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Begeisterndes Holzbrückenbau-Symposium

Veröffentlicht am: 08. August 2025

Blick über die Besucher zu der Bühne mit Referent

Am 17. Juli 2025 trafen sich zahlreiche Expertinnen und Experten zum Holzbrückenbau-Symposium 2025 auf dem Gelände der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg. Bereits in der Begrüßung durch Uwe André Kohler (proHolzBW), Dr. Karl Kleinhanß (Qualitätsgemeinschaft Holzbrückenbau e.V.) und dem Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Bastian Kaiser wurde klar: Holzbrücken sind weit mehr als reine Nutzbauten – sie symbolisieren und stellen Verbindungen zwischen Menschen her. Gleichzeitig stehen Holzbrücken für eine zukunftsfähige Infrastruktur, die die Aspekte Wirtschaftlichkeit, Ästhetik und Klimaschutz vereint. 

Vielfältige Möglichkeiten im Holzbrückenbau 

Was folgte, war ein regelrechter Parforceritt durch das gesamte Spektrum des modernen Holzbrückenbaus: Dr. Bettina Franke von Timbatec Schweiz präsentierte zukunftsweisende Infrastrukturbauten aus der Schweiz. Prof. Antje Simon (FH Erfurt) brachte Licht in die Neuerungen der kommenden Eurocode-Generation, die für den Holzbrückenbau wegweisend sein werden. Spannend wurde es auch auf praktischer Ebene: Einen innovativen Ansatz über den Einsatz von unterschiedlichen Natursteinen in der Verschleißschicht von Holzbrücken stellten von Prof. Thomas Uibel und Jan Meyer (FH Aachen) vor. Generelle Überlegungen zum konstruktiven Holzschutz bei Holzbrücken folgten von Prof. Florian Scharmacher (OTH Regensburg), bevor inspirierende Einblicke in die Möglichkeiten des modernen Holzbrückenbaus im anschließenden Praxisteil folgten. Ausführlich berichtete Wolfgang Müll (Holzbau Amann) über die knapp 70m weit gespannte und aus 5 Eck-Hohlraumkörpern bestehende Holzbrücke in Tervuren (BE), die in der Nähe ihres finalen Standortes zusammengebaut und schließlich an einem Stück an ihren Standort transportiert und in die Fundamente eingehoben wurde. Ebenfalls faszinierende Einblicke in die Planung und Umsetzung der 130m langen und begrünten Holzbrücke Passerelle in Zwolle (NL) folgten durch Josef Schmees (Schmees & Lühn), bevor Frank Miebach (IB Miebach) zwei weitere innovative Radbrücken in Holzbauweise aus Paris und Frankenberg-Eder präsentierte. Ausführungen über den filigranen Rathaussteg, einer technisch anspruchsvollen und ästhetisch sehr gelungene Holz-Beton-Verbundkonstruktion, in Tuttlingen folgten von Julia Schuler (Büro sbp).

Planung, Präzision, Passion

Zentraler Tenor aller Praxisprojekte war: Gute Holzbrücken entstehen nicht zufällig, sondern durch vorausschauende Planung, akkurate Ausführung und vorausschauende Instandhaltung und nicht zuletzt durch die Einhaltung der Regeln zum konstruktiven Holzschutz. Besondere Aufmerksamkeit entfachten die Beiträge zum neuen Bankmannsteg in Tübingen: Jörg Schaffitzel, von der gleichnamigen Holzindustrie aus Schwäbisch Hall, und Florian von der Heyde (Fa. Brockbeck, Metzingen) führten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch den gesamten Entstehungsprozess einer Holzbrücke – von der Leimbinderproduktion bis zur finalen Montage auf der Baustelle. Es war ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn Handwerk, Hightech und Expertise zusammentreffen. Im direkten Anschluss an die Vorträge fand eine Exkursion zum Bankmannsteg nach Tübingen statt. Vor Ort begrüßte Oberbürgermeister Boris Palmer die Teilnehmenden und berichtete von seiner “letzten“ Radbrücke. Besonders begeistert sei er von seiner Holzbrücke, da sie im geplanten Zeitrahmen und v.a. im Kostenplan geblieben sei, was bei anderen (nicht aus Holz gebauten) Brücken so nicht gelungen sei. Auch sei er überrascht gewesen, dass Holzbrücken gar nicht teuer sein wie Beton- oder Stahlbrücken.

Holzbau macht Hoffnung

Im persönlichen Austausch während der Kaffeepausen und der abschließenden Besichtigung des Bankmannstegs wurde spürbar: Die Holzbau-Community ist fachlich bestens aufgestellt, international vernetzt und höchst motiviert. Das Symposium machte unmissverständlich deutlich: der Holzbrückenbau ist kein Nischenthema mehr, sondern eine echte Antwort auf die großen infrastrukturellen und klimapolitischen Fragen unserer Zeit.

Wer heute noch fragt, ob wir genug Holz haben – wie Prof. Bertil Burian im Auftaktvortrag augenzwinkernd formulierte –, dem sei gesagt: dass es aktuell genug gebe. Viel wichtiger ist, was wir aus dem zur Verfügung stehenden Holzpotential aus dem heimischen Wald machen. Insgesamt hat das Symposium gezeigt, welche Potentiale mit Holzbrückenbau zur Verfügung stehen und dass es sie nun zu heben gilt.