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Lehrfahrt Bericht Unterer Lindenhof

Veröffentlicht am: 02. Juni 2025

Im Rahmen der Veranstaltung „Grundlagen der landwirtschaftlichen Biomasseproduktion“ besuchten Studierende des Studienganges B.Sc. Erneuerbare Energien den Versuchsbetrieb „Unterer Lindenhof“ der Universität Hohenheim. Die Exkursion bot den Studierenden praktische Einblicke in moderne Landwirtschaft, Pflanzenbau, Bodenkunde und Biogastechnik.

Studierende stehen in einem Tal mit Ackerbau

Pflanzenbau: Dauerkulturen mit Potential

Blick auf Ackerpflanzen

Auf dem Hofgut teilt sich die landwirtschaftliche Fläche in etwa 70% Grünland und 30% Ackerbau auf. Während auf dem Grünland Arten wie das Deutsche Weidelgras dominieren, finden sich im Ackerbau sowohl einjährige als auch mehrjährige Pflanzen. Zu den Dauerkulturen zählen unter anderem Miscanthus und die Durchwachsene Silphie. Während ihrer mehr als zehnjährigen Nutzungsdauer wird der Boden nicht bearbeitet, was Energie und Arbeit spart und den Boden schützt. Die Dauerkulturen liefern jährlich verlässliche Biomasseerträge und benötigen außer einer Nährstoffrückführung kaum Pflege.

Besonders die Silphie wird als zukunftsträchtige Kulturpflanze für den Biogasbereich eingeschätzt – auch weil sie auf marginalen Standorten wachsen kann und z.B. Insekten Lebensraum bietet.

Aber auch der Mais spielt eine zentrale Rolle auf dem Hofgut. Er ist das Ergebnis jahrzehntelanger Züchtungsarbeit und daher besonders effizient – allerdings auch pflanzenschutzintensiver. Dieser Zielkonflikt zwischen Ertragspotenzial und ökologischer Verträglichkeit findet sich des Öfteren in der Landwirtschaft.

Bodenkunde

Bodenkunde: Prof. Poetsch steht in einem Bodenprofil und erläutert dieses.

Anhand eines rund 1,5 Meter tiefen Bodenprofils auf dem Unteren Lindenhof veranschaulichte Prof. Poetsch den Aufbau von Böden eindrucksvoll. Dabei erklärte er die Entstehung unterschiedlicher Bodenschichten und Farben. An Rostflecken deutlich sichtbar war, dass der Boden in tieferen Lagen regelmäßig mit Wasser in Berührung kam – vermutlich durch den nahegelegenen Fluss. Die typischen Horizonte A, B und C konnten die Teilnehmenden direkt im Profil erkennen und damit grundlegende bodenkundliche Konzepte in der Praxis nachvollziehen. 

Biogas und Bioökonomie

Ein besonderer Fokus lag auf der Forschungsbiogasanlage des unteren Lindenhofs, in der täglich etwa 18,6 Tonnen Einsatzstoffe – darunter Mais, Gülle und Gras – zu rund 2.200 m³ Biogas vergoren werden. In einem angeschlossenen Blockheizkraftwerk wird daraus Strom (355 kW elektrisch) und Wärme (385 kW thermisch) erzeugt. Diese Leistung reicht nicht nur für die Eigenversorgung des Versuchsbetriebs, sondern zusätzlich auch für rund 300 Haushalte.

Bei einem Exkurs zum Bioökonomie-Technikum gab es Einblicke in die Forschung. Hier wird aus Gras Protein extrahiert, das als Futtermittel z.B. Soja-Importe ersetzen kann. Aus den ebenfalls im Gras enthaltenen Kohlehydraten hingegen können hochwertige Kunststoffe produziert werden, die z.B. PET ersetzen. Stoffströme, die bei solchen Prozessen übrigbleiben, sind jedoch immer noch energetisch nutzbar, z.B. in Biogasanlagen, weshalb hier die stoffliche und energetische Verwertung von Biomasse enger zusammenwachsen.

Studierende stehen vor der Forschungsbiogasanlage

Maschinen und Technik: Moderne Landwirtschaft

Traktor mit Pumptankwagen zur Gülleausbringung

Einer der letzten Programmpunkte der Exkursion war die Besichtigung verschiedener landwirtschaftlicher Maschinen und Anbaugeräte. Dazu zählte unter anderem ein Pumptankwagen zur Gülleausbringung, ausgestattet mit Schleppschuhen zur emissionsarmen und bodennahen Verteilung der Gülle. Dies trägt dazu bei, Ammoniakverluste zu minimieren und die Umweltbelastung zu reduzieren.

Daneben konnten ein Maishäcksler mit Grasaufsatz, anbaubare Mähwerke für Traktoren sowie weitere Maschinen wie Maishäckslervorsätze, verschiedene Anhänger, Ladewagen, Schwader und Sämaschinen besichtigt werden. Diese Vielfalt bot einen breiten Einblick in die Technik rund um Saat, Pflege und Ernte verschiedener Kulturpflanzen. 

Fazit

Die Lehrfahrt bot den Studierenden der HFR nicht nur einen praxisnahen Einblick in moderne landwirtschaftliche Verfahren, sondern zeigte auch, wie eng ökologische, ökonomische und technische Fragestellungen in der heutigen Landwirtschaft miteinander verknüpft sind. Ein lohnender Ausflug – mit vielen Impulsen für Studium und Praxis.