Erstmals: Baden-Württembergische Gemeinschaftswälder vernetzen sich
Veröffentlicht am: 03. Dezember 2025

Es gibt sie seit Jahrhunderten. Sie sind Teil des reichen kulturellen Erbes von Baden-Württemberg. Sie sind wichtig, um vielen Menschen den Zugang zu Waldeigentum zu ermöglichen: Gemeinschaftswälder. Zum allerersten Mal trafen sich ca. 90 Vertreter von Gemeinschaftswäldern und Initiativen zur Neugründung gemeinschaftlichen Waldbesitzes mit Fachleuten aus Politik, Verbänden und Wissenschaft in Stuttgart, um sich über ihre Sorgen und Probleme, aber auch die Angebote, die sie für Mitglieder und Bevölkerung machen, auszutauschen.
Gemeinschaftswälder sind Organisationen, bei denen das Waldeigentum und damit die Verantwortung für nachhaltige Waldpflege und -erhaltung vielen Personen gemeinschaftlich zusteht. In Baden-Württemberg besitzen die mehr als 80 Gemeinschaftswälder ca. 1,5% der Waldfläche des Landes. Und noch immer werden weitere Gemeinschaftswälder „entdeckt“.
Zu diesem ersten Landestreffen der Gemeinschaftswälder hatten das Ministerium für den Ländlichen Raum (MLR), die Forstkammer, der Landeswaldverband und die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) gemeinsam eingeladen. Die Veranstaltung ist eng verbunden mit dem Forschungsprojekt DIANA („Im Dialog zu neuen Angeboten für Waldbesitzende“), das die HFR zusammen mit der Universität Freiburg und der Unique Consulting GmbH mit Förderung des MLR durchführt.
Ein wichtiges Fazit vorab: das Treffen war sehr produktiv. Ein Erfolg ist nicht nur, dass der angestrebte Aufbau eines Netzwerkes der Gemeinschaftswälder auf den Weg gebracht werden konnte. Wichtig ist insbesondere, dass viele Fragen zur zukünftigen Gestaltung der rechtlichen und tatsächlichen Verhältnisse bestehender Baden-Württembergischer Gemeinschaftswälder sowie zu Neugründungen offen angesprochen und diskutiert wurden. Einige Fragen können im Austausch zwischen den Gemeinschaftswäldern gelöst werden, andere bedürfen voraussichtlich des Handelns des Gesetzgebers. Das war gerade im Vorfeld der Landtagswahlen 2026 eine wichtige Erkenntnis, die auch die anwesenden Politiker, die Spitzen der Landesforstverwaltung sowie der Verbände mitgenommen haben.
Persönlich anwesend war auch Minister Peter Hauk, MdL, der u.a. ausführte: „Über 150.000 Hektar Wald liegen in den Händen baden-württembergischer Waldbesitzer, die jeweils weniger als fünf Hektar Wald besitzen. Das sind mehr als zehn Prozent der gesamten Waldfläche Baden-Württembergs. Dieses Potential gilt es mit Blick auf die Kreislaufwirtschaft und insbesondere im Sinne des Klimaschutzes zu erschließen und durch nachhaltige Waldwirtschaft zu nutzen. Gemeinschaftliche Bewirtschaftungsmodelle bieten hierfür große Chancen, um die Waldbesitzer zu unterstützen. Denn die pflegliche Waldbewirtschaftung unterstützt dabei, rascher klimaresiliente Mischwälder zu entwickeln und an das Klima anzupassen. Durch die Bildung von Gemeinschaftswäldern und die gemeinschaftliche Waldbewirtschaftung können Synergien genutzt, Kosten reduziert und die Wälder auf eine nachhaltige und umweltfreundliche Weise bewirtschaftet werden.“
„Gemeinschaftswälder haben in Baden-Württemberg eine jahrhundertealte Tradition. Ihre Organisation, Ziele und ihr Handeln sind ausgesprochen vielfältig“, erläuterte Prof. Dr. Christoph Schurr von der HFR. Zudem entstehen in den letzten Jahren in verschiedenen Teilen des Landes neue spannende Initiativen und Ansätze, bei denen sich Menschen gemeinsam um ihre Wälder kümmern wollen.“
Forstkammer-Geschäftsführer Jerg Hilt ergänzte: „Es ist beeindruckend zu sehen, was in den Gemeinschaftswäldern mit viel ehrenamtlicher Arbeit geleistet wird und mit welchem Engagement neue Kooperationen und Ideen entwickelt werden. Solche freiwilligen Kooperationsmodelle sollten in der baden-württembergischen Forstpolitik zukünftig eine stärkere Rolle spielen.“
Für Reinhold Mayer, Vorsitzender des Landeswaldverbandes, war die hohe Resonanz der Veranstaltung ein klarer Beleg für die Bedeutung des Themas: „Behörden und Verbände sollten gemeinsam Wege ebnen, dass Waldbesitzer mit ähnlichen Interessen und Ideen gemeinsam Verantwortung für ihre Wälder übernehmen können.“
Ein zweites Treffen der Gemeinschaftswälder wird im kommenden Jahr anvisiert. Bis dahin müssen allerdings eine ganze Reihe von Fragen, die das Treffen hervorgebracht hat, angegangen und vielleicht auch schon gelöst werden.









