Forstliche Aufstellungssystematik

Geschichte der Forstlichen Aufsstellungssystematik (FAS) mehrweniger

Die Forstliche Aufstellungssystematik wurde Ende 1990 an der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) auf der Basis der Kurzfassung der FDK (Forstlichen Dezimal-Klassifikation) entwickelt.

Wegen der Freihandaufstellung und der Möglichkeit der Suche nach Stichworten (Titelelementen) im elektronischen Katalog fiel die Entscheidung zugunsten der systematischen Erschließung, teilweise können jedoch beim Katalogisieren Schlagwortketten aus Fremddaten des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes übernommen werden. Als Ersatz für die (partiell) fehlende Schlagworterschließung musste die neu anzuwendende Klassifikation jedoch ein umfangreiches Schlagwortregister aufweisen, welches aber 1992 durch das ausführliche Stichwortregister der Neuauflage der FDK gebildet werden konnte.

Abweichungen der FAS von der FDK / Kurzfassung mehrweniger

Eine Bearbeitung der FDK war aus folgenden Gründen unumgänglich:

  • Die von der FDK verwendete, rein numerische Notationsstruktur (z.B. 232.320 „Baumschulen“) ist für den Gebrauch in einer Freihandbibliothek ungeeignet, da sich Benutzer reine Ziffernfolgen kaum merken können und diese keine inhaltliche Aussagekraft haben. Es können auch keine benutzerfreundlichen Signaturen (Standortangaben) unter Benutzung von reinen Dezimalzahlen gebildet werden.
  • Die FDK weist inhaltliche Schwächen auf: eine den Ansprüchen an eine moderne forstwissenschaftliche Systematik nicht immer genügende Gliederung (etwa der Gruppe 64 „Forstliche Betriebswirtschaft“ oder der Gruppe 907 „Natur- und Umweltschutz), Nichtberücksichtigung von Gruppen trotz erheblichen Literaturanfalls (z.B. fehlende oder ungenügende Untergliederung der Gruppen 0 „Forstwirtschaft im Allgemeinen“, 12 „Allgemeine Biologie“ und 156 „Jagdwesen“; keine Gruppen (nur Anhängezahlen) für spezielle Printmedienarten (z.B. Schriftenreihen, Atlanten, Zeitschriften), Karten und Non-Print-Medien (z.B. Tonträger, Bildtonträger, Computerdateien)).
  • Der Anwendungsbereich der FDK ist auf die Forstwirtschaft beschränkt (fehlende Gruppen für „Allgemeine Gebiete“ wie Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften, Geisteswissenschaften, Angewandte und interdisziplinäre Wissenschaften, Kunst, Belletristik)
  • Die FDK gibt i.d.R. keine Abgrenzungshilfen (inhaltliche Konkretisierung von Begriffen bzw. Verweisungen auf andere Gruppen)
  • Verwendet man das ausführliche Stichwortregister der FDK / Vollversion anstatt des knappen der FDK / Kurzfassung, ist dieses nicht an die Notationsstruktur der FDK / Kurzfassung oder einer die FDK / Kurzfassung modifizierenden Systematik angepaßt. Das Stichwortregister erschließt im Übrigen nur den Bereich Forstwirtschaft, nicht jedoch „Allgemeine Gebiete “ / Gruppen für spezielle Medienarten
  • Es fehlt eine Systematik-Übersicht (Grobgliederung) am Anfang der FDK
  • Die FDK sieht die Arbeit mit Verbund- und Anhängezahlen vor. Ein solches System ist nicht benutzerfreundlich. 2006 ist eine überarbeitete Ausgabe der FDK / Vollversion unter dem Titel „Globale Forstliche Dezimal-Klassifikation (GFDK)“ erschienen. Die grundlegenden Probleme der FDK - insbes. ihre strukturelle Untauglichkeit für den Einsatz in Freihandbibliotheken - wurden dadurch nicht behoben.

Für den Gebrauch als Aufstellungssystematik wurden in der vorliegenden Bibliothekssystematik folgende Modifikationen gegenüber der FDK / Kurzfassung vorgenommen:

