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Studium Generale: Auewälder Mitteleuropas neu entdecken - Entstehung der deutsch-französischen Auewälder am Rhein

Veröffentlicht am: 18. Oktober 2018

Vortrag von Dr. Helmut Volk, Freiburg am Donnerstag, 25. Oktober 2018 um 18 Uhr s.t. in der Aula

Die Auewälder Mitteleuropas
Neue Ergebnisse über die Auen mit Bedeutung für die Wälder liegen vor. Sie wurden durch Untersuchungen der Archäologie, der Pollenanalyse und der Historie gewonnen. Die Historie weist kontinuierliche Siedlungstätigkeit in den Auen durch schriftliche Belege seit 900 bis 1200 Jahren nach. Archäologie und Pollenanalyse legen nahe, dass die Auen seit dem Beginn der bäuerlichen Kultur in Mitteleuropa schon vor 5.000 Jahren genutzt wurden. Bis 1800 konnten sich keine natürlichen Waldgesellschaften der sog. Regionalgesellschaften im Kulturraum Auen halten. Die Menschen gestalteten die Auen schon zur Bronze-, Kelten- und Römerzeit großflächig zu Kulturauen um. Um 1800 hatten die größten Teile der Rhein-, Donau-, Oder- und Elbauen gerade noch 10-15 % Niederwaldanteil in Form von Faschinenwald-Plantagen. In diesen Wäldern auf den Flussinseln und im Uferbereich gab es große Lücken, die für die Viehweide, für Gärten und landwirtschaftliche Bauten frei gehalten wurden.

Seit dem Ende des Mittelalters sind die intensive Nutzung und die enormen Landschaftsveränderungen in und an den Flüssen genauer erforscht. Menschliche Kultur hatte die Auen bereits durch Dammbau und Entwässerung in überflutete und nicht überflutete Bereiche geteilt. Veränderungen der Nutzungseinteilung durch die Gewalt der Flüsse wurden überwiegend repariert. Schon vor 1500 wurde jährlich festgelegt, wo und wie genutzt wird; Dammbauten und Baumpflanzungen gehörten dazu.

Die heutigen Auewälder am Oberrhein von Basel bis Mainz sind Früchte der Rheinkorrektion. Sie entstanden als Waldstandorte durch künstliche Anlandung im alten, nicht mehr gebrauchten, 1-2 Kilometer breiten Flussbett des Rheins. In dieser Welt der Kultur-Aueökologie schufen die Rheinanlieger unter forstlicher Beteiligung die heutigen Auewälder in 180 Jahren ständiger Aufbauarbeit.

Die Veränderungen der Auewälder durch Landes- und Waldkultur hielten Schritt mit der enormen Ausdehnung der Siedlungs- und Infrastruktur in den Flussauen. Auewälder sind heute urbane Erholungs-, Wasserschutz- und Luftreinhalte-Flächen im Umfeld der Städte am Rhein. Deren Bedeutung für die Gesellschaft und die Gesundheit der Menschen erfordert die ständige waldbauliche Tätigkeit. Naturschutz-Leitbilder sind von ungenutzten Auen mit Urwaldresten natürlicher Wälder bis ins 20. Jahrhundert abgeleitet. Die Naturschutzsicht auf Auen und ihre Wälder sollte gründlich überarbeitet werden. Multifunktionale Denkweise für Wälder kann dazu Impulse und Konzepte liefern.

Weitere Veranstaltungen:

6. November 2018 | 18:00 Uhr Studium Generale: Forests and Forestry in China?

8. November 2018 | 19:00 Uhr Studium Generale: Vortragsreihe Jagd

26. November 2018 | 19:00 Uhr Studium Generale: Stromblackout – Was passiert, wenn der Strom ausfällt?

6. Dezember 2018 | 19:00 Uhr Studium Generale: Vortragsreihe Jagd