Die Sensation des Jahres - ein Gelbbrauenlaubsänger in einem Maisfeld in Bliesekow-Rostock! Foto 29.09.2022 © R. Neumann


Projektleitung:
Prof. Dr. Thomas Gottschalk

Projektmitarbeiter:innen:
Mirjam Rieger, Jana Niedermayer, Dr. László Kövér

Rottenburg, den 14.06.2023


1 Einleitung

Der Nutzen von Maisfeldern für die Vogeldiversität in der Agrarlandschaft wird generell als niedrig eingeschätzt. Allerdings gibt es dazu – vor allem außerhalb der Brutzeit – nur sehr wenige standardisierte Datenerfassungen (u.a. Gottschalk & Kövér 2016), weshalb seit 2016 in Zusammenarbeit mit der Markierungszentrale Radolfzell, der Beringungszentrale Hiddensee und der Markierungszentrale Helgoland bundesweite Netzfänge in Maisfeldern durchgeführt werden. Getragen wird das Projekt von einem Netz aus ehrenamtlichen Beringer:innen und Beringungshelfer:innen, welche seit 2022 zusätzlich durch hauptamtliche Fänge von einer Projektmitarbeiterin und einem Team aus studentischen Hilfskräften unterstützt werden. Ziel des Projektes ist es, Aussagen über die Vogeldiversität und -abundanz von Maisfeldern zu erhalten und diese in Relation zu begleitenden Flächenparametern (bspw. Mais- oder Wald/Gehölzanteil im Umfeld, Flächengröße, Wuchshöhe, Grad der Verunkrautung, …) zu setzen. Von Juli bis zur Ernte der Felder im Herbst werden hierzu Vögel in Maisfeldern in unterschiedlichen Landnutzungsstrukturen mit Japannetzen gefangen und beringt. Anhand von Wiederfängen können wir darüber hinaus Erkenntnisse über Aufenthaltsdauern und Gewichtszunahmen gewinnen (Gottschalk 2017, Gottschalk & Kövér 2019), zudem werden seit 2022 Individuen ausgewählter Arten (Feldsperling, Rotkehlchen, Kohlmeise, Teichrohrsänger) mit Radiosendern ausgestattet, um deren Bewegungsmuster innerhalb von Maisfeldern und angrenzenden Strukturen zu untersuchen.


2 Methodik

2.1 Durchführung der Fänge

Die Durchführung der Fänge erfolgt nach einem standardisierten Protokoll, welches den Beringer:innen im Vorfeld zugeschickt wurde. Die Vögel wurden mit Japannetzen im Maisfeld zwischen Mitte Juli bis zur Ernte der Felder (2022 war dies Ende August bis Anfang November) gefangen, wobei die einzelnen Fangtage möglichst gleichmäßig über den gesamten Zeitraum verteilt wurden. Um eine Standardisierung der Fänge zu gewährleisten wurde für die Fangschneise jeweils eine Reihe Mais entfernt und an deren Stelle die Netze aufgestellt, zudem wurde die Netzzahl pro Fangplatz konstant gehalten. Die erforderliche minimale Fangzeit pro Fangtag betrug vier Stunden (mit vereinzelt wetterbedingten Abweichungen), zudem sollten (wenn möglich) mindestens 10 Fangsessions durchgeführt werden. Aufgrund einiger frühzeitigen Ernten gelang dies 2022 nicht auf allen Fangplätzen (Tab. 2.2).

Folgende Daten waren für jeden Fang zu erfassen: (1) Fangzeit, (2) Netznummer, (3) Netztasche, (4) Netzseite, (5) Ringnummer, (6) Vogelart, (7) Fangstatus (Erst- oder Wiederfang), (8) Geschlecht, (9) Alter, (10) Flügellänge und (11) Gewicht. Des Weiteren erfolgte auf den ehrenamtlichen Flächen pro Netz eine monatliche Abschätzung der Verunkrautung des jeweiligen Feldabschnittes und eine einmalige Messung der Maishöhe. Auf den hauptamtlichen Flächen wurden diese beiden Parameter in regelmäßigen Abständen (alle ein bis zwei Wochen) erfasst. Im August wurde die Kartierung der Landnutzungsstruktur innerhalb eines 1000 m Radius um die Netze durch Thomas Gottschalk und Jana Niedermayer (Flächen außerhalb Baden-Württembergs) und Mirjam Rieger sowie diversen studentischen Hilfskräften (Flächen in Baden-Württemberg) durchgeführt.

2.2 Untersuchungsgebiete

Seit dem Start des Projektes in 2016 wurde jährlich an acht bis neunzehn Standorten in insgesamt elf Bundesländern im Mais gefangen (Abb. 2.1, Tab. 2.1). Drei Beringer nahmen bisher jedes Jahr an den Untersuchungen teil, zudem konnten wir eine neue Beringerin für das Projekt gewinnen. 2022 wurden die ehrenamtlichen Fänge durch hauptamtliche Fänge von Mirjam Rieger und einem Team aus wissenschaftlichen Hilfskräften unterstützt. Somit waren in diesem Jahr insgesamt zwölf Beringer:innen auf neunzehn Fangplätzen tätig (Abb. 2.1, Tab. 2.1).

Während der Saison 2022 wurde zwischen dem 17. Juli und 02. November auf einer Gesamtlänge von 1609 Netzmetern (Gesamtnetzfläche: 4016 m²) an insgesamt 204 Tagen gefangen (Tab. 2.1 und 2.2) und somit ein Gesamtaufwand von über 230000 hm² geleistet. Aufgrund der hauptamtlichen Unterstützung sind dies die höchsten Werte seit Beginn des Projektes (Tab. 2.1). Die Fangdichten (Fänglinge pro 1000hm²) der Erst- und Wiederfänge lagen dieses Jahr ebenfalls im oberen Bereich, zudem wurde die bisher höchste Artenvielfalt festgestellt (Tab. 2.1).

Aufgrund der Trockenheit im Sommer kam es im Lauf der Saison leider zu sehr frühzeitigen Ernten einzelner Flächen. Trotzdem konnte auf den restlichen Flächen teilweise bis in den Oktober hinein (auf zwei Flächen sogar bis Anfang November) gefangen werden (Abb. 2.2, Tab. 2.2).

Die Fangort von 2022 sowie die Verteilung der über 25 Fangplätze, an denen seit 2016 Vögel im Mais gefangen wurden.

Abbildung 2.1: Die Fangort von 2022 sowie die Verteilung der über 25 Fangplätze, an denen seit 2016 Vögel im Mais gefangen wurden.

Tabelle 2.1: Fangzeitraum, Fangaufwand und Fangzahlen in den Jahren 2016 bis 2022.
Anzahl
Erstfänge
Wiederfänge
Jahr Zeitraum Fangplätze Tage Stunden [h] Netzfläche [m²] Aufwand [hm²] Anzahl pro 1000hm² Anzahl pro 1000hm² Anzahl Arten
2016 20.07. - 28.10. 12 114 556 1776 85445 613 7,2 13 0,2 37
2017 06.07. - 20.10. 12 138 668 1639 94052 1061 11,3 89 0,9 43
2018 02.07. - 28.09. 10 85 395 1955 73702 511 6,9 91 1,2 31
2019 13.07. - 19.10. 10 110 576 1303 71058 518 7,3 14 0,2 31
2020 14.07. - 27.10. 12 150 784 1660 104051 1027 9,9 56 0,5 40
2021 22.07. - 25.10. 8 99 601 1074 76804 645 8,4 37 0,5 42
2022 17.07. - 02.11. 19 202 1089 4016 230781 2367 10,3 495 2,1 47
Aufsummierter Fangaufwand in Netzquadratmeterstunden pro Woche und Jahr.

Abbildung 2.2: Aufsummierter Fangaufwand in Netzquadratmeterstunden pro Woche und Jahr.

Tabelle 2.2: Fangplätze an denen 2022 im Maisfeld Vögel gefangen wurden. Zudem ist der zeitliche und materielle Fangaufwand angegeben.
Fangtage
Netz
Standort Kürzel Stunden [h] Juli Aug Sept Okt Nov Sum Länge [m] Höhe [m] Fläche [m²]
Gomaringen G1 BW-G1-22 108 1 4 5 8 1 19 100 2.5 250,0
Gomaringen G2 BW-G2-22 102 0 3 5 9 1 18 100 2.5 250,0
Gomaringen G3 BW-G3-22 48 0 0 2 7 0 9 60 2.5 150,0
Tübingen- Bühl BW-K1-22 31 1 4 0 0 0 5 100 2.5 250,0
Hirrlingen BW-L1-22 58 1 7 3 0 0 11 100 2.5 250,0
Rottenburg M1 BW-M1-22 67 0 3 4 4 0 11 100 2.5 250,0
Rottenburg M2 BW-M2-22 64 0 3 4 4 0 11 100 2.5 250,0
Dusslingen S1 BW-S1-22 31 1 4 0 0 0 5 100 2.5 250,0
Dusslingen S2 BW-S2-22 32 1 5 0 0 0 6 100 2.5 250,0
Sickenhausen Z1 BW-Z1-22 49 1 2 8 0 0 11 100 2.5 250,0
Sickenhausen Z2 BW-Z2-22 45 1 3 4 0 0 8 100 2.5 250,0
Sickenhausen Z3 BW-Z3-22 45 0 4 5 0 0 9 100 2.5 250,0
Brandstätt BY-BS-22 67 2 7 0 0 0 9 40 2.5 100,0
Treppendorf BY-TD-22 80 2 9 0 0 0 11 40 2.5 100,0
Bliesekow- Rostock MV-EH-22 70 1 6 6 4 0 17 115 2.5 287,5
Rosenthal MV-SK-22 42 2 5 3 0 0 10 46 2.5 115,0
Goldenstedt NI-AG-22 40 2 5 3 0 0 10 70 2.4 168,0
Haßloch- Ellerstadt RP-DK-22 59 0 4 3 3 0 10 75 2.5 187,5
Frankenthal RP-MH-22 50 1 8 3 0 0 12 63 2.5 157,5
Gesamt 1089 17 86 58 39 2 202 1609 4015,5

3 Ergebnisse und Diskussion

3.1 Einfluss der Landnutzung

2022 umfasste der Maisanteil im Umfeld von 500 m um die Untersuchungsflächen eine Spanne von 2,7% (BW-Z2-22) bis 36,7% (BW-G3-22) und im Umfeld von 1000 m 1,6% (BW-M1-22) bis 20,5% (MV-EH-22). Ähnliche Spannen erreichte der Grünlandanteil (0% (RP-MH-22) bis 38,7% (BW-K1-22) für einen 500 m Radius und 0,5% (RP-MH-22) bis 26% (BW-G2-22) für 1000 m). Erfreulicherweise gab es 2022 einige Flächen mit einem hohen Wald & Gehölz-Anteil (Abb. 3.1). Innerhalb eines 500 m sowie 1000 m Radius kamen fünf Flächen über 30% (BY-TD-22, BW-G1-22, BW-K1-22, BW-M1-22, BW-M2-22). Vergleicht man die Anteile der beiden Radien, so fällt auf, dass mit höherem Radius der Maisanteil überwiegend kleiner wird, wohingegen vor allem der Anteil Siedlungen ansteigt (Abb. 3.1). Welcher Radius letztendlich den bedeutendsten Einfluss auf die Vogeldiversität und -abundanz hat, muss daher noch eingehend geprüft werden. Nach wie vor fehlen uns dafür noch mehr Flächen mit hohem Mais- und/oder Wald- und Gehölzanteil (Abb. 3.2), worauf bei der Auswahl der Fangplätze in der Saison 2023 verstärkt geachtet werden sollte.

Prozentualer Anteil ausgewählter Landnutzungstypen in 2022 innerhalb eines 500 bzw. 1000 m Radius um die Fangstandorte. *Anmerkung: 'sonstiges' beinhaltet alle restlichen Landnutzungstypen, bspw. (abgeerntetes) Getreide, Soja, Raps, Gemüse und (Blüh)brachen.'*

Abbildung 3.1: Prozentualer Anteil ausgewählter Landnutzungstypen in 2022 innerhalb eines 500 bzw. 1000 m Radius um die Fangstandorte. Anmerkung: ‘sonstiges’ beinhaltet alle restlichen Landnutzungstypen, bspw. (abgeerntetes) Getreide, Soja, Raps, Gemüse und (Blüh)brachen.’

Links: Anteil Mais sowie Wald- und Gehölzstrukturen pro Fläche innerhalb eines 1 km Radius um den Fangplatz von 2018 bis 2022. Rechts: Histogramm der Mais- (oben) sowie Wald- und Gehölzanteile (unten) von 2018 bis 2022.

Abbildung 3.2: Links: Anteil Mais sowie Wald- und Gehölzstrukturen pro Fläche innerhalb eines 1 km Radius um den Fangplatz von 2018 bis 2022. Rechts: Histogramm der Mais- (oben) sowie Wald- und Gehölzanteile (unten) von 2018 bis 2022.

3.2 Vegetationsstruktur an den Fangstandorten

Ausschlaggebend für die Nutzung von Maisfeldern durch Singvögel ist neben der umgebenden Landnutzung vermutlich auch die Verunkrautung der Fläche, da Ackerwildkräuter sowohl Insekten anziehen als auch Sämereien produzieren und somit eine wichtige Nahrungsgrundlage für Singvögel darstellen. 2022 schwankte die mittlere Verunkrautung zwischen 2% (BW-G3-22) und über 60% (BW-L1-22) und die mittlere Maishöhe zwischen 195 cm in Mecklenburg-Vorpommern (MV-EH-22) und 335 cm in Niedersachsen (NI-AG-22) (Tab. 3.1, Abb. 3.3 oben). Zudem gab es auch innerhalb der einzelnen Fläche Schwankungen im Jahresverlauf (insbesondere bei der Verunkrautung, Abb. 3.3 oben) sowie zwischen den einzelnen Netzen (Abb. 3.3 unten). Erste Analysen legen nahe, dass die Individuendichte im Maisfeld mit zunehmender Verunkrautung ansteigt. Zudem bestehen Zusammenhänge zwischen der Maishöhe und dem Grad der Verunkrautung, je nach Fläche schwankt der Korrelationskoeffizient jedoch von negativ bis positiv, sodass hier noch kein eindeutiges Bild entstanden ist (Abb. 3.3 unten). Um den Einfluss der Verunkrautung sowie Maishöhe besser bewerten zu können, sollen 2023 daher auch auf den ehrenamtlichen Flächen die Verunkrautung sowie Maishöhe pro Netz engmaschiger dokumentiert werden.

Oben: mittlere Verunkrautung (links) sowie mittlere Maishöhe (rechts) im Saisonverlauf pro Fläche. Der julianische Tag bezeichnet hierbei die durchlaufende Tagesnummer: 200 wäre bspw. der 19. Juli, 240 der 28. August und 280 der 07. Oktober 2022. * *Anmerkung: Für eine übersichtlichere Darstellung wurden die Flächen in Baden-Württemberg als BW-MR-22 zusammengefasst.* Unten: Korrelation zwischen Verunkrautung und Maishöhe pro Netz für ausgewählte Flächen. Pro Netz sind alle Messungen dargestellt, die im Laufe der Saison gemacht wurden. Hohe negative R²-Werte stehen für einen negativen, hohe positive R²-Werte für einen positiven Zusammenhang.

Abbildung 3.3: Oben: mittlere Verunkrautung (links) sowie mittlere Maishöhe (rechts) im Saisonverlauf pro Fläche. Der julianische Tag bezeichnet hierbei die durchlaufende Tagesnummer: 200 wäre bspw. der 19. Juli, 240 der 28. August und 280 der 07. Oktober 2022. * Anmerkung: Für eine übersichtlichere Darstellung wurden die Flächen in Baden-Württemberg als BW-MR-22 zusammengefasst. Unten: Korrelation zwischen Verunkrautung und Maishöhe pro Netz für ausgewählte Flächen. Pro Netz sind alle Messungen dargestellt, die im Laufe der Saison gemacht wurden. Hohe negative R²-Werte stehen für einen negativen, hohe positive R²-Werte für einen positiven Zusammenhang.

Tabelle 3.1: Struktur und flächenbegleitende Parameter der Maisfelder an den neunzehn Untersuchungsstandorten in 2022.
Standort Lage der Netze Breite der Schneise [cm] Maishöhe (min, max) [cm] Unterwuchs (min, max) [%] Anbautyp Bewirtschaftung Pestizid
BW-G1-22 Mitte, Rand 150 268 (240, 305) 25 (5, 85) Körner konventionell Ja
BW-G2-22 Mitte, Rand 150 236 (195, 270) 10 (5, 30) Körner konventionell Ja
BW-G3-22 Mitte, Rand 80 266 (240, 280) 2 (0, 5) Körner konventionell Ja
BW-K1-22 Mitte, Rand 150 291 (245, 325) 34 (5, 80) Silo ökologisch Nein
BW-L1-22 Mitte, Rand 150 257 (205, 285) 64 (20, 95) Körner ökologisch Nein
BW-M1-22 Mitte, Rand 150 213 (190, 240) 48 (5, 90) Körner ökologisch Nein
BW-M2-22 Mitte, Rand 100 221 (170, 255) 57 (20, 90) Körner ökologisch Nein
BW-S1-22 Mitte, Rand 150 262 (210, 295) 26 (0, 85) Silo ökologisch Nein
BW-S2-22 Mitte, Rand 150 249 (225, 285) 35 (5, 80) Silo ökologisch Nein
BW-Z1-22 Mitte, Rand 150 301 (270, 320) 30 (10, 60) Körner konventionell Ja
BW-Z2-22 Mitte, Rand 150 302 (270, 315) 3 (0, 10) Körner konventionell Ja
BW-Z3-22 Mitte, Rand 150 278 (230, 340) 49 (5, 90) Körner konventionell Ja
BY-BS-22 Mitte 150 200 (180, 220) 2 (0, 5) Silo konventionell k.A.
BY-TD-22 Mitte 150 215 (200, 230) 2 (0, 5) Silo konventionell k.A.
MV-EH-22 Mitte, Rand 150 195 (160, 205) 11 (5, 30) Körner ökologisch Nein
MV-SK-22 Mitte, Rand 85 198 (145, 240) 7 (5, 15) Biogas konventionell Ja
NI-AG-22 Mitte, Rand 160 335 (325, 350) 4 (0, 5) Silo konventionell Ja
RP-DK-22 Mitte, Rand 150 226 (210, 255) 8 (0, 40) Körner konventionell Ja
RP-MH-22 Mitte, Rand 150 272 (250, 305) 5 (5, 5) Körner konventionell Ja

3.3 Fangaufwand und Fangdichten

Wie in den Vorjahren konzentrierte sich der Fangaufwand vor allem auf August und Anfang September, jedoch gab es 2022 auch einige Fänge im Oktober, sodass die Fangaktivität relativ ausgewogen über die Saison verteilt war (Abb. 3.4 links). Die wöchentliche Dichte der Fänglinge hingegen stieg sowohl 2022 als auch gesamt im Laufe des Augusts an, um dann im September und Oktober ihren Höhepunkt zu erreichen (Abb. 3.4 rechts). 2022 wurden diese hohen Fangdichten unter anderem durch die außergewöhnlich hohe Anzahl an Buchfinken verursacht (Abb. 3.5).

Die höchste relative Fangdichte (gut 20 Erstfänge pro 1000hm²) konnte 2022 in Dusslingen, Baden-Württemberg (BW-S2-22) ermittelt werden, wobei auf dieser Fläche Feldsperlinge knapp die Hälfte der Fänglinge ausmachten (Tab. 3.2, Abb. 3.7). In Goldenstedt, Niedersachsen (NI-AG-22), Rosenthal, Mecklenburg-Vorpommern (MV-SK-22) und Gomaringen, Baden-Württemberg (BW-G1-22) konnten ebenfalls hohe Fangdichten um die 15 Fänglinge pro 1000hm² erzielt werden (Tab. 3.2). Die geringste Fangdichte mit weniger als vier Erstfängen pro 1000hm² gab es in Haßloch-Ellerstadt, Rheinland-Pfalz (Tab. 3.2). Die Fangdichten bei den Wiederfängen lagen zwischen 0 und 4,4 Fänglingen pro 1000hm², wobei die hohen Werte aus Baden-Württemberg unter anderem dadurch zustande kommen, dass häufig am selben Tag morgens und abends auf der jeweiligen Fläche gefangen wurde und somit auch kurzzeitig rastende Individuen wiedergefangen wurden.

Links: Aufsummierter wöchentlicher Fangaufwand pro Fläche in 2022 (oben) und pro Jahr (unten). Rechts: Mittlere wöchentliche Fangdichten pro Fläche in 2022 (oben) und gesamt (unten). Schwarze Striche geben die mittlere wöchentliche Fangdichte aller Flächen von 2022 (oben) bzw. gesamt (unten) wieder. * *Anmerkung: Für eine übersichtlichere Darstellung wurden die Flächen in Baden-Württemberg als BW-MR-22 zusammengefasst.*

Abbildung 3.4: Links: Aufsummierter wöchentlicher Fangaufwand pro Fläche in 2022 (oben) und pro Jahr (unten). Rechts: Mittlere wöchentliche Fangdichten pro Fläche in 2022 (oben) und gesamt (unten). Schwarze Striche geben die mittlere wöchentliche Fangdichte aller Flächen von 2022 (oben) bzw. gesamt (unten) wieder. * Anmerkung: Für eine übersichtlichere Darstellung wurden die Flächen in Baden-Württemberg als BW-MR-22 zusammengefasst.

Phänologie der häufigsten sieben Arten pro Jahr basierend auf wöchentlichen Fangdichten (nur Erstfänge). Schwarze Striche geben die mittlere wöchentliche Fangdichte für alle Jahre wieder. Man beachte die unterschiedlichen y-Achsen Skalierungen. *Anmerkung: 'sonstiges' beinhaltet alle gefangenen Arten, die nicht einzeln aufgelistet wurden.*

Abbildung 3.5: Phänologie der häufigsten sieben Arten pro Jahr basierend auf wöchentlichen Fangdichten (nur Erstfänge). Schwarze Striche geben die mittlere wöchentliche Fangdichte für alle Jahre wieder. Man beachte die unterschiedlichen y-Achsen Skalierungen. Anmerkung: ‘sonstiges’ beinhaltet alle gefangenen Arten, die nicht einzeln aufgelistet wurden.

Tabelle 3.2: Fangaufwand, -zahlen und -dichten der neunzehn Fangplätze von 2022.
Anzahl
Erstfänge
Wiederfänge
Standort Tage Stunden [h] Aufwand [hm²] Anzahl pro 1000hm² Anzahl pro 1000hm² Anzahl Arten
BW-G1-22 19 108 26500 392 14,8 105 4,0 23
BW-G2-22 18 102 25500 191 7,5 29 1,1 17
BW-G3-22 9 48 7900 89 11,3 10 1,3 16
BW-K1-22 5 31 7750 71 9,2 20 2,6 13
BW-L1-22 11 58 14625 180 12,3 44 3,0 19
BW-M1-22 11 67 16750 191 11,4 61 3,6 15
BW-M2-22 11 64 15875 158 9,9 40 2,5 23
BW-S1-22 5 31 7750 66 8,5 18 2,3 10
BW-S2-22 6 32 8000 165 20,6 31 3,9 14
BW-Z1-22 11 49 12250 170 13,9 54 4,4 17
BW-Z2-22 8 45 11250 82 7,3 27 2,4 15
BW-Z3-22 9 45 11250 117 10,4 35 3,1 20
BY-BS-22 9 67 6733 55 8,2 2 0,3 14
BY-TD-22 11 80 8033 37 4,6 1 0,1 7
MV-EH-22 17 70 20197 142 7,0 11 0,5 23
MV-SK-22 10 42 4849 70 14,4 2 0,4 14
NI-AG-22 10 40 6720 107 15,9 0 0,0 17
RP-DK-22 10 59 11000 39 3,5 1 0,1 11
RP-MH-22 12 50 7849 45 5,7 4 0,5 8

3.4 Artzusammensetzung

2022 wurden mit 47 Arten so viele Arten wie noch nie gefangen (Tab. 1.1), zudem konnten im Rahmen des Projektes drei neue Arten (Sperber, Gelbbrauenlaubsänger, Wintergoldhähnchen) im Maisfeld nachgewiesen werden, weshalb sich die Gesamtzahl seit 2016 auf 66 Arten beläuft (Abb. 3.6 und Titelbild).

Wie schon im Vorjahr waren diese Saison Blaumeisen die am häufigsten gefangenen Individuen (Tab. 3.3). Zusammen mit Zilpzalp und Kohlmeise machten sie somit – auch in der Gesamtbilanz – fast 50% der Erstfänge aus. Blaumeisen wurden 2022 relativ gleichmäßig im Saisonverlauf gefangen, wohingegen die durchschnittliche Dichte seit 2016 mit fortschreitender Saison ansteigt (Abb. 3.5). Für Kohlmeisen zeichnete sich ein umgekehrtes Bild: 2022 nahm die Dichte im Laufe der Wochen ab, im Durchschnitt seit 2016 ist sie jedoch konstant (Abb. 3.5). Die Phänologie des Zilpzalps aus der Saison 2022 mit einem Höhepunkt Ende September deckt sich mit den Durchschnittswerten (Abb. 3.5). Auch die ebenfalls häufigen Arten Teichrohrsänger und Rotkehlchen zeigten diese Saison ähnliche Verläufe wie im Durchschnitt (Abb. 3.5), jedoch gab es tendenziell geringere Dichten und auch der Anteil der Arten an der Gesamtzahl Individuen war kleiner als im Jahresvergleich (Tab. 3.3). Ebenfalls zu den Top 10 der Vogelarten im Mais gehören Buchfink und Feldsperling, welche 2022 mit 14% beziehungsweise 9% der Erstfänge besonders häufig gefangen wurden (Tab. 3.3) und überdurchschnittliche Fangdichten erzielten (Abb. 3.5). Feldsperlinge erzielten bereits in vergangenen Jahren vereinzelt hohe Werte, wohingegen Buchfinken bislang in deutlich niedrigerer Anzahl gefangen wurden (Tab. 3.3), da sie gehäuft erst ab Oktober im Maisfeld anzutreffen sind (Abb. 3.5). Verhältnismäßig selten wurden 2022 unter anderem Mönchs- und Gartengrasmücke, Rohrammer, Stieglitz, Amsel und Sumpfrohrsänger gefangen (Tab. 3.3).

Über 75% aller Erst- und 90% aller Wiederfänge setzten sich 2022 aus den sieben häufigsten Arten zusammen, jedoch kam es zwischen den Fangplätzen zu großen Unterschieden in der Artzusammensetzung (Abb. 3.7). Besonders hervorzuheben sind hier große Anteile von Meisen (BW-K1-22, BW-S1-22, BY-TD-22, NI-AG-22), Buchfinken (BW-G2-22, RP-DK-22), Feldsperlingen (BW-L1-22, BW-S2-22, MV-SK-22) und Teichrohrsängern (RP-MH-22).

Seltenheiten in diesem Jahr (der Gelbbrauenlaubsänger befindet sich auf dem Titelbild): Oben links: eine Misteldrossel, gefangen am 04.10.2022 in Rottenburg M2, Baden-Württemberg. Oben Mitte: eines der drei diesjährigen Sperbermännchen (eine neue Art für das Projekt), gefangen am 11.10.2022 in Gomaringen G1, Baden-Württemberg. Oben rechts: ein Drosselrohrsänger, gefangen am 22.08.2022 in Hirrlingen L1, Baden-Württemberg. Unten links: ein weibliches Blaukehlchen, gefangen am 09.09.2022 in Hirrlingen L1, Baden-Württemberg. Unten Mitte: eines der beiden männlichen Sommergoldhähnchen, gefangen am 24.08.2022 in Gomaringen G1, Baden-Württemberg. Unten links: ein männliches Wintergoldhähnchen (ebenfalls eine neue Art für das Projekt), gefangen am 31.10.2022 in Gomaringen G1, Baden-Württemberg.  © M. Rieger, N. Schöffski (Misteldrossel)

Abbildung 3.6: Seltenheiten in diesem Jahr (der Gelbbrauenlaubsänger befindet sich auf dem Titelbild): Oben links: eine Misteldrossel, gefangen am 04.10.2022 in Rottenburg M2, Baden-Württemberg. Oben Mitte: eines der drei diesjährigen Sperbermännchen (eine neue Art für das Projekt), gefangen am 11.10.2022 in Gomaringen G1, Baden-Württemberg. Oben rechts: ein Drosselrohrsänger, gefangen am 22.08.2022 in Hirrlingen L1, Baden-Württemberg. Unten links: ein weibliches Blaukehlchen, gefangen am 09.09.2022 in Hirrlingen L1, Baden-Württemberg. Unten Mitte: eines der beiden männlichen Sommergoldhähnchen, gefangen am 24.08.2022 in Gomaringen G1, Baden-Württemberg. Unten links: ein männliches Wintergoldhähnchen (ebenfalls eine neue Art für das Projekt), gefangen am 31.10.2022 in Gomaringen G1, Baden-Württemberg. © M. Rieger, N. Schöffski (Misteldrossel)

Tabelle 3.3: Anzahl Erstfänge (N) sowie deren Anteil (%) an der jährlichen Gesamtsumme pro Vogelart , die 2016 - 2022 im Mais gefangen wurden.
2016
2017
2018
2019
2020
2021
2022
Gesamt
Vogelart N % N % N % N % N % N % N % N %
Blaumeise 67 10,93 213 20,08 61 11,94 71 13,71 218 21,23 150 23,26 491 20,74 1271 18,85
Zilpzalp 69 11,26 146 13,76 98 19,18 89 17,18 218 21,23 71 11,01 328 13,86 1019 15,11
Kohlmeise 55 8,97 162 15,27 73 14,29 73 14,09 133 12,95 88 13,64 307 12,97 891 13,22
Buchfink 37 6,04 51 4,81 12 2,35 47 9,07 19 1,85 48 7,44 326 13,77 540 8,01
Feldsperling 12 1,96 39 3,68 63 12,33 47 9,07 32 3,12 34 5,27 219 9,25 446 6,62
Teichrohrsänger 77 12,56 68 6,41 47 9,20 34 6,56 61 5,94 24 3,72 88 3,72 399 5,92
Rotkehlchen 65 10,60 71 6,69 19 3,72 25 4,83 37 3,60 52 8,06 89 3,76 358 5,31
Fitis 31 5,06 53 5,00 44 8,61 31 5,98 42 4,09 17 2,64 92 3,89 310 4,60
Mönchsgrasmücke 26 4,24 60 5,66 4 0,78 4 0,77 49 4,77 12 1,86 32 1,35 187 2,77
Goldammer 15 2,45 12 1,13 13 2,54 1 0,19 24 2,34 9 1,40 73 3,08 147 2,18
Heckenbraunelle 4 0,65 20 1,89 16 3,13 15 2,90 18 1,75 7 1,09 32 1,35 112 1,66
Rohrammer 48 7,83 13 1,23 4 0,78 3 0,58 8 0,78 13 2,02 23 0,97 112 1,66
Stieglitz 1 0,16 12 1,13 0 0,00 0 0,00 63 6,13 16 2,48 16 0,68 108 1,60
Amsel 11 1,79 28 2,64 11 2,15 5 0,97 20 1,95 10 1,55 10 0,42 95 1,41
Sumpfrohrsänger 25 4,08 10 0,94 3 0,59 4 0,77 7 0,68 22 3,41 14 0,59 85 1,26
Grünfink 7 1,14 16 1,51 0 0,00 1 0,19 12 1,17 0 0,00 38 1,61 74 1,10
Hausrotschwanz 1 0,16 2 0,19 1 0,20 13 2,51 4 0,39 1 0,16 39 1,65 61 0,90
Haussperling 1 0,16 2 0,19 3 0,59 21 4,05 3 0,29 2 0,31 20 0,84 52 0,77
Gartenrotschwanz 3 0,49 12 1,13 2 0,39 6 1,16 3 0,29 5 0,78 20 0,84 51 0,76
Singdrossel 9 1,47 18 1,70 2 0,39 0 0,00 6 0,58 6 0,93 9 0,38 50 0,74
Dorngrasmücke 6 0,98 5 0,47 15 2,94 2 0,39 3 0,29 5 0,78 13 0,55 49 0,73
Bluthänfling 4 0,65 4 0,38 0 0,00 0 0,00 16 1,56 7 1,09 9 0,38 40 0,59
(Wiesen)Schafstelze 6 0,98 1 0,09 4 0,78 6 1,16 1 0,10 7 1,09 8 0,34 33 0,49
Baumpieper 6 0,98 3 0,28 2 0,39 1 0,19 4 0,39 6 0,93 5 0,21 27 0,40
Star 0 0,00 3 0,28 3 0,59 0 0,00 0 0,00 6 0,93 10 0,42 22 0,33
Sumpfmeise 3 0,49 1 0,09 0 0,00 1 0,19 4 0,39 3 0,47 9 0,38 21 0,31
Gartengrasmücke 3 0,49 5 0,47 1 0,20 0 0,00 4 0,39 3 0,47 1 0,04 17 0,25
Neuntöter 1 0,16 3 0,28 3 0,59 3 0,58 1 0,10 0 0,00 2 0,08 13 0,19
Zaunkönig 2 0,33 1 0,09 0 0,00 0 0,00 1 0,10 2 0,31 6 0,25 12 0,18
Braunkehlchen 4 0,65 1 0,09 1 0,20 4 0,77 0 0,00 1 0,16 0 0,00 11 0,16
Klappergrasmücke 0 0,00 4 0,38 0 0,00 2 0,39 1 0,10 2 0,31 2 0,08 11 0,16
Schilfrohrsänger 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 1 0,10 3 0,47 7 0,30 11 0,16
Bachstelze 2 0,33 0 0,00 0 0,00 1 0,19 2 0,19 1 0,16 3 0,13 9 0,13
Feldschwirl 0 0,00 1 0,09 0 0,00 2 0,39 1 0,10 0 0,00 3 0,13 7 0,10
Trauerschnäpper 0 0,00 1 0,09 0 0,00 0 0,00 2 0,19 0 0,00 4 0,17 7 0,10
Kleiber 2 0,33 2 0,19 0 0,00 0 0,00 0 0,00 1 0,16 1 0,04 6 0,09
Nachtigall 2 0,33 1 0,09 1 0,20 1 0,19 0 0,00 1 0,16 0 0,00 6 0,09
Rauchschwalbe 0 0,00 3 0,28 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 3 0,13 6 0,09
Waldlaubsänger 0 0,00 0 0,00 0 0,00 3 0,58 3 0,29 0 0,00 0 0,00 6 0,09
Weidenmeise 4 0,65 1 0,09 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 5 0,07
Kleinspecht 1 0,16 1 0,09 0 0,00 0 0,00 0 0,00 1 0,16 1 0,04 4 0,06
Drosselrohrsänger 0 0,00 1 0,09 0 0,00 1 0,19 0 0,00 1 0,16 1 0,04 4 0,06
Gartenbaumläufer 0 0,00 3 0,28 0 0,00 0 0,00 1 0,10 0 0,00 0 0,00 4 0,06
Sommergoldhähnchen 0 0,00 0 0,00 1 0,20 0 0,00 0 0,00 1 0,16 2 0,08 4 0,06
Buntspecht 0 0,00 3 0,28 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 3 0,04
Gelbspötter 0 0,00 3 0,28 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 3 0,04
Blaukehlchen 0 0,00 0 0,00 1 0,20 0 0,00 1 0,10 0 0,00 1 0,04 3 0,04
Bergfink 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 1 0,16 2 0,08 3 0,04
Sperber 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 3 0,13 3 0,04
Girlitz 1 0,16 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 1 0,04 2 0,03
Schlagschwirl 1 0,16 0 0,00 1 0,20 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 2 0,03
Gimpel 0 0,00 2 0,19 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 2 0,03
Rebhuhn 0 0,00 0 0,00 1 0,20 0 0,00 0 0,00 1 0,16 0 0,00 2 0,03
Misteldrossel 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 1 0,10 0 0,00 1 0,04 2 0,03
Wendehals 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 1 0,10 0 0,00 1 0,04 2 0,03
Wacholderdrossel 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 2 0,31 0 0,00 2 0,03
Wiesenpiper 1 0,16 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 1 0,01
Ortolan 0 0,00 0 0,00 1 0,20 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 1 0,01
Tannenmeise 0 0,00 0 0,00 0 0,00 1 0,19 0 0,00 0 0,00 0 0,00 1 0,01
Eisvogel 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 1 0,10 0 0,00 0 0,00 1 0,01
Waldbaumläufer 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 1 0,10 0 0,00 0 0,00 1 0,01
Grauammer 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 1 0,16 0 0,00 1 0,01
Grauschnäpper 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 1 0,16 0 0,00 1 0,01
Schwanzmeise 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 1 0,16 0 0,00 1 0,01
Gelbbrauenlaubsänger 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 1 0,04 1 0,01
Wintergoldhähnchen 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 0 0,00 1 0,04 1 0,01
Artzusammensetzung der Erst- (innerer Kreis) und Wiederfänge (äußerer Ring) pro Fläche sowie Gesamt ('Sum', unten rechts). Die Zahlen hinter dem Flächenkürzel geben die Anzahl Erst- und Wiederfänge an. *Anmerkung: 'sonstiges' beinhaltet alle gefangenen Arten, die nicht einzeln aufgelistet wurden.*

