Von 180 auf 210 - Anpassungssemester im Master Forstwirtschaft
Veröffentlicht am: 22. September 2025
Der Master-Studiengang Forstwirtschaft der Hochschule Rottenburg baut auf einem forstlichen Bachelor-Abschluss mit 210 ECTS-Punkten auf, wie ihn insbesondere viele Hochschulen für Angewandte Wissenschaften anbieten. Doch auch Studierende mit einem 180 ECTS-Bachelor-Abschluss sind uns in Rottenburg herzlich willkommen. Um die für die endgültige Zulassung erforderlichen 30 Credits zu erwerben, bietet die HFR ein Anpassungssemester an.

Foto: Master-Student Christoph Essiger (li.) und Silvio Ackermann, Forstbetriebsleiter (re.), freuen sich über die gute Entwicklung der Wiederaufforstungsflächen im Forstbetrieb Grünmühle. Im Hintergrund die Augustusburg, eines der bedeutendsten Jagd- und Lustschlösser der sächsischen Kurfürsten, gelegen über dem Zschopautal, rd. 20 km östlich von Chemnitz.
Welche Leistungen die Studierenden in diesem Semester absolvieren müssen, wird in einer individuellen Anpassungsvereinbarung festgelegt. Teilweise werden Kurse aus dem Bachelor Forst der HFR besucht, in anderen Fällen können zusätzliche, extern erworbene Leistungsnachweise anerkannt werden. In fast allen Fällen besteht der Kern des Anpassungssemesters aus einem betrieblichen Praktikum nahe an der Betriebsleitung. Im Praktikumsbetrieb wird dann auch eine Projektarbeit angefertigt, deren Erstellung von einer Professorin oder einem Professor der HFR begleitet wird. Das Anpassungssemester wird von den Studierenden, die es abgeleistet haben, durchweg positiv bewertet.
Im Sommersemester 2025 verbrachte Christoph Essiger, der seinen Bachelorabschluss an der TU München erworben hat, den praktischen Teil seines Anpassungssemesters im Forstbetrieb Grünmühle. Der Betrieb im Besitz einer Familienstiftung betreut im östlichen Thüringen und im mittelsächsischen Hügelland rund 3.000 ha eigene Waldflächen und Waldflächen anderer privater Eigentümer. In dieser Region stehen die Wälder durch die extremen Klimaereignisse des letzten Jahrzehnts massiv unter Druck. Betriebsleiter Silvio Ackermann steht mit seinen Mitarbeitern vor großen Herausforderungen. Waldumbau weg von der bisher dominierenden Fichte hin zu gemischten Beständen findet allenthalben statt, um den vielfältigen Anforderungen an den Wald in der dicht besiedelten Region zwischen Chemnitz und Gera gerecht zu werden. Der Betrieb ist einer der wenigen privaten Ausbildungsbetriebe für Forstwirte in Ostdeutschland. Weitere Dienstleistungsangebote für die Beratung und Betreuung anderer Betriebe werden entwickelt.
Angesichts der großen Veränderungen der Waldökosysteme kann sich der Forstbetrieb perspektivisch nicht mehr weitgehend aus Holzproduktion und –verkauf finanzieren. Die Projektarbeit von Christoph Essiger bestand deshalb mit einem Pilotprojekt zur Teilnahme am freiwilligen Kohlenstoff-Markt nach dem EVA-Waldklimastandard. Ermittelt werden sollten nicht nur die möglichen Erlöse für CO2 – Zertifikate für Wiederbewaldungsflächen. Für den Betrieb entscheidend sind auch die Aufwendungen und betrieblichen Einschränkungen, die den Erlösen gegenüberstehen. Die Projektarbeit von Christoph Essiger liefert dem Forstbetrieb Grünmühle nun eine wichtige Grundlage zur Entscheidung, ob Zertifikate angeboten werden sollen.
Silvio Ackermann und Christoph Essiger, der im Oktober sein Masterstudium in Rottenburg aufnehmen wird, stellten Professor Christoph Schurr von der HFR den Betrieb und die Projektarbeit bei einem Besuch vor. Herzlichen Dank an beide für diesen beeindruckenden Tag in der forstlichen Praxis.
Ein ebenso herzliches Dankeschön an die zahlreichen öffentlichen und privaten Forstbetriebe, die seit 2018 Praktikumsplätze für das Anpassungssemester zur Verfügung gestellt haben.