Zurück zur Übersicht

Wald und Wasser - mehr Gemeinsamkeiten als nur die beiden Anfangsbuchstaben

Veröffentlicht am: 05. Dezember 2023

Der Wahlpflichtblock Mensch und Umwelt im 7. Semester des Bachelor Forstwirtschaft behandelt im Wintersemester 2023/24 das Thema Wald und Wasser.

Exkursionsteilnehmer stehen an der Gewässerkreuzung Stiller Bach

Diese Wechselwirkungen beider Umweltressourcen zeigte uns eindrücklich Dr. Lutz-Dietrich Herbst, der Experte des Landesdenkmalamts Baden-Württemberg für Wasserbau und Wassernutzung, am Beispiel von zwei kulturhistorischen Denkmalen, der Kißlegger Weiherkette bei Immenried und des Stillen Bachs im Altdorfer Wald in Oberschwaben, am 16. und 17. Oktober 2023.

Seit der Besiedlung dieses Raums im frühen Mittelalter haben die Menschen hier ihren Lebensraum umgestaltet, die Landnutzung verändert, in Wälder und Wasserläufe eingegriffen. Riede wurden entwässert, um sie als Weide nutzen zu können. Das Wasser wurde in Teichen aufgefangen, die der Fischzucht und dem Antrieb technischer Anlagen wie Hammerwerken und Mühlen dienten. Holz war neben dem Wasser eine Kernressource der Landnutzung, ab dem 19. Jhdt. wurden landwirtschaftliche Grenzertragsflächen umfangreich bewaldet. Seit dem 20.Jhdt. gewannen die Weiher eine neue Bedeutung für den Tourismus und als wertvolle Lebensräume. Schließlich bekommt aktuell die Wiedervernässung ehemaliger Moorflächen aus Gründen des Klimaschutzes wieder großen Stellenwert. Häufig liegen die neuen Moor- und Sumpfflächen im Wald. Der Mensch wird dabei, nicht immer in erwünschter Art und Weise, durch tierische Rückkehrer wie den Biber unterstützt.

Neben tiefen Einblicken in die Entwicklung der Kulturlandschaft bekamen die Studierenden viele interessante, quizfähige Wissenshäppchen mit. Z.B. warum das Milchvieh auf den Weiden gerne Fichtennadeln frisst, was Edelkrebse mit dem Golfsport zu tun haben oder was der Ortsname Spinnenhirn bedeutet. Wer die Antworten sucht, kann sie von den teilnehmenden Studierenden bekommen.

Das Ineinandergreifen vieler Nutzungsansprüche und der Umgang mit Konflikten darüber war auch Thema der Wanderung am Folgetag von Unterankenreute nach Weingarten entlang des Stillen Bachs. Der stetige Wandel der Nutzung und Bedeutung dieses seit dem frühen Mittelalter vom Kloster Weingarten angelegten, von hoher Ingenieurskunst zeugenden, die natürlichen Abflussverhältnisse stark verändernden künstlichen Grabensystems war an jeder Station greifbar. Ursprünglich der Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen und dem Antrieb von Getreidemühlen dienend, kamen die zeitweise höchst einträgliche kommerzielle Fischzucht und der Antrieb von Sägewerken dazu, zuletzt auch die touristische Nutzung. Die moderne Energiegewinnung wurde an der jüngst sanierten Turbine der Firma Habisreutinger in Weingarten vorgestellt.

Die Exkursion wurde sehr bereichert durch die Teilnahme von Professorin Dr. H. Megerle, der Studiengangleiterin des HFR-Studiengangs Ressourcenmanagement Wasser.

NB: Ursprünglich hatte der Modulverantwortliche, Professor Dr. Chr. Schurr, die Exkursion mit öffentlichen Verkehrsmitteln geplant. Die hehre Absicht fiel der für größere Gruppen nicht mehr beherrschbaren Tarifstruktur, überraschenden Streckensperrungen der Bahn und am Schluss auch noch dem Streik der Lokführer zum Opfer. Der Gedanke aber, den ÖPNV stärker für Exkursionen der HFR zu nutzen, sollte weiterhin verfolgt werden, insbesondere bei kleineren Gruppen.