  • Die Notationsstruktur der FDK wurde mnemotechnisch (gedächtnisstützend) abgeändert, indem die erste Stelle einer Ziffernfolge durch eine zweistellige Buchstabenkombination (FW statt 0 „Forstwirtschaft im Allgemeinen“, SB für 1 „Standortsfaktoren. Biologie“, WB für 2 „ Waldbau“ usf.) - bei mehrstelligen Ziffernfolgen gefolgt von einem Punkt - ersetzt wurde. Der der optischen Strukturierung dienende Punkt nach der dritten Dezimalzahl wurde um eine Stelle nach rechts verschoben. Die den Notationen der FAS entsprechenden Dezimalzahlen der FDK wurden - soweit vorhanden - zusätzlich in Klammern angeführt Zur Bildung von benutzerfreundlichen Signaturen (Standortsbezeichnungen) kann man, dem Gebrauch in Öffentlichen Bibliotheken folgend, die Notation nach einem Blank um die drei (Sch gilt insoweit als ein Buchstabe) Anfangsbuchstaben des ersten ordnungsrelevanten formalen Kriteriums der jeweiligen Titelaufnahme (Nachname des Verfassers, Name der Körperschaft oder Anfang des Sachtitels) erweitern (z.B. WB.323 Mül für ein Buch von Müller über Baumschulen).
  • Unbrauchbare oder fehlende Gliederungspunkte wurden gestrichen / abgeändert oder ergänzt. Abweichungen der Gliederung der FAS von der FDK sind immer dann gegeben, wenn auf die Angabe der mnemotechnischen Notation keine Dezimalzahl in Klammern folgt. Der Vollversion der FDK entnommene Erweiterungen der FAS (über die FDK / Kurzfassung hinaus) sind durch kursiven Druck der geklammerten Dezimalzahl kenntlich gemacht.
  • Die Systematik wurde um die Hauptgruppe AG „Allgemeine Gebiete“, in der alle nicht forstwirtschaftlichen Gebiete berücksichtigt sind, erweitert.
  • „Hier auch-Hinweise“ und ein ausführlicher Verweisungsapparat wurden ergänzt.
  • Das Stichwortregister der FDK / Kurzfassung wurde durch das Stichwortregister der FDK / Vollversion ersetzt (jetzt Schlagwortregister der FAS) und die Notationsstruktur an die der FAS (mnemotechnisch, kürzer) angepaßt. Für die „Allgemeinen Gebiete“ / speziellen Medien-Arten wurde ein eigenes Stichwortregister erstellt.
  • An den Anfang der FAS wurde eine Systematik-Übersicht gestellt.
  • Die FAS kennt keine Bildung von Verbundzahlen. Stattdessen können mehrere Notationen zur Kennzeichnung verschiedener Inhalte eines Buches vergeben werden. Auf die Verwendung von Anhängezahlen wird verzichtet.

Die Recherche im elektronischen Bibliothekskatalog mehrweniger

Jedes Medium im Bibliotheksbestand wurde im Katalog mit einer Titelaufnahme (entsprechend eines Regelwerkes) beschrieben.

Beispiel:

Autoren: Ebert, Hans-Peter
Titel: Heizen mit Holz in allen Ofenarten
Ausgabe: 13., verb. Aufl.
Impressum: Staufen bei Freiburg : ökobuch., 2009. - 158 S. : Ill., graph. Darst.
ISBN: 978-3-936896-21-3
Signatur: FN.31 Ebe
1. Notation: FN.31 (entspricht der FDK-Zahl 831)
2. Notation: AG.536 (entspricht keiner FDK-Zahl, da „Allgemeine Gebiete“ ausgespart sind)
3. Notation: AG.576 (entspricht ebenfalls keiner FDK-Zahl)
4. Notation: AL.1 (entspricht der FDK-Zahl 31)
5. Notation: FN.39 (entspricht der FDK-Zahl 839)
6. Notation: FN.47 (entspricht der FDK-Zahl 847)
7. Notation: FN.48 (entspricht der FDK-Zahl 848)
 

Der formalen Titelaufnahme angefügt sind die Ergebnisse der systematischen und verbalen Sachkatalogisierung, nämlich die Signatur, eine oder mehrere Notationen und ein oder mehrere Schlagworte bzw. Schlagwortketten. Die Signatur (Standortangabe) entspricht meist der 1. Notation, ergänzt durch die ersten drei Buchstaben des ordnungsrelevanten formalen Kriteriums, im Beispiel des Verfasser-Nachnamens. Die 1. Notation bezeichnet die Systematikstelle, in die das Buch schwerpunktmäßig gehört (FN.31 = Forstnutzung / Brennholz).

Mögliche weitere Notationen stehen für Themenbereiche, die das Buch auch, wenn auch nicht schwerpunktmäßig, behandelt (2. Notation: AG.536 = Allgemeine Gebiete / Technik / Bauwesen / Heizungstechnik bzw. 3. Notation: AG.576 = Allgemeine Gebiete / Hauswirtschaft / Heizung usw.).

Wer sich etwa alle Bücher, die schwerpunktmäßig mit dem Thema „Brennholz“ zu tun haben, anzeigen lassen will, muss eine Suche mit der abgekürzten („trunkierten“) Signatur FN.31, gefolgt von einem Leerzeichen und einem Trunkierungszeichen (bei den meisten Systemen ein Sternchen, also FN.31 * damit die Bücher beispielsweise der Verfasser Maier und Müller mit den Signaturen FN.31 Mai und FN.31 Mül ausgeworfen werden), durchführen. Wird unter der Notation FN.31 recherchiert, werden zusätzlich auch die Bücher aufgelistet, die in irgendeiner Weise, also nicht nur schwerpunktmäßig, dasselbe Thema behandeln. Bei der Auffindung der richtigen Systematikstelle für eine Anfrage kann ein Blick in die Systematik-Übersicht weiterhelfen.