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HFR unterstützt den Friedensprozess in Kolumbien

Veröffentlicht am: 23. Juni 2016

Besser hätte die Zeitplanung nicht sein können: Erst gestern kehrte eine von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer angeführte baden-württembergische Delegation von einer Reise zurück, die sie auch nach Kolumbien geführt hat. Heute wurde nun bekannt, dass die Regierung Kolumbiens und die Guerilla-Organisation Farc nach langen, mühsamen Verhandlungen endlich eine Friedensvereinbarung unterzeichnen werden. Die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) könnte zusammen mit anderen Hochschulen des Landes einen Beitrag zum weiteren Friedensprozess leisten.

In ihren Gesprächen in der Hauptstadt Bogota und in Medellín, einem der früheren Zentren der Gewalt und der Drogenkartelle des Landes, konnten sich die Mitglieder der kleinen Delegation aus Baden-Württemberg selbst ein Bild davon machen, wie positiv sich Kolumbien in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Basis dieser Entwicklung war die Politik der kolumbianischen Regierung und die einseitige Erklärung einer Waffenruhe durch die größte Guerilla-Organisation Farc. Obwohl sich die meisten der Gesprächspartner der Wissenschaftler aus Baden-Württemberg noch vor wenigen Tagen sehr skeptisch zeigten, ob und wann es zu einer beidseitigen Friedensvereinbarung kommen wird. Heute nun die hinsichtlich des Zeitpunkts überraschende und gute Nachricht: Der Vertrag soll in den nächsten Stunden unterzeichnet werden.

Damit – auch das zeigte die Delegationsreise deutlich – werden die noch bestehenden Probleme nicht gelöst sein: Zu tief sind die Gräben und Wunden nach der jahrzehntelangen Gewalt im Land, die über 250.000 Tote auf beiden Seiten gefordert hat sowie unzählige weitere Opfer körperlicher und seelischer Gewalt. Die Hochschulen des Landes Baden-Württemberg könnten mit ihren Expertisen, insbesondere in der Bildung, der Psychologie, ihren Erfahrungen mit traumatisierten Menschen, aber auch hinsichtlich der Entwicklung und Erneuerung wirtschaftlicher Perspektiven und einer nachhaltigen Lebensgrundlage in den über lange Zeit parallelisierten ländlichen Regionen des Landes wichtige Beiträge leisten.

„Wir konnten sehen und erfahren, dass zwar vor allem die entlegeneren Regionen Kolumbiens jahrzehntelang besonders unter den grausamen Gewalttaten aller Konfliktparteien gelitten haben, dass es aber auch gerade solche Provinzen sind, die in den vergangenen drei Jahren mit beeindruckender Hartnäckigkeit damit begonnen haben, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen“, stellt Rektor Bastian Kaiser von der HFR als Mitglied der Delegation fest, „Das ist einem so zentralistisch organisierten Land wie Kolumbien durchaus überraschend und ermutigend.“

Bereits seit März steht fest, dass sich die Bundesrepublik Deutschland im Friedensprozess Kolumbiens insbesondere durch eine vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) koordinierte Initiative der Wissenschaft engagieren wird. Das Land Baden-Württemberg unterstützt diese Initiative und Hochschulen aus dem Land wollen ihren Beitrag dazu leisten.

„Da insbesondere entlegene ländliche Regionen eine sehr schwere Zeit durchleben mussten und auch die meisten der Farc-Kämpfer auf dem Land rekrutiert wurden – viele von ihnen sehr jung und unfreiwillig - und nach ihren Gräuel-Taten nicht mehr in ihre Heimatdörfer und –städte zurück können, ist es nun wichtig, gerade solchen Regionen und Menschen rasch eine belastbare Zukunftsperspektive zu erarbeiten“, betont Bastian Kaiser, „Dabei wird es auch um die Entwicklung moderner Landnutzungsperspektiven gehen, um Land- und Forstwirtschaft, um deren Kombination mit Bildungs- und Kulturangeboten sowie um Verkehrs- und Strukturprojekte, bis hin zur Entwicklung eines verantwortlichen Tourismus in die lange unerreichbare, phantastische Natur Kolumbiens. Dazu können wir als HFR in Zusammenarbeit mit anderen Partnern aus Baden-Württemberg und vor Ort in Kolumbien wichtige Beiträge leisten.“

Erste, sehr konkrete Kontakte dafür konnten in Medellín, in Bogota und z.B. mit hochrangigen Vertretern der Region Santander geknüpft werden. Diese sollen in den kommenden Wochen weiter ausgearbeitet und in die bundesweite Friedensinitiative eingespeist werden.