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Sieben Betriebe in drei Tagen: Studierende tauchen ein in die Zukunft der Holzwirtschaft

Veröffentlicht am: 15. September 2025

Studierende stehen mit orangenen Westen im Sägewerk

Wie wird aus einem Baumstamm ein tragfähiges Brett, eine Palette oder gar eine ganze Wand? Diese Fragen stellten sich Ende Juni die Studierenden des vierten Semesters im Studiengang Holzwirtschaft der Hochschule Rottenburg – und fanden Antworten dort, wo das Holz tatsächlich verarbeitet wird: in den Werkshallen und Produktionsanlagen der süddeutschen Säge-, Hobel- und Leimholzindustrie. Drei Tage lang besuchte die Gruppe sieben Betriebe und erlebte hautnah, wie vielfältig die Wege und Produkte aus Holz sind.

Tag 1 – Hightech-Sägewerk und die Welt der Verpackungen

Der erste Tag begann früh – um 6 Uhr morgens rollte der Bus Richtung Meßkirch, zur Bestwood Schneider GmbH. Gleich zu Beginn erwartete die Studierenden ein Highlight: die Besichtigung des modernsten Online-Sägewerks Mitteleuropas. Staunend stellten viele fest, wie automatisiert die Abläufe sind und wie wenige Arbeitskräfte es braucht, um Baumstämme in Schnittholz und schließlich in großformatige Brettsperrholz-Elemente zu verwandeln.

Am Nachmittag ging es weiter in die Welt der Holzverpackungen. Bei der Schilling Group und der Lämmle Holzbearbeitung GmbH sahen die Studierenden, wie auch Baumstämme minderer Qualität sinnvoll genutzt werden können – etwa für Paletten, Kisten und Kabeltrommeln. Besonders eindrucksvoll: eine brandneue Produktionslinie für Standardpaletten und riesige Transportkisten, in denen tonnenschwere Motoren oder Antriebswellen sicher über Kontinente verschickt werden.
Der Abend klang in Ottobeuren bei einem geselligen Stadtbummel aus – ein Ausgleich nach einem ersten intensiven Tag.

Tag 2 – Industrialisierte Maßstäbe der Holzproduktion

Am zweiten Tag öffnete die Ilim Timber Bavaria GmbH in Landsberg am Lech ihre Tore. Das Sägewerk arbeitet in Dimensionen, die kaum jemand erwartet. Hier wird Nadelrundholz im großindustriellen Maßstab zu unterschiedlichen Produkten für die Bau- und Verpackungsindustrie verarbeitet. Neben dem Sägewerk wurde auch ein leistungsstarkes Hobelwerk besichtigt. Die Themen Rohstoffversorgung, Logistik und Effizienz wurden so anhand anschaulicher Beispiele greifbar.

Nach der Mittagspause ging es weiter nach Bopfingen zu den Holzwerken Ladenburger GmbH. Hier stand die Produktion von Brettschichtholz (BSH) und Konstruktionsvollholz (KVH) im Mittelpunkt. Die Studierenden begleiteten den gesamten Prozessweg: vom getrockneten Schnittholz über die Sortierung und Verklebung bis hin zum fertigen Konstruktionsprodukt. Ein Abstecher zur sogenannten Ausschussbox zeigte anschaulich, welche Herausforderungen und Qualitätssicherungsmaßnahmen mit dem Herstellungsprozess verleimter Bauhölzer verbunden sind.

Tag 3 – Laubholz, Tanne und ein Blick nach vorn

Der dritte und letzte Exkursionstag führte die Gruppe zunächst zur Keck GmbH nach Ehningen. Der Betrieb, spezialisiert auf Laubholz, zeigte eindrucksvoll, wie unterschiedlich die Verarbeitung von Laub- und Nadelholz abläuft – und welche Qualitätsansprüche für Buchenholzprodukte gelten. Besonders faszinierte die Studierenden die Arbeit an der Blockbandsäge, wo Buchenstämme in Abhängigkeit von ihrer inneren Struktur präzise aufgeschnitten werden. Zugleich wurde über Rohstoffverfügbarkeit und Absatzmärkte diskutiert – wichtige Faktoren, die bestimmen, wie sich die Branche entwickelt.

Zum Abschluss wartete ein besonderes Highlight: der Besuch bei der HolzBauWerk Schwarzwald GmbH, einem Hersteller von großformatigen Brettsperrholzplatten für die Bauwirtschaft. Dort konnten die Studierenden beobachten, wie frisches Schnittholz in hochwertige Platten verwandelt wird – inklusive geschliffener Oberflächen in astfreier Tannenholzqualität. Nicht nur die Technik beeindruckte, auch das Gespräch mit Alumni des Studiengangs, die aus ihrer Berufspraxis berichteten, sorgte für einen lebendigen Bezug zwischen Studium und Berufsrealität.

Fazit – Holzindustrie zwischen Tradition und Innovation

Nach drei Tagen voller Eindrücke kehrte die Gruppe nach Rottenburg zurück – mit dem Gefühl, die Sägeindustrie in ihrer ganzen Vielfalt erlebt zu haben. Von der Hightech-Anlage über die Verpackungskiste bis hin zur Sichtoberfläche aus Tannenholz zeigte sich die Bandbreite der Branche. Die Exkursion machte deutlich, wie Holz als Rohstoff vom Stamm bis zum Endprodukt seinen Weg nimmt und welche technologische Präzision und Fachkenntnis dabei erforderlich sind.
Zugleich wurde klar, vor welchen Herausforderungen die Betriebe stehen: von schwankender Rohstoffverfügbarkeit bis zu steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit und Logistik. Doch gerade in diesem Spannungsfeld liegt auch die Zukunft der Holzwirtschaft – voller Potenzial für Innovation, Effizienz und neue Ideen.