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Biogas-Lehrfahrt rundum informativ und mit Knalleffekt

Veröffentlicht am: 06. Dezember 2021

Studierende und Referent vor einer Biogasanlage

Wie inzwischen schon traditionell besuchte das 3. Semester des Studiengangs Erneuerbare Energien auch dieses Jahr im Rahmen der Vorlesung „Biogastechnik und Agrarrohstoffe“ mit Professor Poetsch den Energiehof Weitenau bei Eutingen im Gäu.

Unter Einhaltung aller Corona-Schutzmaßnahmen und meist an der frischen Luft führte Betriebsleiter Winfried Vees die Besuchergruppe über die Anlage, die eine Vielzahl an Varianten und Lösungen aus dem Biogasbereich zu bieten hat.

Die Substratlagerung umfasst neben einem klassischen Fahrsilo für Maissilage auch Flächen für Schweine- und Pferdemist sowie einen Behälter für flüssige Gülle. Ein Großteil der Substrate wird von Partnerbetrieben aus der Nachbarschaft angeliefert, die gerne auch die Gärreste wieder als Dünger entgegennehmen. Ein Teil der Gärreste wird durch eine fest-flüssig-Separation und Unterdruck-Eindampfung aufbereitet, um die Transportwürdigkeit zu erhöhen. Als ökologisches Extra erzeugt die Anlage einen Teil „Bienenstrom“, der dem Biogas-Anteil entspricht, der aus eigens von Vees angebauten, bienenfreundlichen Blühpflanzen erzeugt wird.

Die Fermenter werden thermophil und mit einer hohen Raumbelastung betrieben, die laut Lehrbuch kritisch wäre, aber der gut eingefahrene Prozess läuft dennoch stabil, wozu sicher auch der hohe Anteil Wirtschaftsdünger in der Substratmischung beiträgt. Die Blockheizkraftwerke erzeugen hauptsächlich Strom, Abwärme wird für die Fermenterheizung und die Gärresteindampfung genutzt.

Ein besonderes Schmankerl auf dem Energiehof ist die Gastankstelle. Ein kleiner Teil des Biogases wird auf Erdgasqualität aufbereitet und kann vor Ort per Tankkarte von Erdgasfahrzeugen getankt werden. Die Technik gilt eigentlich erst für größere Anlagen als wirtschaftlich, aber Vees ist einfach überzeugt von der Sache und fährt natürlich auch selbst ein Erdgasfahrzeug. Dass die ursprüngliche Aufbereitungsanlage Mängel hatte, hat ihn nicht entmutigt – die neue ist schon auf dem Weg und vermutlich ab 2022 einsatzbereit.

Neben den technischen Eindrücken sind aber besonders die persönlichen Erfahrungen und Ansichten des Betriebsleiters und Diskussionen z.B. über den richtigen Mais-Anteil, oder die zukünftige Bedeutung von Biogas für die Stromerzeugung oder als Kraftstoff hoch interessant.

Ein Höhepunkt der Führung ist die Kartoffelkanone, anhand der Vees eindrücklich die Abhängigkeit der Explosionsgefahr vom Mischungsverhältnis Methan:Sauerstoff demonstriert – und damit eine Kartoffel weit über den ehemaligen Schweinestall schießt.

Studierende und Referent stehen um die Kartoffelkanone