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11. Kongress der Säge- und Holzindustrie und 3. AGR Rohstoffgipfel

Veröffentlicht am: 25. Februar 2016

Holzwirtschaftler aus Rottenburg vernetzen sich in der Holz- und Sägeindustrie

3. AGR Rohstoffgipfel - Foto: © Angelika Aschenbach / DesH

Holzindustrie 4.0: Chance, Abenteuer oder Risiko für die deutsche Säge- und Holzwirtschaft? Rottenburger Studierende und deren Prof. Dr. Bertil Burian lauschten beim Rohstoffgipfel der AGR und dem Internationalen Kongress der Säge- und Holzindustrie den Vorträgen und Diskussionen rund um diese industrielle Revolution und den Rohstoff Holz. Für die Studierenden boten sich dabei Chancen auf vielerlei interessante Gespräche mit Vertretern der Säge- und Holzwirtschaft.

Viel mehr als nur der Rohstoff Holz stand bei diesem Kongress im Fokus: Digitalisierung, Automatisierung, Standardisierung sowie Networking vom Wald über das Werk bis hin zum Kunden.

Innerhalb des Rohstoffgipfels wurde diskutiert, ob Forst und Holz bereit sind für die digitale Vernetzung. Prinzipiell stehe der digitalen und vernetzten Revolution der Forst- und Holzindustrie nichts im Wege, jedoch müssen die anfallenden Kosten für Veränderungen durch die Wertschöpfung wieder konzipiert werden, so ein Standpunkt aus der Forstindustrie. Weiterhin sind Techniken wie z.B. fotooptische oder lasergestützte Messgeräte längst vorhanden – Herausforderungen entstehen aber noch bei der Nutzung dieser Potenziale. Fazit des Rohstoffgipfels: Der Trend der digitalen Vernetzung ist nicht aufzuhalten, deshalb sollte jetzt in kleinen Schritten begonnen werden an dieser Gesamtentwicklung zu partizipieren.

„Holzindustrie 4.0 – wir sind offen für Neues!“ unter diesem Appell eröffnete Carsten Döhring, Präsident des DeSH, den zweiten Teil der Veranstaltung. Produkte werden technischer und somit auch beratungsintensiver, außerdem gebe es eine Vielzahl an Märkten und vielschichtige Kundenstrukturen, die dazu führen, dass man die Anforderungen der Endkunden ständig im Auge behalten sollte. In diesem Kontext spiele die Automatisierung der Prozessabläufe und die Individualisierung der Produkte eine zentrale Rolle mit der Folge einer weiter zunehmenden Digitalisierung, Vernetzung und Auswertung der betriebsinternen Daten in den Sägewerken. Ziel sei es dabei den Anschluss nicht zu verlieren, mehr zu kommunizieren und flexibel zu sein in diesem Entwicklungsprozess. Im Anschluss an den ersten Veranstaltungstag tauschten sich die Studierenden mit führenden Managern, Beratern und Vertretern der Holzindustrie aus.

Spannende Themen lockten die Holzwirtschaftsstudenten auch am nächsten Tag schon früh ins Kongresszentrum. Beim sogenannten Speed-Dating stellten einige Firmen und Institute neue Verfahren zur Prozessoptimierung und Produkte vor, wie z.B. eine akustische Kreissägeüberwachung oder neue Schneidetechniken. Auch Projekte über neue Staplerleitsysteme, Biomasse-Holzgas-Blockheizkraftwerke und Optimierungspotenziale bei der Rundholzvermessung wurden präsentiert. Des Weiteren waren Themen: die Zertifizierung des Rohstoffs Holz und die Beschleunigung von Prozessen durch Vernetzung und Automatisierung entlang der Wertschöpfungskette im Sägewerk.

Marktberichte, Marktstudien und Befragungen sind wichtige und notwendige Planungshilfen für die strategische Ausrichtung und Steuerung von Unternehmen in der Forst- und Holzwirtschaft. Vor dem Hintergrund des aktuell laufenden Kartellverfahrens in Baden-Württemberg waren die Aussagen zu den Themen Wettbewerbsrecht und Markttransparenz im Holzmarkt sehr spannend. Generell wurden die Unternehmen aufgefordert bei Befragungen und Interviews realistische Angaben zu machen und Berichterfasser keine konkreten Preise zu veröffentlichen.

Rechtliche Vorgaben in der Sägeindustrie für Brandschutz und Feuerversicherungen werden seit Jahren teurer und aufwändiger. Aufgrund der vielen Brandschäden und auch Brandstiftungen hat sich die Versicherungsbranche aus der Sägeindustrie zurückgezogen. Im Rahmen einer Podiums-Expertenrunde wurden verschiedene Ansatzpunkte zur Lösung dieser Herausforderung angesprochen.

Zum Ende des Kongresses wurden die Marktprognosen für die kommenden Jahre vorgestellt. Die Entwicklung der Sägeindustrie wird v.a. durch die Beschaffungsmärkte beeinflusst. Neben der Verfügbarkeit und den Preisen für Stammholz spielen die aktuelle Konjunkturentwicklung, die Bausanierung, Weiterverarbeitungspotentiale im Betrieb, eine höhere Wertschöpfung aus Sägenebenprodukten und der Fachkräftemangel eine Rolle. Schließlich wird noch ein großer Nachholbedarf und somit auch ein Potenzial in der Digitalisierung und Vernetzung der betriebsinternen Daten gesehen, der den Betrieben die Zukunft sichert.

Als Fazit ist festzuhalten, dass die deutsche Säge- und Holzwirtschaft auf dem Gebiet der Digitalisierung und Vernetzung auf einem guten Weg ist. Zukünftig gilt es die vorhandenen Potenziale zu erkennen, diese zu nutzen, um so Prozesse verbessern zu können. So muss jeder Betrieb sein eigenes Konzept für die “Holzindustrie 4.0“ entwickeln. Dabei ist es grundsätzlich wichtig zu wissen, wo die Schwachstellen in der Prozesskette liegen und was der Betrieb künftig erreichen möchte. Als Kernbotschaft des Kongresses lässt sich zusammenfassen, dass die deutsche Säge- und Holzindustrie sich mehr um deren Kunden, Produkte und Innovationen kümmern muss, um die gesamte Branche in Deutschland mehr nach vorne zu bringen. Auch die Studierenden der Hochschule in Rottenburg stimmen damit überein und können noch hinzufügen, dass sich die Säge- und Holzindustrie auch mehr um die „junge Generation“ kümmern soll, um einen Fachkräftemangel vorzubeugen.

Bertil Burian
Prof. Dr. Bertil Burian

Professur für Internationale Holzwirtschaft

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