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HFR und ihre Partner bekämpfen den Borkenkäfer aus der Luft

Veröffentlicht am: 26. November 2018

Das Projekt PROTECTFOREST stellt sich einer aktuellen Herausforderung, die Teil eines globalen Problems ist: Die zunehmende Erderwärmung erzeugt nicht nur Klimaturbulenzen oder Trockenheit, sondern spielt auch einem alten Erzfeind des Waldes zu, nämlich dem Borkenkäfer.

Drohnenbegeisterte Entwickler beim erfolgreichen Kick-Off des Projektes PROTECTFOREST mit (v.l.n.r.) Prof.Dr. Dirk Jaeger, Peter Reiner, Diplom Designer Johann Ziereis, M.Sc. Andreas Fritz, Ing. Wolfgang Mahringer, Dr. Pawanjeet Singh Datta und Dr. Sebastian Paczkowski

In besonders heißen und trockenen Sommern können diese kleinen Forstschädlinge hektarweise Wald zerstören. Dieser große Effekt des kleinen Käfers wird nur dadurch ermöglicht, dass sein Schaden erst sichtbar wird, wenn seine Population schon so stark zugenommen hat, dass er fast nicht mehr aufzuhalten ist. Denn wenn die Käfer vor allem schwache durch die Trockenheit gestresste Bäume angreifen, sieht der Förster erstmal gar nichts. Erst wenn die Tiere sich erfolgreich vermehrt haben und ihre Nachkommen schon längst viele weitere Bäume befallen haben, fangen die Nadeln an zu Welken und ihre rostrote Farbe ist weithin sichtbar.

Forscher der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg, der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Georg-August-Universität Göttingen wollen zusammen mit den Drohnenspezialisten der Firma CADmium GmbH dem Käfer nun schon frühzeitig zu Leibe rücken: Während des Befalls bohren sich die Käfer in die Rinde der Bäume ein und verursachen Harzfluss. Der markante Geruch dieses Harzes, den man manchmal auch an warmen Sommertagen bei einem Waldspaziergang genießen kann, verteilt sich über den Baumkronen. So wird ein befallener Baum zwar nicht sichtbar, aber „erschnüffelbar“. Leider ist es kaum möglich diese Geruchsfahne mit Hunden zu erschnüffeln, wie das bei anderen Forstschädlingen praktiziert wird, aber hier soll die Firma CADmium Abhilfe schaffen. Eine im Projekt zu entwickelnde Spezialdrohne soll mit angepassten Gassensoren über den Baumkronen fliegen und wie ein elektronischer Flugspürhund die Geruchsfährte der befallenen Bäume aufnehmen und diese lokalisieren. So könnten befallene Bäume bis zu einem Jahr früher detektiert und aus dem Bestand entnommen werden, um eine explosive Zunahme der Käferpopulation und die entsprechenden schweren Folgeschäden zu verhindern. Doch damit nicht genug, denn die Vision des Projektes PROTECTFOREST geht noch darüber hinaus. Die Sensordaten sollen von der Drohne direkt in das WorldWideWeb eingespeist werden. So können Geruchs-HeatMaps erstellt und besonders betroffene HotSpots identifiziert werden. Wälder könnten auf diese Weise online auf Käferbefall gemonitort werden. Die Ergebnisse können dann dem Forstpersonal direkt aufs Handy gesendet und die Entnahme der befallenen Bäume veranlasst werden.

Das zweijährige Forschungs- und Entwicklungsprojekt wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) durch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) gefördert.

Projektleitung: Prof. Dr. Stefan Pelz

Ansprechpartner: Dr. Sebastian Paczkowski