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Nachruf - Oberamtsrat a.D. Ernst Schmid (*11.01.1941 † 20.08.2022)

Veröffentlicht am: 05. September 2022

In tiefer Trauer nimmt die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) Abschied von Oberamtsrat a.D. Ernst Schmid.

Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei seiner Frau und seiner ganzen Familie.

Ernst Schmid war viele Jahre lang und bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Forstdienst Büroleiter des damaligen Staatlichen Forstamts Rottenburg am Neckar. In dieser Funktion hat er nicht nur die für einen Innendienstleiter üblichen, vielfältigen Aufgaben gewissenhaft erledigt, sondern auch die enge Verbindung zwischen der staatlichen Forstverwaltung und der forstlichen Hochschulausbildung mitgestaltet sowie fachlich und menschlich geprägt. Er war den Studierenden der HFR und ihrer Vorgängereinrichtungen immer ein kompetenter, hilfreicher und väterlicher Ratgeber und hat, gemeinsam mit den Forstamtsleitern seiner Dienstzeit in Rottenburg und in Abstimmung mit den Revierleitern, zahlreiche Praktikant*innen und Anwärter für den gehobenen Forstdienst betreut und praxisnah ausgebildet. Viele seiner „Schützlinge“ haben später im Land oder in anderen öffentlichen Forstverwaltungen Karriere gemacht. Das Forstamt Rottenburg galt – auch dank der Arbeit von Ernst Schmid – lange Zeit als eine der erfolgreichsten forstlichen „Kaderschmieden“ in Baden-Württemberg.

Nach einer Gärtnerlehre trat Ernst Schmid als sog. Anwärter seine forstliche Ausbildung am Schadenweilerhof in Rottenburg am Neckar an – der Vorgängereinrichtung der heutigen Hochschule. In dieser Zeit hatte er in seiner Dienstausübung einen schweren Verkehrsunfall mit dem Motorrad, in dessen Folge er mehrfach operiert werden und befürchten musste, dass er sein Studium aufgrund der eingeschränkten Forstdiensttauglichkeit nicht würde abschließen können. Seine Hartnäckigkeit im Ringen um die Erlaubnis, dennoch den forstlichen Laufbahnabschluss machen zu dürfen, prägte seine gesamte berufliche Laufbahn.  Der persönliche Erfolg wurde zu seinem Antrieb, sich auch für andere einzusetzen, die mit Nachteilen zu kämpfen hatten. Es war deshalb kein Zufall, dass Ernst Schmid Schwerbehindertenbeauftragter in der damaligen Landesforstverwaltung wurde. In dieser Funktion hat er sich im Bezirks- und Hauptpersonalrat intensiv für die Belange aller Menschen mit körperlichen Einschränkungen eingesetzt. Vieles was heute selbstverständlich ist, musste er - zunächst für sich und später für viele andere - noch mühsam erkämpfen. In diesem Sinne war er weit über seine aktive Dienstzeit hinaus ein wichtiger, helfender und sachkundiger Ansprechpartner für Menschen mit Behinderung - nicht nur im forstlichen Bereich. Auch im Ruhestand war er noch lange Jahre sehr engagiert an verantwortlichen Stellen des Sozialverbands VdK Deutschland e.V. aktiv.

Nach kurzen beruflichen Stationen in der Landesforstverwaltung Baden-Württemberg im Rahmen der weiteren Ausbildung und beruflichen Qualifizierung kam er schon bald nach Rottenburg zurück, wo er die Stelle und Aufgaben des Innendienstleiters im Staatlichen Forstamt übernahm.

Aufgrund seiner unfallbedingten körperlichen Einschränkung blieb Ernst Schmid eine Stelle als Forstrevierleiter im Außendienst verwehrt. Gleichwohl war er mit Leib und Seele, mit Stolz und aus Überzeugung Förster, setzte sich mit Freude und hohem Engagement für den Wald, die Waldbesitzenden, seine Kolleg*innen und immer auch für die kommenden Förstergenerationen ein.

Es war für ihn deshalb auch selbstverständlich, zu den Gründungsmitgliedern des Fördervereins der Hochschule Rottenburg zu gehören und dessen Geschicke von 1982 bis 1995 als Geschäftsführer maßgeblich zu lenken. Er hat Abschlussarbeiten von Studierenden mitbetreut, zahlreiche Übungen, Exkursionen und Fachtagungen ermöglicht, vorbereitet und durchgeführt. Das galt für kleinere Formate der Hochschule ebenso wie z.B. für die Jahrestagung des Forstvereins Baden-Württemberg Ende der 80er Jahre.

Seine aktive Zeit als Forstbeamter war unter anderem durch zahlreiche Reformen der Forstverwaltung geprägt, die er nicht immer für uneingeschränkt sinnvoll erachtete, durchaus kritisch, aber immer auch konstruktiv kommentierte und doch stets loyal und gewissenhaft so umsetzte, dass sie ihren Zielen, dem Wald und den Kolleg*innen bestmöglich dienten. Er war streitbar, aber nicht auf Streit aus. Er war kritisch, aber nicht destruktiv. Er war stolz, aber nicht überheblich. Und er war sehr kompetent, aber nie besserwisserisch.

Ernst Schmid war u. a. ein engagiertes Mitglied im Bund Deutscher Forstleute (BDF) und im Forstverein Baden-Württemberg. Vor allem aber war er allen Kolleginnen und Kollegen mit seiner großen und unerschütterlichen beruflichen Überzeugung und seiner ausgeprägten Kollegialität ein leuchtendes Vorbild. Noch lange über seine Pensionierung hinaus hielt er den Kontakt zu seinen aktiven Kolleg*innen und zur Hochschule, war nicht nur gerngesehener Gast beim lokalen Försterstammtisch, sondern noch sehr lange dessen Organisator und „Gastgeber“. Er kümmerte sich um die älteren Kollegen, die nicht mehr alleine zu gemeinsamen Terminen und Anlässen kommen konnten, holte sie ab, begleitete sie und hielt sie auf dem Laufenden.

Oberamtsrat a.D. Ernst Schmid hat die Forstwirtschaft weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus geprägt, ihr mit seinem Humor, seiner Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft und durch seine hohe Fachkompetenz zu einem hohen Ansehen verholfen.

Die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und der Verein der Freunde und Förderer der Hochschule werden Ernst Schmid vermissen und ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

gez.                                                                                       

Prof. Dr. Dr. h.c. Bastian Kaiser, Rektor                                    

gez.

Prof. Stefan Ruge, Vorsitzender des Vereins der Absolventen und Freunde der HFR