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2 Tage Praxis pur

Veröffentlicht am: 19. Juni 2023

Ende April ging es als Abschlussexkursion des Studiums der Holzwirtschaft für zwei Tage in die Mitte von Deutschland. Der Fokus dieser Exkursion lag in der Besichtigung von verschiedenen Sägewerken und schnittholzverarbeitenden Unternehmen. Dabei wurde das im Studium erlangte Wissen noch einmal tiefer mit der Praxis verknüpft.

Blick auf einen Rundholzsortierplatz

Als erstes stand die Besichtigung des Sägewerkes der Firma Pollmeier Schnittholz GmbH & Co. KG in Aschaffenburg auf dem Programm. Das Sägewerk verarbeitet ausschließlich Buchenholz und ist aufgrund der Einschnittleistung von 400.000 Kubikmetern Rundholz das größte Laubholzsägewerk Europas. Ein Vorteil des Standortes wurde allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern gleich bewusst: Das Werk verfügt sowohl über eine Bahn- als auch Hafenanbindung, die für die Rohstoffversorgung genutzt werden. Der thematische Schwerpunkt lag jedoch vor allem auf der effizienten und optimierten Produktion sowie der aktuellen Produkterweiterung von Pollmeier. Neben dem Schnittholz, das in 17 verschiedenen Qualitäten angeboten wird, produziert das Werk auch sogenannte Zuschnitte (Schnittholzerzeugnisse in geringeren Standarddimensionen) und geht damit auf die sich ändernden Nachfragewünsche ihrer Kunden ein. Besonders beeindruckend war das neu integrierte vollautomatische Hochregallager, das bei der Kommissionierung von LKW- oder Container-Ladungen eine enorme Zeitersparnis erbringt. Nachhaltigen Eindruck hinterließ auch die gelebte Mentalität des Unternehmens, Dinge neu zu denken, auszuprobieren und einfach mal zu machen.

Weiter ging zu HBS Berga GmbH & Co. KG in Sachsen-Anhalt, welches zur ante-Gruppe gehört. HBS steht für Holzbausysteme und der Name ist Programm: es wird Konstruktionsvollholz und Brettsperrholz (großformatige Massivholzelemente) hergestellt, das als Wand-, Decken- oder Dachbauteil im modernen Holzbau zum Einsatz kommt. Beide Produkte werden auf Wunsch zudem noch vor Ort auf einer großen CNC-Maschinen abgebunden, was die Studierenden live miterleben konnten. An einem Auftrag wurde der gesamte Prozessablauf von der Auftragsannahme über die -abwicklung bis hin zu Auslieferung eines Bauteils besprochen. Abgerundet wurde die Werksbesichtigung mit einer Diskussion über die sich ergebenen Herausforderungen, die eintreten, wenn eine neue Produktionslinie in ein bestehendes Hallengebäude integriert werden muss. Mit einem geselligen Beisammensein endete der erste Tag.

Am nächsten Morgen ging es weiter zum Großsägewerk des Unternehmens ante-Holz GmbH & Co. KG in Rottleberode, welches nur wenige Kilometer von HBS Berga entfernt liegt. Das Sägewerk konzentriert sich auf die Verarbeitung von Nadelholz. Aus erster Hand erfuhren die Studierenden vieles über die aktuellen Herausforderungen der Branche und des Unternehmens, wie z.B. über die Rohstoffbereitstellung, die aktuell sehr unterschiedlichen Rundholzqualitäten und deren Auswirkungen auf den Produktionsprozess sowie Informationen über die volatilen Absatzmärkte. Beeindruckend war die Ganzheitlichkeit dieses Unternehmens, welches neben dem Hochleistungssägewerk unter anderem auch ein Hobel- und HD-Pelletwerk sowie eine KVH- und Gartenholzproduktion betreibt. Alle Produktionsprozesse wurden besichtigt, so dass die hohe Wertschöpfungstiefe an diesem Standort und die damit verbundenen Chancen, aber auch Herausforderungen hautnah erlebt werden konnten.

Die letzte Station der Exkursion fand bei der Gebr. Keß Sägewerk GmbH in Hammelburg statt. Dieses international agierende Laubholzsägewerk zeigte eindrücklich, dass unterschiedlichste Strategien sinnvoll sind, um auf dem Markt wirtschaftlich agieren zu können. Im Gegensatz zu den zuvor besichtigten Sägewerken, setzt das Sägewerk Kess auf Individualität und höchste Produktqualität und bedient damit eine spezielle Marktnische. Besonders interessant und spannend war zu erfahren mit welchen Herausforderungen das Unternehmen zu tun hat und wie es diese mit lösungsorientiertem, betriebswirtschaftlichem und vorausschauendem Denken und Handeln begegnet.

Alles in Allem war die Abschlussexkursion ein voller Erfolg. Als Resümee der Exkursion fasste Prof. Dr. Burian zusammen, dass die Studierenden in den beiden Tagen in eindrucksvoller Art und Weise die unterschiedlichen Herangehensweisen und Strategien von Unternehmen sehen konnten, um erfolgreich auf Märkten zu bestehen. Bevor die Heimreise nach Rottenburg angetreten wurde, bedankten sich die Studierenden bei Prof. Burian für die Organisation der Exkursion und insbesondere für die Möglichkeit, dass die Corona-bedingt ausgefallene Exkursion nachgeholt werden konnte.