es bisher Nachweise ausgeprägter Langstreckenflüge wie z.B. für den Distelfalter oder den Monarch, die im Herbst zum Überwintern in wärmere Gebiete fliegen.

Admiral Flitzi in einem Busch

Foto: Admiral Flitzi flog bis ins französische Jura

An der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg arbeiten Prof. Thomas Gottschalk und sein Doktorand Simon Heitzler seit längerem an der Weiterentwicklung der Radiotelemetrie von Tagfaltern. Um mehr Erkenntnisse über die Wanderbewegungen heimischer Tagfalter zu erhalten, wurden erstmals drei Tagfalterarten mit ultraleichten, solarbetriebenen Minisendern ausgestattet. Die neu entwickelten Sender wiegen nur 0,06 g und ermöglichen eine Standorterfassung über das Mobilfunknetz.

Einer der besenderten Tagfalter ist das Tagpfauenauge „Henry“, der am 20.9.2025 in Wurmlingen besendert wurde und bisher 265 Mal über das Handynetz geortet werden konnte. Von Wurmlingen aus flog Henry über Kiebingen und Dettingen bis nach Hemmendorf, wo er nun möglicherweise überwintert. Insgesamt legte er eine Strecke von 19 km zurück. Weiter schaffte es „Flitzi“, ein Admiral Vanessa atalanta, der innerhalb von zwei Tagen bis ins 362 km entfernte Grand-Corent im französischen Jura flog. Eine solche Entfernung wurde für diese Art bisher noch nie festgestellt. Leider gibt es seit dem 29. September kein Signal mehr von „Flitzi“.

„Die Radiotelemetrie mittels ultraleichten Minisendern und dem vorhandenen Handynetz ermöglicht uns vollkommen neue Einblicke in die Biologie der Schmetterlinge“, so der Projektleiter Prof. Gottschalk. Hiermit ist es zumindest für die größeren Tagfalterarten erstmals möglich ihre Ressourcennutzung im Raum zu erforschen und damit für den Schutz der Schmetterlinge wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen.