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Praxissemester Äthiopien

Veröffentlicht am: 19. Oktober 2022

Zwei Studenten der HFR berichten über ihr Praxissemester in Äthiopien

Gruppenfoto: Mit unseren äthiopischen Freunden beim Arbeiten

Hallo zusammen,

wir sind Stefan und Kai und wollen Euch einen kleinen Einblick in die ersten fünf Wochen unseres dreimonatigen Aufenthalts an der Jimma University in Äthiopien geben. Wir sind zwei Studenten im 5. Semester Ressourcenmanagement Wasser und absolvieren als Stipendiaten im BWSplus Kooperationsprojekt „Studierende gestalten Lehre – Community based Education im Abwassersektor“, zwischen der Jimma University und der HFR, den ersten Teil unseres Praxissemesters vor Ort in Äthiopien.  

Ziel des Aufenthalts ist, gemeinsam mit unseren äthiopischen Tandempartnern Lul und Sebile den Bau einer Pilot-Pflanzenkläranlage selbständig zu implementieren und die Abwasserreinigungsleistung zu analysieren. Eine Pflanzenkläranlage, engl. „Constructed Wetland“, ist eine Form der Abwasseraufbereitung, bei der man versucht natürliche Feuchtgebiete zu rekonstruieren, um das Abwasser kontrolliert reinigen zu können. Da Pflanzenkläranlagen ohne großen technischen Aufwand und ohne aufwändige Wartung und Instandhaltung funktionieren, sind diese eine optimale Lösung in Entwicklungs- und Schwellenländern, um Verbesserungen beim Gewässerschutz zu erzielen und so Umweltverschmutzungen kostengünstig zu reduzieren.
Im Gegensatz zu bisherigen Versuchsanlagen und Experimenten vor Ort, soll dieses Pilotprojekt möglichst kostengünstig und effizient umgesetzt werden. Da vor allem in ländlichen Räumen möglichst einfache und dezentrale Lösungen zur Abwasseraufbereitung essenziell sind, soll die Pilotanlage an der Jimma University als Musterbeispiel für lokale Communities dienen. Mit geringen finanziellen Mitteln und lokal verfügbaren Materialien können Communities so in Zukunft ihre eigene Pflanzenkläranlage nachbauen.

Neben dem Bau der Pflanzenkläranlage sind auch kulturelle Erfahrungen ein wichtiger Bestandteil unseres Aufenthalts: Die besonders leckere äthiopische Küche, die sich von westlichem Essen stark abhebt, traditionelle Feiertage mit aufwändigen Zeremonien und musikalischer Begleitung, aber auch gesellschaftliche Besonderheiten, die wir so nicht kennen. Ein außerordentlich schönes Erlebnis war, als unsere äthiopischen Betreuer zu Kais Geburtstag überraschend eine große Torte besorgt und eine kleine Party mit einigen Gästen und Gesang in drei Sprachen organisiert haben.
Besonders lehrreich finden wir außerdem, dass wir dieses Projekt von Anfang bis Ende in Eigenverantwortung durchführen dürfen und dabei trotzdem noch genügend Zeit haben, um bei allen Schritten persönlich dabei zu sein und selbst mit Hand anzulegen.

Natürlich ist ein solcher Auslandsaufenthalt auch mit einigen Herausforderungen verbunden: Die innerpolitische Lage in Äthiopien ist oft instabil und es kommt vor allem in den Grenzregionen des Landes immer wieder zu bewaffneten Konflikten. Auch wenn Jimma selbst sehr sicher ist, so haben wir momentan leider kaum Möglichkeiten in bestimmte Regionen zu reisen, um noch mehr Eindrücke der verschiedensten Kulturen Äthiopiens zu sammeln.     
Auch mussten wir uns daran gewöhnen, wichtige Erledigungen wie Einkäufe etc. vor Einbruch der Dunkelheit zu erledigen. Häufige Stromausfälle, die in Entwicklungsländern ganz normal sind, die schlecht ausgebaute Trinkwasserversorgung sowie häufig fehlende sanitäre Anlagen erschweren den Alltag – aber auch das gehört zu einem interkulturellen Austausch dazu.

Trotz alledem kommen wir gut voran und sind guter Dinge, unser Ziel – den Bau einer Pflanzenkläranlage – während des Aufenthalts zu erreichen und freuen uns auf die restliche Zeit hier in Jimma.

Liebe Grüße aus dem warmen Äthiopien
Stefan & Kai