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Vom Holländer-Floß zum Achtstöcker-Hochhaus

Veröffentlicht am: 07. Oktober 2025

Untergebracht in einem früheren Bahnwärterhaus der Schwarzwaldbahn – das Gengenbacher Wald-, Holz- und Flößereimuseum.

Die historische Flößerei im Schwarzwald ist ein Thema, das bis heute viele Menschen begeistert. In der Hochzeit der Flößerei im 18. und 19. Jhdt. schwammen auf der Kinzig bis zu 750 m lange Flöße flussabwärts, die dann auf dem Rhein zu Monstren mit bis zu 28.000 m³ Holz und 500 Mann Besatzung zusammengebunden und auf die Reise an den Niederrhein und nach Holland geschickt wurden. Dort war das Schwarzwaldholz für den Schiffsbau, als Pfahlgründung für die wachsenden Städte und als Bauholz heiß begehrt. Mit dem Bau der Eisenbahnen und besserer Straßen endete die Flößerei auf allen Schwarzwaldflüssen bis zum Jahr 1900.

Die frühere Reichsstadt Gengenbach im Kinzigtal ist einer der Orte, in denen die Tradition der Flößerei bis heute sehr lebendig geblieben ist. Seit 1990 gibt es hier ein Flößerei- und Verkehrsmuseum. Linda Strzelecki hat in ihrer Bachelorarbeit im Studiengang Forstwirtschaft 2024 unter Betreuung von Professor Dr. Christoph Schurr eine neue Konzeption mit vielen Ideen zur Weiterentwicklung des Museums entwickelt. Im Kern geht es darum, mit dem zugkräftigen historischen Thema der Flößerei als Aufhänger der einheimischen Bevölkerung wie auch Gästen des Kinzigtales zu vermitteln, wie eng verbunden die ganze Region auch heute mit der Waldbewirtschaftung und dem großartigen Rohstoff Holz ist. Im Wald der Ortenau wächst jeden Tag nachhaltig das Holz für 5 ökologisch wertvolle Holzhäuser heran. Hier ist ein Hotspot des Holzgewerbes mit vielen innovativen Unternehmen von der Sägerei bis zum Holzhausbauer. Während früher starke Holländertannen exportiert wurden, behält man heute die Wertschöpfung in der Region und verkauft fertige Holzwaren, Holzbauten und innovative Ideen zur Holzverwendung. Der Holzbau geht dabei weit über das Einfamilienhaus hinaus, auch Mehrgeschoßgebäude von acht und mehr Geschossen werden inzwischen aus Holz gefertigt.

Die Stiftung, die das Museum trägt, hat sich in den vergangenen Jahren als Fördergemeinschaft neu aufgestellt. Einige der Ideen von Linda Strzelecki wurden bereits umgesetzt und der Öffentlichkeit beim Wald-Holz-Flößertag am 4. und 5. Oktober 2025 in Gengenbach vorgestellt. Dazu gehören z.B. die Einbindung des Museums in sein Umfeld durch Schautafeln im Außengelände sowie zwei Fahrradrouten zu Wald-, Holz- und Flößereithemen im Umfeld von Gengenbach. Die Idee wechselnder Sonderausstellungen wird mit einer ersten Schau über den Orkan Lothar vom 26.12.1999, die Schadensbewältigung und die wiederbewaldeten Sturmflächen aufgegriffen.

Die Eröffnung der Wald- und Holztage rund um das Wald-, Holz- und Flößereimuseum belegte diese Liebe zum Holz, die man im Schwarzwald allenthalben findet. Grußworte vom Vorstand des Waldbesitzerzusammenschlusses Waldservice Ortenau, Peter Zink, und dem Sägewerker des Jahres 2024, Manuel Echtle aus dem nahegelegenen Nordrach, bildeten die Grundlage für den Festvortrag von Forstdirektor a.D. Ewald Elsässer, der die Bedeutung der nachhaltigen und multifunktionalen Waldbewirtschaftung im Schwarzwald für Waldbesitzer, Holzwirtschaft, Gemeinden und Touristen an vielen Beispielen zeigte. Ein besonderes Anliegen war ihm die Bewältigung der Folgen des Orkans Lothar, denen auch die Sonderschau im Museum gewidmet ist. „Es ist eine der Hauptaufgaben der neuen Fördergemeinschaft [des Museums], sich für die nachhaltige Holzproduktion in unseren Wäldern und deren regionale Verwendung zu engagieren,“ appellierte Elsäßer am Ende seines Vortrages an die Zuhörerschaft.

Wir wünschen dem neugestarteten Wald-, Holz- und Flößereimuseum viele Besucher, denen es nicht nur die Erinnerung an die Flößerei vermitteln, sondern auch ein gutes Verständnis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder und die moderne Holzverwendung mitgeben kann.