Abbildung 3.7: Artzusammensetzung der Erst- (innerer Kreis) und Wiederfänge (äußerer Ring) pro Fläche sowie Gesamt (‘Sum’, unten rechts). Die Zahlen hinter dem Flächenkürzel geben die Anzahl Erst- und Wiederfänge an. Anmerkung: ‘sonstiges’ beinhaltet alle gefangenen Arten, die nicht einzeln aufgelistet wurden.

3.5 Wiederfänge und Wiederfunde

2022 gab es eine hohe Wiederfangrate von 17.3%, der Gesamtdurchschnitt seit 2016 liegt bei 10.5%. Vor allem ab der 34. Kalenderwoche (Mitte August) konnten besonders hohe Wiederfangraten erzielt werden (Abb. 3.8).

Erfreulicherweise wurde ein am 26.07.2022 in Sickenhausen, Baden-Württemberg beringter diesjähriger Zilpzalp am 28.01.2023 im über 950 km entfernten Abrera in Spanien wiedergefangen.

Wöchentliche Wiederfangraten pro Jahr (farbige Punkte) sowie Gesamt (schwarze Balken).

Abbildung 3.8: Wöchentliche Wiederfangraten pro Jahr (farbige Punkte) sowie Gesamt (schwarze Balken).


4 Ausblick

Um den Einfluss des Landnutzungskontextes zu erfassen, wollen wir uns vor allem auf den Anteil Mais sowie Wald und Gehölz innerhalb des 1000 m Radius konzentrieren. Um die Standardisierung und Repräsentativität dieser Ergebnisse zu erhöhen, benötigen wir daher weiterhin Standorte mit einem Maisanteil > 25% innerhalb eines 1000 m Radius, ebenso Flächen mit einem Gehölz- und Waldanteil > 25% (Abb. 8). Nur durch eine ausgeglichene Verteilung dieser Landnutzungsanteile sind wir in der Lage, fundierte Aussagen zum Einfluss der Landnutzungsumgebung auf die Nutzung von Maisfeldern zu machen.

Ebenso steht die detailliertere Erfassung der Verunkrautung sowie Maishöhe im Vordergrund.


5 Dank

Ein besonderer Dank gebührt allen ehrenamtlich tätigen Beringer:innen und Helfer:innen des Projektes, welche uns teilweise schon seit 2016 unterstützen, sowie dem Team aus studentischen Hilfskräften, welche zusammen mit Mirjam Rieger weitere Flächen bearbeitet haben. Ebenso bedanken wir uns bei den Landwirt:innen, die ihre Maisfelder für die Untersuchung zur Verfügung gestellt haben. Seit April 2022 wird das Projekt inklusive der hauptamtlichen Stelle durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert. 2016, 2018, 2019 und 2020 wurde das Projekt vom Deutschen Maiskomitee e.V. (DMK) und 2017 von der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft e.V. (DO-G) finanziell unterstützt. Die Arbeit und der Aufenthalt von László Kövér wurde von 2017 bis 2021 durch das Projekt EFOP-3.6.3.-VEKOP-16-2017-00008 finanziert.


6 Literatur

Gottschalk, T. & Kövér, L. 2016. Gast- und Rastvögel im Sommer und Herbst in einem Maisfeld bei Gießen. Vogelwarte, 54 (1): 1-14.
Gottschalk, T. 2017. Nutzung von Maisfeldern durch Vögel im Sommer und Herbst. Mais 44:134-137.
Gottschalk, T. & Kövér, L. 2019. Wie viele Vögel nutzen Maisfelder im Sommer und Herbst? Mais 46:181-184.